Von teuer zu unleistbar?

Seit einigen Monaten hat die Inflation scheinbar freie Bahn. Mittlerweile liegt sie in Bayern bei etwa zehn Prozent. Welche Auswirkung hat das auf die Immobilienpreise im Tegernseer Tal?

Für diesen Blick vom Berghang der Stadt Tegernsee sind Wohnungskäufer bereit, Millionen zu bezahlen.

In Rottach-Egern zahlt man stolze 10.730 Euro pro Quadratmeter. In Tegernsee geht der Quadratmeter für durchschnittlich 11.560 Euro her. Diese Zahlen gehen aus einer Pressemitteilung des Immobilienportals “Immowelt” hervor. Darin wurden Quadratmeterpreise für Bestandsimmobilien im Bereich Wohnungen der 63 beliebtesten Ferienorte der Republik miteinander verglichen. Das Tegernseer Tal ist wieder ganz oben mit dabei.

Dass das Leben am Tegernsee teuer ist und Immobilienpreise zum Kopfschütteln provozieren, ist jedoch nichts Neues. Seit Jahren besteht die Angst, dass vor lauter Millionenbeträge und Zuzug kaum noch ein Einheimischer imstande ist, überhaupt noch in seiner Heimat wohnen zu bleiben.

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Seit Russlands Angriff auf die Ukraine wird das Leben nochmal deutlich teurer. Von Monat zu Monat kann man beobachten, wie die Inflation steigt. Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik kletterte sie im Freistaat mittlerweile in zweistellige Gefilde. „Die Verbraucherpreise im Freistaat steigen im Vergleich zum September des Vorjahres um 10,8 Prozent“, informiert die Behörde.

Immobilienpreise werden nicht sinken

Diese Teuerung bemerken auch die lokalen Banken. Aus der Pressestelle der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee heißt es: „Im Bereich der Bauzinsen haben sich die Kredite seit Jahresbeginn merklich verteuert.“ Eine pauschale Antwort, wie viel teurer Kredite wurden, könne man jedoch nicht geben. „Das hängt von vielen individuellen Faktoren der Kreditnehmer und letztendlich auch von der Zinsentwicklung beziehungsweise den weiteren Entscheidungen der EZB und den Anleihemärkten ab“, weiß man in der Bank.

Jedoch spüre man bei Baufinanzierungen aufgrund der vielen Unsicherheiten bei Kunden eine gewisse Zurückhaltung und Abwarten. Zu vermehrten Zahlungsausfällen komme es jedoch nicht. Wie sich das zukünftig entwickelt, werde sich erst in den nächsten Monaten zeigen.

Die höheren Zinsen haben sich laut der Kreissparkasse noch nicht bemerkbar gemacht. „Langfristig sollten die höheren Zinsen die Inflation drücken, wenn man der volkswirtschaftlichen Theorie glauben darf“, bemerkt ein Sprecher der Bank. Darüber hinaus gibt es schlechte Neuigkeiten für Menschen mit dem Traum nach einem Eigenheim. Die Immobilienpreise im Landkreis werden laut Prognose der Kreissparkasse nicht sinken:

Wenn überhaupt, erleben wir in unserer Region vielleicht eine Stagnation. Aufgrund des begrenzten Angebots und weiteren Zuzugs von außen, werden sich die Immobilienpreise in unserer Region voraussichtlich nicht verbilligen.

Ein Bericht der Hypovereinsbank aus 2021 unterstreicht das. “Der Gutachterausschuss verzeichnet eine anhaltend rasante Teuerung der Grundstücke in allen Gemeinden, selbst in denen ohne Seezugang”, informiert die Bank. Auch würden Häuser in der Regel ohne eine öffentliche Vermarktung den Besitzer wechseln.

Für das Tegernseer Tal prognostiziert die Vereinsbank: “Das immens hohe Interesse von Investoren beziehungsweise Bauträgern und privaten Käufern kann bei Weitem nicht bedient werden. Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist somit enorm.” Das wenige Flächenpotenzial werde zu immer höheren Preisen vermarktet werden.

Der aktuelle Leitzins reicht nicht

Weiter habe laut dem Sprecher der Bank die vergangene Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht den gewünschten Effekt erzielt. „Die hohe Inflation, ausgelöst vor allem durch die extrem gestiegenen Energiekosten und Knappheit bei Wirtschaftsgütern, wird ein weiteres Einschreiten durch die EZB sehr wahrscheinlich machen“, argumentiert der Unternehmenssprecher abschließend.

Was ist der Leitzins? Bei dem Leitzins handelt es sich um den von einer Zentralbank festgelegten Zinssatz, zu denen sich Geschäftsbanken bei einer Zentral- oder Notenbank Geld beschaffen oder anlegen können. In Deutschland ist die Europäische Zentralbank (EZB) für den Leitzins verantwortlich.

 

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