Wanderer-Rettung der anderen Art

So richtig kommt Schliersee nicht zur Ruhe. Wie auch? Sowohl in Westenhofen wie auch in Fischhausen wird weiter gebaut. Zum Spitzing muss man von Schliersee aus über Wörnsmühl fahren – oder man nervt die Anwohner. Das passiert ständig. Was aber wenn einen das Navi nach Fischhausen schickt, man aber eigentlich nach Schliersee wollte?

Das “gerettete” Ehepaar Oberleitner an der Großbaustelle in Neuhaus

Die Durchfahrt von Miesbach oder Hausham über Schliersee Richtung Bayrischzell und Spitzingsee ist für den Autoverkehr gesperrt. Noch bis zum 14. Oktober, 5 Tage länger als geplant. Aber was eigentlich “gesperrt” für die Anwohner bedeutet, konnten schon die Haushammer Bürger und Bürgerinnen Ende August erleben: Chaos! Und Autofahrer die partout einen Ausweg aus der Sperrung finden wollen. Koste es die letzten Nerven derer, die dort leben.

Wenn Fremde zu Nachbarn werden

Ähnliche Szenen spielen sich wohl auch zurzeit in Fischhausen ab. Besonders an wunderbaren Oktobertagen ist das Chaos zu erleben. Es geht aber auch anders herum. Menschen die vom Navi über das Leitzachtal nach Fischhausen geschickt werden, obwohl sie als Reiseziel Schliersee in den GPS Gehilfen im Auto eingegeben hatten. Auch nicht schön.

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Ich stand gerade am Ortsausgang von Schliersee und habe Bilder von der Straßensperrung gemacht, als von hinten eine Stimme hörte: “Hallo – können sie uns mitnehmen?”. Und nein es waren kein Flüchtlinge, die man mit Vorliebe an Orten unterbringt, an die nur zweimal am Tag der Bus fährt, sondern ein Rentnerehepaar in Wandermontur. Natürlich bin ich dann zu den beiden hin und habe gefragt wohin sie denn wollen?

Können sie uns bitte mit zum Bahnhof in Fischhausen mitnehmen? Dort steht nämlich unser Auto?

Wowm dachte ich noch, das ist weit zu laufen. Also habe ich kurzerhand den mit Altpappe vermüllten Rücksitz freigeschaufelt und mich natürlich bereit erklärt das Ehepaar bis zum Markus Wasmeier Museum zu bringen. Wollte ich ja eh hin, um noch weitere Bilder auf der Baustellenroute im Schlierachtal zu schießen. Das nette Ehepaar, Herr und Frau Oberleitner aus Ebersberg, platzierte die Wanderstöcke auf der Pappe und stieg dankbar in mein Auto.

Hätten vielleicht auch “Anwohner” spielen sollen

Herr Oberleitner erklärte mir dann, wie die beiden in die missliche Lage gekommen waren wildfremde Menschen mitten auf der Straße um Hilfe bitten zu müssen. Die beiden hätten sich heute morgen kurzfristig entschlossen das wunderbare Herbstwetter zu nutzen und einen Ausflug an den “schönen Schliersee” zu machen. Unglücklicherweise habe sie das Navi aber nach Neuhaus geleitet. Frau Oberleitner übernimmt vom Rücksitz aus und berichtet weiter:

Wir haben dann da am Bahnhof geparkt. Komisch war es aber schon, da alle anderen Autos einfach irgendwie weiter gefahren seien.

Bei Einheimischen könne sie das ja verstehen, aber das seien hauptsächlich Autos mit ortsfremden Kennzeichen gewesen, erzählt Oberleitner weiter. “Wir hatten auch kurz überlegt einen Weg durch die Baustelle nach Schliersee zu suchen – uns aber dagegen entschieden”, schließt die rüstige Rentnerin ihre Erzählung ab.

Also haben sie den Wagen stehen lassen und seien am See entlang nach Schliersee gelaufen. Es sei so schön gewesen. Doch schon auf dem Hinweg sei den Ebersbergern schnell klar geworden, dass sie keineswegs den Rückweg wieder zu Fuß zurücklegen wollten. “Wir sind schon etwas “fusskrank” und nicht mehr ganz jung”, wirft Herr Oberleitner ein.

Weder Taxi noch Bus zu kriegen

Deshalb haben sie nach dem Mittagessen am See in Schliersee auch ein Taxi rufen wollen. Doch der angerufene Unternehmer mussten den beiden leider eine Absage erteilen, wie Frau Oberleitner leicht resigniert von hinten einwirft: “Leider könne er uns nicht fahren, sagte der Mann vom Taxiunternehmen. Wegen der Baustelle sei er völlig ausgebucht und habe im Moment kein freies Fahrzeug.” Also haben sich die beiden dann doch auf den Weg gemacht und dann mit mir “ihre Retterin” gefunden. Es gebe ja auch keine Bus zwischen Schliersee und Neuhaus.

Ich ließ die beiden netten Herrschaften am Museum in Fischhausen aussteigen. Mitten auf der Baustelle. Herr und Frau Oberleitner bedankten sich überschwänglich und wollten sich noch mit einer Kaffeeinladung bedanken, was ich aber aufgrund weiterer Termine leider ablehnen musste. Ich hatte zudem eine Geschichte zu erzählen, die von fiesen Baustellen und sehr netten Tagestouristen handelt, die sich an Regeln halten auch wenn es mit Mühen verbunden ist – was will ich mehr. Danke Familie Oberleitner – sie machen uns allen Hoffnung!

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