Mit einem „durchdachten Konzept“, wie Bürgermeister Sepp Hartl (FWG) es im Dezember vergangenen Jahres ausdrückte, soll Waakirchens Ortsmitte aufgepeppt werden. Ein Konzept, das auch den Gemeinderat überzeugte. Einstimmig wurde das geplante Wohnbauprojekt zwischen Sparkasse und Bäckerviertel auf den Weg gebracht.
Mithilfe staatlicher Fördermittel sollen dort bezahlbarer Wohnraum sowie ein paar Geschäfte entstehen. Ein entsprechendes Konzept hatte der Waakirchner Architekt Hans Hagleitner entworfen. Etwa 28 größere und kleinere Wohnungen sind geplant. Diese sollen vorrangig an Senioren, Alleinerziehende und Familien vergeben werden.
Waakirchen baut für die Zukunft
80 zum Teil frauengerechte Tiefgaragenplätze und 29 Parkmöglichkeiten im Außenbereich sind ebenfalls angedacht. Ebenso rollstuhlgerechte Wohnungen. Auch Lifte soll es geben. Seit Monaten ist die Gemeinde dabei, sich eine mögliche finanzielle Unterstützung vom Freistaat zu sichern. Bereits Anfang Januar hatte Waakirchens Bürgermeister Josef Hartl mit einer Antwort vom Freistaat gerechnet. Doch bislang hielt sich der Rathauschef bedeckt. Auf telefonische Nachfrage teilte er Ende Januar mit:
Wir sind noch ganz am Anfang und müssen noch ein paar Dinge mit der Regierung klären. Erst wenn das erledigt ist, und wir die Zusage der Förderung erhalten haben, werden wir alles vorlegen.
Es wäre voreilig, so Hartl damals, jetzt etwas zu sagen. Das würde nur Unruhe stiften. Nichtsdestotrotz bleibe man „fleißig dran“. Zwei Monate später ist ihm nicht viel mehr zu entlocken: „Leider gibt es nichts Neues zu sagen. Noch gibt es Dinge, die geklärt werden müssen.“
Welche das sind, erfuhren wir nicht. Eines sei auf jeden Fall klar, so Hartl: „Sollten wir soweit sein, um was Genaues sagen und zeigen zu können, werden wir sicher die Bevölkerung mit einbeziehen.“
Waakirchner haben Mitspracherecht
Die Bürger hätten nämlich die Möglichkeit, das bisherige Konzept zu ändern, beziehungsweise daran mitzuwirken. Nur am Standort könne nicht mehr gerüttelt werden. Den Standort – die Freifläche hinter der Sparkasse – hat die Gemeinde von einem 83-jährigen Waakirchner vermacht bekommen.
Für eine monatliche Apanage und – Gerüchten zufolge – für das Versprechen des Bürgermeisters, einmal im Monat mit ihm essen zu gehen. Doch die Freifläche ist nicht das einzige Vermächtnis an die Gemeinde. Weil der 83-Jährige im Todesfall nicht weiß, wohin mit seinem Besitz, haben die Waakirchner im Zuge dessen gleich seinen Bauernhof, sein Austragungshäusl und weitere landwirtschaftliche Flächen mit erworben.
Für Rente auf Lebenszeit – ein Schnäppchen-Deal
Für den 83-Jährigen, der in seinem Leben bereits einige Schicksalsschläge erlitten hat, „die einzige Möglichkeit“, wie er sagt, eine „gscheite Rente“ zu bekommen. Hilfreich für die Gemeinde in diesem Zusammenhang: Das im Dezember 2015 gegen die Stimmen der CSU gegründete Waakirchner Kommunalunternehmen (KU) Wohnungsbaugesellschaft.
An dessen Spitze sitzt nämlich FWG-Gemeinderat Andreas Hagleitner, der Bruder des Dorfprojekt-Architekten Hans Hagleitner, der jüngst durch seinen Flächendeal mit der Gemeinde in die Schlagzeilen geriet. Der Bürgermeister hatte ihm dieses Amt vor drei Jahren „aus Zeitgründen“ überlassen. Hartl selbst wohnt dem Gremium als einfaches Mitglied bei. Schon bei der Gründung des Kommunalunternehmens hatte die CSU-Fraktion beanstandet, dass es keinen bezahlten Vorstand gebe.
Zumindest bleibt das Thema „Wohnungsbau“ in verwandschaftlicher Hand. Jetzt sind Hagleitner und sein Team gefordert, die Zuschüsse aus dem Bayerischen Wohnraumförderungsprogramm für das geplante Dorfprojekt abzurufen. Wie schnell das allerdings vonstatten geht, hängt vom Finanzierungsplan der Gemeinde ab. Das warme Mittagessen des Rentners mit eingeschlossen.
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