Von Kreuthern und Kräutern – Gärtnern oder das Refugium zum Wurzelnschlagen

Hedwig Gilde: Gärtnerin mit Leidenschaft
Hedwig Gilde: Gärtnerin mit Leidenschaft

„Ich hab da einen Balkonkasten, der hängt in der Sonne, aber es regnet drauf. Was pflanz ich da?“ ‒ „Stehend oder hängend?“ ‒ „Stehend.“

Hedwig Gilde rät zu Fächerblumen, Bidens oder Geranien. Sie arbeitet in der Kreuther Gärtnerei Kuth, wo sich ab Mitte Mai die Kunden die Klinke in die Hand geben. Es ist Pflanzzeit.

Wer in Kreuth einen Garten hat, weiß: Hier ist die Saison kurz. Andernorts gibt es bereits Ende März oder Anfang April Tomatenpflänzchen und Geranien in den Märkten. In Kreuth kann man in der Klamm zu dieser Zeit meist noch langlaufen. Da können ein paar Gartentipps nicht schaden.

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Aber warum gibt man sich eigentlich dem Gärtnern hin? Die natürlichen Feinde sind zahlreich (Schnecken, Läuse, Unkrautwucher). Das Wetter im Tal unkalkulierbar (überraschender Frost, lange Regenzeiten, sengende Sonnenstrahlen).

Und Gärtnern ist doch eigentlich ziemlich harte Arbeit und ganz schön aufwendig. Vielleicht ist Gärtnern einfach ein Sinnbild für Sesshaftigkeit. Ein Refugium zum Wurzelnschlagen.

Gärtnerei Kuth: Bei jedem Einkauf in Kreuth gehört gute Beratung zum guten Service
Gärtnerei Kuth: Bei jedem Einkauf in Kreuth gehört gute Beratung zum Service

Welche Blumen passen zusammen? Welches Gemüse pflanze ich zusammen in ein Beet? Und wie werde ich lästiges Ungeziefer los? Es kommen Kunden mit viel Ahnung und andere, die man eher als Einsteiger bezeichnen könnte. Jetzt, im Juni, boomt vor allem der Verkauf von Pflänzchen fürs Freiland. Die Beratung gibt’s dann obendrein.

Frischer, knackiger Salat, Tomaten, Kraut, Gurken, Zucchini, Spinat und vieles andere mehr wechselt den Besitzer. Dann geht’s weiter mit Kohlrabi, Erbsen und Spinat, berichtet Hedwig Gilde, die Gärtnergesellin, die seit elf Jahren das Geschäft gepachtet hat. Seit 1985 arbeitete sie davor als Angestellte in der Gärtnerei. Marianne und Dietmar Kuth arbeiten auch heute noch im Betrieb mit.

Nelken und viele andere Blumen freuen sich über Tageslicht.
Nelken und viele andere Blumen freuen sich über Tageslicht.

Pflanzen für Balkon, Garten und Friedhof. Gemüse, Beeren, Blumen, Stauden. Sie wachsen hier in den Gewächshäusern und im Freiland. Und zwar von Anfang an. Fast alle Pflänzchen, die hier über die Ladentheke gehen, sind einmal von Hedwigs fleißigen Händen als Samen in die Erde gesteckt worden.

Zwölf-Stunden-Tage? In der Saison nichts besonderes….

„Sonntag ist Sätag“, verrät die Holzkirchnerin. Spezielle Samenfirmen liefern die Körnchen. Hedwig setzt unzählige von ihnen in die dunkle Erde der Saatschalen. „Wenn sie zwei Blättchen dran haben, werden sie pikiert“, erzählt sie. Pikieren, bedeutet in der Gärtnersprache, nichts anderes als umtopfen der noch jungen Pflänzchen.

Hedwig Gilde macht fast alles per Hand. Das erklärt den Zwölf-Stunden-Tag, der in der Saison bei ihr häufig vorkommt. Sechs bis sieben Tage die Woche ist sie in der Gärtnerei.

„Das Wichtigste ist das Gießen“, sagt sie. „Im Frühjahr hilft mir meine Mutter dabei.“ Sie ist erleichtert über jede Hilfe. Aber gute Pflege, Gießen und Düngen ist auch für jeden Hobbygärtner das Geheimnis für das gute Gedeihen einer jeden Pflanze. Dann hat man auch kaum Schädlingsprobleme.

Jedes Jahr sobald der Schnee geschmolzen ist, gedeihen in Kreuth allerlei Pflanzen und Blumen im Freien
Jedes Jahr, sobald der Schnee geschmolzen ist, gedeihen in Kreuth allerlei Pflanzen und Blumen im Freien

„Die Kreuther haben die Kräuter für sich entdeckt“, weiß Hedwig. Überhaupt seien sie offener geworden für Neues. Mangold, Zucchini oder andere mediterrane Gemüsesorten probieren die Einheimischen heute aus. „Man merkt den Generationswechsel.“ Hauptsächlich weibliche Kunden kommen in die Gärtnerei. Von der jungen Frau bis zur Großmutter.

Die Gärtnerei in Pförn wäre ein Paradies für Schnecken – aber zum Glück gibts Mittel dagegen

Kräuter, Erdbeeren, Gurken- und Kürbispflanzen, gelbe Rüben, Spinat und natürlich die zarten Pflänzchen für Kopfsalat, Pflücksalat oder Eissalat. Alle wechseln sie in der Gärtnerei in Pförn den Besitzer. Die meisten sind laut Hedwig die Lieblingsspeisen der Schnecken. Mit einfachen Mitteln kann sich gegen die Vielfrase wehren: zu Schneckenzäunen, Sägemehl, Eierschalen oder spitzen Steinen, rät die Expertin. So bleibt auch noch was zum Ernten übrig.

Bis November geht die Gartensaison noch. Wirklich ruhig wird es aber erst nach Allerheiligen, wenn die Kunden den letzten Grabschmuck besorgt haben. Ab Dezember kann Hedwig Gilde wieder durchatmen.

Bis sie sich im nächsten Februar schon wieder auf die nächste Saison vorbereitet. Mit Aussäen und Gießen. Draußen die kalte Wüste aus Schnee und Eis. Drinnen konstante Temperaturen im deutlichen Plusbereich. Die Pflanzen mögen das Kreuther Winterwetter einfach nicht.

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