Das Fest der „Darstellung des Herrn“ wird vierzig Tage nach Weihnachten als Abschluss der Weihnacht gefeiert. Früher nannte man das „Mariä Reinigung“, was sich auf einen sehr archaischen Brauch bezog. Für die Landbevölkerung spielte das Datum jedoch eine ganz andere Rolle.
Am 2. Februar ist Maria Lichtmess. Der katholische Feiertag bezieht sich auf jüdische Traditionen. Laut der Thora gilt die Frau nach der Geburt ihrer Kinder als unrein – bei der Geburt von Töchtern sind es – klar – 80 Tage. Danach ist das Neugeborene im Tempel dem Herrn vorzustellen und mit einem Opfer auszulösen.
Aufbauend auf diesen archaischen Gesetzen kamen im Laufe der Zeit diverse neue Traditionen und Riten hinzu. Da der Katholik gern mit Kerzen hantiert, das Festliche schätzt, verband man den Marienkult einfach mit einer Lichterprozession: der Lichtmessfeier.
Bis in die 1960er-Jahre endete hier – vierzig Tage nach Weihnachten – offiziell die Weihnachtszeit. Die Krippen wurden verstaut, der Weihnachtsschmuck endlich abgehängt. Erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat sich die katholische Kirche auf den 6. Januar als Weihnachtsendzeit geeinigt.
Wichtiger Tag für die einfachen Leute
Aber fern von allen religiösen Riten war gerade hier in der ländlich-bäuerlich geprägten Region der 2. Februar ein wichtiger Zeitpunkt für die einfachen Leute – also die große Mehrheit der Bevölkerung. Für die Bauern hieß das: die ruhige Winterzeit ist vorbei, und es wurde, so das Wetter es zuließ, mit der Aussaat begonnen. Die Arbeitsverträge des „Gesindes“, also der Knechte, Dienstboten und Mägde mussten verlängert werden.
Der reiche Bauer, der Adelige – sie alle ließen in der Regel ihr Gesinde immer nur für ein Jahr auf dem Anwesen arbeiten. Heute kennen wir das unter der Bezeichnung „befristete Arbeitsverträge“ oder „Leiharbeit“. Dann galt es, den Vertrag wieder für ein Jahr zu verlängern. Geschah dies nicht, zahlte der Herr den Knecht aus, und der musste den Hof verlassen.
Und es gab auch einen Vorläufer der heute üblichen Abfindung: In einigen Regionen war es Tradition, dem Knecht oder der Magd noch ein paar Schuhe zu schenken. Diese Arbeitsverhältnisse hatten aber auch private Konsequenzen. Dem niederen Volk auf dem Hof war es selten oder nur mit der Genehmigung des Herrn gestattet, zu heiraten. Musste also einer den Hof verlassen, endeten zu diesem Zeitpunkt meist auch die geheimen Liebesbeziehungen der Bediensteten.
Willkür der Reichen
Kein Arbeitsrecht schützte diese Menschen vor der Willkür der Reichen, des Adels. Meist wurde diese Struktur zudem von den Geistlichen vor Ort unterstützt. Wir vergessen das immer gern, wenn wir die Monarchie, den Adel und die frühere Zeiten verherrlichen. Für die allermeisten Menschen war es eine Zeit der Unfreiheit und der üblen Willkür.
Bis zum 5. Februar hatten die Dienstboten dann Zeit, sich eine neue Arbeit zu suchen. Jene, die bleiben durften, hatten in diesen Tagen frei. In Bayern bezeichnete man diese Zeit als Schlenkeltage (man „schlenkte“, also wanderte herum). Das Gesinde aus den ärmeren Gegenden des Landes, wie Niederbayern oder der Rhön, zog dann in aller Eile von den reichen Höfen oder den Städten wie München und Augsburg heim und feierte dort verspätet mit den Verwandten das Weihnachtsfest.
Für die Handwerker endete an diesem Tag die Arbeit bei Kunstlicht. Zur Feier des Tages gaben die Meister den Gesellen und Lehrlingen oft den Nachmittag frei. Sie nannten den Tag Lichtblaumontag. Das war vermutlich die sprachliche Vorlage für den berüchtigten Blauen Montag, nicht jedoch für den großartigen Hit aus den Achtzigern.
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