Der große Saal im Gasthof zur Post war dicht besetzt, als Landtagspräsidentin und CSU-Bezirksvorsitzende Ilse Aigner ihres Amtes als Wahlleiterin walten konnte, assistiert vom Kreisvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan. Es ging am Donnerstagabend um die Nominierung des CSU-Landratskandidaten und die Aufstellung der CSU-Kreistagsliste zur Kommunalwahl am 15. März nächsten Jahres. Gekommen waren dafür aus allen 17 CSU-Ortsverbänden im Landkreis entsprechend viele Bewerber.
„Die CSU hat viel angestoßen, was vom amtierenden Landrat zunächst zurückgewiesen wurde“, gab Radwan gleich zu Beginn die Richtung vor: Attacke auf den Grünen Wolfgang Rzehak. Als Beispiel nannte Radwan die Öko-Modell-Region, die vom CSU-Bürgermeister aus Fischbachau initiiert und dann im ganzen Landkreis übernommen worden sei. Auch die Idee zum MVV-Beitritt stamme aus der CSU-Kreistagsfraktion, von Josef Bierschneider. Dieser habe auch die Entwicklung eines Nahverkehrsplans vorangetrieben. Dafür gebe der Nachbarlandkreis Bad Tölz knapp drei Millionen Euro aus, damit die Menschen mit dem ÖPNV entsprechend transportiert werden. Dem Landkreis Miesbach sei dies nur 300.000 Euro Wert. „Bei einem grünen Landrat ist das eigentlich beschämend“. Was nütze es, wenn man eine bessere BOB bekomme, die Menschen aber nicht zum Bahnhof gelangen würden.
„Löwis war schon vor Greta Thunberg aktiv“
Auch die Idee der Wasserschutzzone habe die CSU im Kreistag geboren. „Es ist nun unser Anspruch, dass wir die Gestaltung des Landkreises wieder übernehmen“. Dass Olaf von Löwis dafür der geeignete Mann sei, zeige sich auch darin, dass er vor zwei Jahren von allen Rathauschefs des Landkreises zu ihrem Sprecher gewählt worden sei. Dies zeige, dass Löwis in der Lage sei, die Interessen aller Gemeinden gegenüber dem Landratsamt zu vertreten.
Der Bürgermeister aus Holzkirchen sei ein Mann der Tat, der seine Gemeinde voranbringt, weil er mutig sei, lobte Radwan. Denn lange bevor Greta Thunberg ein Medienstar als Klimaschutz-Aktivistin wurde, „hat man in Holzkirchen den mutigen Schritt zu Geothermie gemacht“. Denn es sei anfangs keineswegs klar gewesen, dass man dieses 60 Millionen Mammutprojekt zum Laufen bringen würde. Nun sei es ein Vorzeigeprojekt und „niemand müsse der CSU Ökologie erklären“.
Da Löwis auch ein Mann sei, der den Ausgleich suche, sei die Wahl auf ihn als Landratskandidaten in einer CSU-Vorstandsklausur einstimmig gefallen. Am Zuspruch an diesem Abend sehe man, „dass die CSU die treibende Kraft im Landkreis ist“. Mit Löwis möchte die CSU „wieder die Führung auf kommunalpolitischer Ebene übernehmen“.
„Agieren statt reagieren“
In seiner Bewerbungsrede erklärte der studierte Forstwirt Löwis, dass er das Thema Nachhaltigkeit „von der Pike auf kenne“. Als Förster der Waldbesitzer sei er schon früh mit dem Waldsterben befasst gewesen. Dies sei damals schon so schwerwiegend gewesen, wie heute der Klimawandel. „Man sollte sich nicht vom Zeitgeist verleiten lassen, ohne Verantwortung für künftige Generationen zu übernehmen“.
Der 65-Jährige, der auch wieder für den Gemeinderat in Holzkirchen auf Platz 4 kandidiert, will aber Landrat werden, weil er dafür drei Eigenschaften mitbringe. Zum einen sieht sich Löwis als Mann der Tat. „Ich möchte agieren und nicht reagieren und aktiv Themen entwickeln“. Etwas Aussitzen könne er nicht. Eine weitere Eigenschaft von ihm sei Hartnäckigkeit. „Ich übernehme gerne Verantwortung“. Die Geothermie sei mit vielen Risiken behaftet gewesen, bevor aus ihr nun eine Vorzeigeobjekt geworden sei. Damit habe Holzkirchen bewiesen, so Löwis, „Kommune kann auch Unternehmen“.
Löwis im Selbstversuch
Er sei „ziemlich kommunikativ“, bezeichnete Löwis seine dritte Eigenschaft. Er verstehe sich als Anwalt der Bürger. Als ein Beispiel dafür nannte Löwis die Unzufriedenheit der Bürger mit dem ÖPNV. Deshalb habe er dann im Selbstversuch eine Fahrt mit BOB und Bus von Holzkirchen über Tegernsee zum Krankenhaus Agatharied unternommen. Diese Fahrten sei alles andere als kundenfreundlich gewesen. Die beste Werbung aber für den Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr ist eine gute Erfahrung der Nutzer. „Und die müssen wir erreichen“. Für sich nehme er Kritikfähigkeit in Anspruch, so Löwis, er würde zuhören statt zutexten, Bescheidenheit statt Besserwisserei praktizieren und mit Zuversicht statt Angst nach vorne schauen.
Weitere Themenschwerpunkte seien für ihn als designierten Landrat, die Landwirtschaft wieder zu schätzen, die Umwelt zu schützen und Heimat zu bewahren sowie bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dies sei nur möglich, „wenn wir einen Landrat und eine starke Kreistagsfraktion stellen. Nur als Team sind wir stark“.
Die versammelten Christsozialen goutierten dies mit Standing Ovations. Entsprechend war auch das Wahlergebnis für Löwis: 100 Prozent. Alle 144 Stimmberechtigen votierten für den CSU-Kandidaten. Ein Ergebnis, das selbst in der CSU nicht alltäglich ist. Entsprechend erfreut fielen sich Aigner und Löwis um den Hals
Bei der anschließenden Aufstellung zur Kreistagsliste landeten aus dem Tal Josef Bierschneider (Platz 5), Martina Ettstaller (6), Florian Sareiter (11), Hans Hagn (13) und Christian Köck (16) im vorderen Feld. Gmunds Altbürgermeister Georg von Preysing nahm den letzten Platz der 60 Bewerber ein. Was Preysing sarkastisch kommentierte: „Wir werden das Feld von hinten aufrollen“.
SOCIAL MEDIA SEITEN