Von Schätzen und Altpapier

Gebrauchte Bücher – wer will die denn? Antiquariate siechen dahin. E-Reader und Tablets sind auf dem Vormarsch. Doch der Lions-Club füllt das Holzkirchner Atrium zweimal im Jahr zuverlässig mit rund 6.000 Bänden. Warum das Erlösmodell für soziale Zwecke funktioniert – und wie man professionelle Händler draußen hält.

Im Atrium findet zweimal im Jahr ein Büchermarkt des Lions Club statt.
Im Atrium findet zweimal im Jahr ein Büchermarkt des Lions Club statt.

„Wir veranstalten einen Büchermarkt, keinen Flohmarkt“, betont Christioph Seidenfus, der Verantwortliche beim Lions-Club Miesbach-Holzkirchen. Er zeigt sich überzeugt, dass nur in der öffentlichen Wahrnehmung die elektronischen Medien überhand nehmen:

Auch in den nachwachsenden Generationen gibt es genügend Menschen, die das haptische Vergnügen eines Buches schätzen.

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Daher erwartete das Team des Clubs für das vergangene Wochenende auch wieder 400 bis 600 Besucher. Pro Markt werde rund ein Drittel des Bestandes verkauft. Das liegt wohl einmal am Sortiment. „Wir sind nicht Lions´ Reste-Rampe“, heißt es. Da sich die Büchermärkte seit mehreren Jahren etabliert haben, melden sich über das Jahr verteilt immer mehr Menschen, die ihre Bestände spenden möchten.

Markt oder Container

Schon bei der Einlieferung sind die Mitglieder kritisch und beraten auch einmal in Richtung Altpapier-Container. Bestes Beispiel für Recycling sind veraltete Bildbände. Das Kriterium lautet: Würden Sie das noch lesen wollen?

„Die Titel müssen marktgängig sein“, sagen die Verantwortlichen. Daher gibt es keine Readers Digest, keine Bände mit Stockflecken, keine Bestseller aus den 70-er und 80-er Jahren: „Was geht, sind Krimis und Thriller der letzten fünf Jahre, Esoterik, Historisierendes oder Reclam-Bändchen für die Schüler.“

Den größten Anteil stellen gebundene Romane und Taschenbücher, schlicht „Konsumliteratur“. In der Ratgeber-Ecke steht neben Religion, Spiritualität, Gesellschaft und Gesundheit die Esoterik in vorderster Reihe. Darüber hinaus gehen klassische Kochbücher, Reise-, Bastel- und Gartenliteratur, Kinderbücher oder Bavarica.

Die Jagd nach Kostbarkeiten

Nebenbei kann man manche Schätze heben. Das vermuten auch die professionellen Händler, die zu Beginn eines Marktes mit Scannern die improvisierten Kistenregale durchstreifen. Daher werden die ermittelten Kostbarkeiten auch erst einsortiert, wenn die unerwünschte Klientel wieder verschwunden ist „Büchermarkt-Besucher kommen wieder, Händler nicht“, sagt Seidenfus dazu.

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Glücklicherweise kann der Club auf eine größere Gruppe von bibliophilen Mitgliedern zurückgreifen. Viele Besucher nützen die Mitglieder zum Fachsimpeln oder für die Suche nach speziellen Autoren und Genres. Durch die gesammelte Fachkenntnis ist ebenso gesichert, dass beispielsweise eine handsignierte Loriot-Erstausgabe mindestens 50 Euro erlöst, oder eine Ganghofer-Gesamtausgabe nicht unter Wert verramscht wird. In der Regel macht jedoch die Masse den Umsatz; Taschenbücher von einem bis zwei Euro, Gebundenes ab zwei Euro.

Die Lionsfreunde von Otterfing bis Schliersee-Neuhaus arbeiten komplett ehrenamtlich. Unzählige Arbeitsstunden stecken im Vorsortieren, Lagern, Transportieren, Aufbauen und erneuten Einlagern. Über konkrete Erlöse möchte man nicht sprechen. Aber die Wiederholung der „Activity“ scheint sich zu rentieren. Es profitieren ausschließlich soziale Projekte in der Region. Auch das kann ein Anreiz für den Bücherkauf sein.

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