Wächst Gmund zu schnell?

In der Gmunder Hirschbergstraße baut die Gemeinde drei neue Häuser. Auch wenn das Frühjahr vor der Tür steht und damit die aktuelle Heizsaison bald beendet scheint, machte man sich schon mal Gedanken zur nächsten. Und am Ende flammte dann noch ein anderes „heißes Thema“ auf.

Eine 3D-Visualisierung der geplanten Wohnhäuser (Kommunaler Wohnungsbau) an der Hirschbergstraße / Quelle: Gemeinde Gmund

Dass die Gemeinde in der Hirschbergstraße dreißig neue Wohnungen schaffen möchte, war bereits nach der Januarsitzung des Gemeinderats klar. Nun war Architekt Michael Taubenberger mit seinem Konzept zur Nahwärmeversorgung für das Quartier Hirschbergstraße in die Gmunder Gemeinderatssitzung gekommen.

Alte Heizanlage ist in die Jahre gekommen

Vom Grundsatz her wolle man prüfen, ob sich der Austausch des jetzigen Kessels in der bestehenden Siedlung gegen eine neue, größere, Heizanlage in einer der drei Neubauten rentiert, führte Bürgermeister Alfons Besel das Thema im Plenum ein.

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Viel spreche dafür, meinte der Rathauschef, eine gesammelte Nahwärmeversorgung anzustreben: Bis zu 50 Wohneinheiten könnten versorgt werden, man spare sich eine Heizanlage, fördert Biomasse, die Handhabung einer Hackschnitzelheizung wäre sehr einfach und schlußendlich bekomme man noch staatliche Förderungen.

Architekt Michael Taubenberger ging zuerst auf den aktuellen Stand ein. Derzeit werden die Häuser an der Hirschbergstraße schon mit einer Hackschnitzelheizung versorgt. Allerdings sei der Zustand der gesamten Heizzentrale inzwischen in die Jahre gekommen. Besonders die Steuerung könne man als „Sorgenkind“ bezeichnen, ein paar Jahre könne sie noch laufen, aber dann sei Schluss.

Billiger und besser

Nun biete sich die Chance, in eine der drei Neubauten – das auf der Ostseite – eine Heizzentrale mit Hackschnitzeltechnik zu integrieren. Die zwei weiteren Neubauten könne man im Zuge der Baumaßnahmen über Nahwärme anbinden. Zwei Varianten hatte der Planer im Vorfeld durchgerechnet und präsentierte sie jetzt dem Plenum:

Bei Variante 1 wird die bestehende Heizanlage im Feuerwehrhaus saniert und zusätzlich ein eigenständiges Kesselhaus im Bereich der drei Neubauten errichtet. Kostenpunkt geschätzt: rund 181.000 Euro.

Bei Variante 2 versorgt eine neue Zentrale mit größerem Volumen das Quartier vom Neubau Nr. 3 aus im gesamten. Weiterer Zusatznutzen: sofern es von der Planung her möglich ist, könnte man auch Wohngebäude der Nachbargebäude noch mit anbinden. Kostenpunkt geschätzt: 175.500 Euro. Taubenberger meint:

Damit wäre eine Lösung mit einer gemeinsamen Zentrale minimal günstiger.

Grundsätzlich stehe die Versorgung mit Hackschnitzeln an diesem Standort außer Konkurrenz. Luft-Wärme-Pumpe beziehungsweise Tiefenbohrung wären nicht sinnvoll. Holzpellets wären deutlich teurer als Hackschnitzel. Worüber man sich – auch nach Rückfrage bei der Energiewende Oberland – noch Gedanken machen könne, wäre eine Unterstützung mittels Solarthermik beziehungsweise Photovoltaik.

Die Räte zeigten sich sehr interessiert am Thema und fragten detailliert nach. Josef Berghammer machte sich Sorgen, ob der Anbringung des Hackschnitzelsilos direkt an der Hauswand: „Da staubt‘s doch immer, das hat man dann am Haus dran. Alle, die ich kenne, haben das vom Haus weg.“ Der Gedanke eines eigenen Heizhauses wäre schwierig durchzusetzen, so Taubenberger. Eine Lösung, um Staub zu vermeiden, sei jedoch die, die Hackschnitzel feuchter anzuliefern.

Johann Schmid interessierte, wie die verbrauchte Energie an Mieter weiterberechnet werde. Entweder über die Verbrauchserfassung oder über Lieferverträge, so Taubenberger. Im Vergleich zu anderen Brennstoffen seien Hackschnitzel jedenfalls am günstigsten. Herbert Kozemko erkundigte sich, ob die neue Anlage unbedingt im Neubau untergebracht werden müsse. Das würde technisch nicht anders gehen, meinte der Planer, vor allem wegen des Gewichtes des Kessels. Grundsätzlich fand das Gros der Räte die präsentierte Gesamtlösung gut. Michael Huber brachte die Wirtschaftlichkeit auf den Punkt: „Den Preis pro Megawattstunde kann man kalkulieren, wobei man bei anderen Brennstoffen nur eine Momentaufnahme machen kann.“

Wächst Gmund zu schnell?

Bevor der Bürgermeister nach längerer Diskussion „den Sack zumachen wollte“, konnte es Franz von Preysing sich nicht verbeißen, noch seine grundsätzlichen Bedenken loszuwerden: „Wollen wir an dieser Stelle schon wieder neue Häuser bauen. Und damit in einem Ortsteil das Wachstum so schnell vorantreiben?“ Er sieht besonders die eine Gefahr:

Das ganze Zusammenleben verändert sich ja. Sollen wir nicht den Ortsteil von allein kommen lassen?

Besel wiegelte ab, diese Sorge könne er nicht teilen: „Wenn 50 neue Leute kommen, ist das noch kein neuer Stadtteil.“ Zusätzlich begründete er, dass man mit dem Baugebiet nun zügig mitplanen müsse, vor allem, weil die Altanlage nicht mehr lange lebensfähig sei. „Irgendwann fällt uns die alte Anlage vor die Füße.“ Mit zwei Gegenstimmen sahen es die Räte ähnlich.

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