Du kannst das Tal verlassen, aber das Tal verlässt dich nie:
Von Waldrappen und Talbewohnern

Nach den Zwiderwurzn-Zugereisten sind die Einheimischen dran. Die teilen sich in zwei Gruppen: Jene, die hierblieben und jene, die gehen – durften. Eine Vorschau.

Das natürliche Habitat eines Einheimischen?

Unsere kleine Betrachtung der heimischen Zwiderwurzn hat der Leserschaft (speziell der einheimischen) viel Freude bereitet. Wir erhielten noch herrliche weitere Beispiele aus dem Leben der Zwiderwurzn-Zugereisten Bodo und Sonja hier im Tal. Wir werden zu gegebener Zeit ein Update liefern, denn unser Lieblingspaar kennt keine Anekdoten-Lieferkettenprobleme.

Manche mutmaßten, es gäbe reale Vorlagen. Aber nein, alles ist selbstverständlich fiktiv und weist keinerlei Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Mitmenschen auf. Es geht ja nur um die wenigen Auffälligen, die uns erheitern, aber eben auch manchmal nerven. Waren es zu Beginn unserer kleinen Serie die Zwiderwurzn-Zugereisten, schauen wir uns jetzt im nächsten Schritt die Gruppe der Einheimischen an.

Was sind das denn für Vögel?

Da wären jene, die diesseits des genetischen Limes, also der A8, im angestammten Habitat blieben und sich hier fortpflanzten. Diese Spezies ist dem Waldrapp nicht unähnlich, einem Vogel, der wie der Oberlandler auch selten seinen Lebensraum verlässt. Ein kleiner Auszug aus der Wiki dazu: “Der Waldrapp ist ein geselliger Vogel, der sich zu Kolonien von mehreren dutzenden bis über hundert Exemplaren (Kreuth?) zusammenschließt. Brutstimmung entsteht erst in einer Kolonie. Zum Verhalten des Waldrapps gehört ein ausgedehntes Begrüßungsritual (Servus, Grias di, hobe die Ehre?). Die Vögel umkreisen tagelang die Brut- und Ruhefelsen (Moschner, Waldfest etc.?), bis sie ihren Partner gefunden haben. Nach der Landung werfen Männchen wie Weibchen den Kopf mit aufgestelltem Schopf in den Nacken und verbeugen sich dann unter lauten Chrup-Chrup-Rufen voreinander. Dabei wird dem Gegenüber die individuelle Kopf- und Schmuckzeichnung präsentiert. (Hut mit Gamsbart, Schalk?). Dieses Verneigungsritual wird mehrfach nacheinander wiederholt. Das Grüßen eines Pärchens löst in der gesamten Waldrapp-Kolonie das Grußritual (Gautreffen?) aus und ist nicht nur auf die Balz- und Paarungszeit beschränkt. Zwischen rivalisierenden Männchen kann es zu Schnabel-Kämpfen kommen, wenn Nester bedrängt oder Nistmaterialien (Ortssatzung, Heckenhöhe, Baustellendiebstahl?) gestohlen werden. Bei diesen Kämpfen wird jedoch nie ein Vogel verletzt.”

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Großer Schnabel, kahler Kopf, grimmiger Blick und schwarzes Gesamtbild – ein heimischer Vogel?

Auch in der Optik sind die Beschreibungen nahezu identisch: “Gesicht und Stirn sind kahl und von fleischroter Farbe (Stammtisch Bräustüberl am Freitagmittag?), die Nackenfedern (Vokuhila?) sind lanzettförmig und stark verlängert, so dass der Eindruck eines Schopfes oder einer Mähne entsteht. Der „Schopf“ kann bei Gefahr oder während der Balz aufgespreizt werden. Der Schnabel ist rot und leicht sichelförmig nach unten gebogen. Die Beine sind kahl und stämmig.” Damit ist alles zu den Einheimischen gesagt.

Sonntag sind die Weggeher dran

Am Sonntag aber wenden wir uns jenen Tegernseer Tal-Bewohnern zu, die ihr Glück jenseits der Autobahn-Kulturgrenze suchten, die Stoderer wurden, nach Minga oder, noch schlimmer, weiter in den Norden zogen, Ingolstadt zum Beispiel. Aber auch hier gilt die alte Ghetto-Weisheit: “Du kannst das Tal verlassen, aber das Tal in dir verlässt dich nie.” So kommen sie ab und an zurück zu ihren Eltern und Geschwistern, bringen Angeheiratete aus den östlichen Steppen Sachsen-Anhalts sowie ihre Schratzen mit. Wie das dann so läuft, davon wollen wir am Sonntag berichten. Wir haben für unsere Leser einen komödiantischen Einakter vorbereitet. Hier ein kleiner Vorgeschmack:

Sonntagmittag. Die SUV-Dichte auf der Strecke Gmund-Bad Wiessee nimmt zu. Kurz nach dem Ortseinang biegen die Bürger-Boliden in die Erbschleicher-Alley ab. Er oder sie am Steuer kennt sich aus. Ist hier im Tal geboren und aufgewachsen. Musste/durfte gehen. Hinaus. Jenseits der A8 das Glück finden, irgendwo zwischen Pfaffenhofen und Egmating. Einmal im Monat kommen sie zurück zu ihren Wurzeln. Warum? Das Leben mit einem anspruchsvollen Partner und der ahnungslosen Brut ist in der Peripherie der Großstadt teuer. Da käme ein feiner Verkauf der elterlichen Haziette gerade recht. Aber was machen mit Mama oder Papa?  Also werden sie zähneknirschend ausgeführt und abgefüllt. Alte Geschichten, tausendmal gehört, werden ertragen, nur damit die Eltern oder Großeltern, das Erbe nicht dem Tierheim, der AfD oder der freundlichen Pflegekraft aus Polen oder Gabun geben.

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