Groß und mächtig steht Usmanovs 20-Millionen-Villa am Seeufer, ergänzt durch ein massives Bootshaus, unweit vom Schorn. Den repräsentativen Zweitwohnsitz erwarb Usmanov im Juni 2011 über die „Tegernsee (IOM) Limited“. Sie hat ihren Sitz im Steuerparadies Isle of Man.
Doch nicht der Russe trat als Bauherr in Erscheinung, sondern Strohmänner, wie dies bei Offshore-Unternehmen üblich ist. So werden die wahren Besitzverhältnisse verschleiert. Diese britische Steueroase Isle of Man, nahe der EU-Küste, wird von Firmen Usmanovs genutzt. Laut den „Panama Papers“ ist er dort Anteilseigner von sechs Offshore-Unternehmen. Eine davon ist die „Tegernsee (IOM) Limited“.
Ein Milliardenvermögen am Fiskus vorbeigespielt
Diese Briefkastenfirma ist nach SZ-Recherchen unter dem Dach von „Bridgewater“ in einem Bürohaus untergebracht. “Glastür, Klingel, Sekretärin: Mehr sieht man nicht“, schreibt jetzt die SZ, „schon gar nicht, wer hinter der Firma steckt“. Die Paradise Papers, die der SZ zugespielt wurden, „führen aber auf eine brisante Spur“. Die Daten würden den Verdacht nahelegen, dass Usmanov bereits 2011 Bridgewater gekauft haben könnte.
Diese Firma sei deswegen von Bedeutung, weil damit die vielen verschachtelten und „komplexen“ Firmenstrukturen des Putin-Vertrauten Usmanov deutlicher würden. Wladimir Putins Freunde und Familienmitglieder haben offenbar viel Geld ins Ausland geschafft. Die Veröffentlichungen werfen ein Schlaglicht auf eine Schattenwelt. Im Verborgenen sollen Millionenvermögen oder Firmenanteile weltweit hin- und hergeschoben werden, meist am Fiskus vorbei.
Inzwischen wird Usmanovs Vermögen von Forbes auf 16 Milliarden Dollar taxiert. Damit ist er einer der reichsten Menschen der Welt und einer der einflussreichsten auf allen Feldern, die er beackert. Dies war nicht immer so. 1980 wurde er laut SZ in der Sowjetunion noch wegen Betrugs und Diebstahls sozialistischen Eigentums zu acht Jahren Haft verurteilt. Erst im Jahr 2000 wurde er vollständig rehabilitiert. Aber da war er schon längst ein erfolgreicher Geschäftsmann, der in der Nähe des Kremls und im Schatten des Präsidenten reich wurde.
Undurchsichtige Geldströme
In den Paradise Papers taucht Usmanov vor allem als Miteigentümer des englischen Premier League-Clubs FC Arsenal auf. Als Investor soll er engen Kontakt zu einem anderen Landsmann unterhalten haben, der beim FC Everton eingestiegen ist, mit Farhad Moshiri. Beide sollen ein Firmengeflecht unterhalten, die die wahren Besitzverhältnisse an den Clubs verschleiern würden.
Britische Fans befürchten, dass ein und dieselbe Person auf mehr als einen Verein Einfluss nehmen könnte. Das Sagen bei zwei Klubs zu haben, dies könnte laut SZ auf Usmanov zutreffen. Die Paradise Papers würden erstmals zeigen, wie eng die Verbindungen des Arsenal-Anteileigners zum Kollegen Moshiri von Everton sind.
„Die Geldströme zwischen beiden Männern sind so verschlungen, dass man fast zwangsläufig annehmen muss“, so die SZ, „Usmanov könnte die Schlagkraft und den Fintenreichtum besitzen, mehr als nur einen Premier-League-Club zu beeinflussen“. Auf Anfrage der SZ hätten Usmanov und Moshiri über ihre gemeinsame Berliner Anwaltskanzlei mitteilen lassen, dass hier von Fehleinschätzungen und Unwahrheiten die Rede sei. Ein Dementi klingt anders.
Zuvor schon hatte der 64-jährige Oligarch seinen Besitz am Tegernsee vermehrt. Wie berichtet, gehören Usmanov über seine verschachtelten Firmen nun zwei weitere Seegrundstücke in Rottach-Egern.
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