Parkplatzgebühren in Bad Wiessee: „Das ist Wettbewerbsverzerrung!“

Ergänzung vom 01. November / 07:31 Uhr
„Heftig und ganz schön dreist!“ Zwei Münchner Wandergäste bringen es auf den Punkt: „In Zukunft fahren wir nach Rottach-Egern oder ganz anderswo hin. Nicht nur in Bad Wiessee gibt es schöne Waldwege und Almen.“

Seit einem Monat sind die Wanderparkplätze im Söllbachtal und am Sonnenbichl in Bad Wiessee kostenpflichtig. Die Gemeinde hat für 12.000 Euro vier Automaten angeschafft und aufgestellt. Zum Ärgernis von Einheimischen, Tagestouristen und Almenbesitzer.

Fluch und Segen zugleich! Einerseits ein Ärgernis für Wanderer andererseits ein potentielles Plus von 60.000 im Gemeindehaushalt.

Gemeinderat Alois Fichtner (CSU) spricht sogar von „Wettbewerbsverzerrung, wenn die anderen Tal-Gemeinden nicht bald nachziehen“.

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Niemand wird etwas ändern – Bad Wiessee steht alleine da.

In Kreuth, Rottach-Egern, Gmund und Tegernsee sieht allerdings kein einziger Bürgermeister Handlungsbedarf am bestehenden Parksystem etwas zu ändern. Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU) beabsichtigt nicht, an irgendeinem Parkplatz eine verpflichtende Parkplatzgebühr einzuführen.

„Wir werden auch weiterhin nur um freiwillige Gebühren werben“, so Bierschneider. Georg von Preysings (CSU) kurze Antwort auf die Frage, ob Gmund in naher Zukunft ähnliche Pläne hat wie Bad Wiessee: „Nein.“

In Rottach-Egern hat sich der Gemeinderat durchaus über eine Ausweitung der Parkgebühren auf Wanderparkplätze Gedanken gemacht. „Das wir die Wanderparkplätze kostenlos zur Verfügung stellen, ist ein Service an den Bürgern und Gästen – unseren Kunden und soll auch so bleiben“, so Rottachs 2. Bürgermeister Herrmann Ulbricht (FWG).

Die Stadt Tegernsee hat laut Bürgermeister Peter Janssen ebenfalls „in naher Zukunft keine Pläne, für Wanderparkplätze verpflichtende Parkplatzgebühren einzuführen.“

Bad Wiessee steht also allein. Umso hoch gegriffener scheinen die avancierten 60.000 Euro pro Jahr, die sich die Gemeinde und der Kämmerer erhoffen.

Ursprünglicher Artikel vom 23. September

Seit gestern ist es offiziell beschlossene Sache. Ab dem 1. Oktober kostet Parken im Söllbachtal und am Sonnenbichl. Der Preis für ein Tagesticket wird vier Euro betragen. Wer seinen PKW weniger als 30 Minuten abstellt muss nichts zahlen. Jede weitere halbe Stunde kostet Wanderer 50 Cent.

Drei Parkautomaten muss die Gemeinde dafür anschafften. Kostenpunkt rund 12.000 Euro. „Insgesamt erwarten wir keinen großen Gewinn“, so Bad Wiessees Bürgermeister Peter Höß.

In den letzten Jahren seien jedoch für den Unterhalt der Parkplätze und der Wanderwege im Schnitt jeweils Eurobeträge im fünfstelligen Bereich angefallen. Mit ein Grund warum Bad Wiessee diese Entscheidung – übrigens ohne darüber abzustimmen – traf.

Mit ca. 60 000 Euro Einnahmen kann die Gemeinde pro Jahr rechnen.

Ende 2010 hatte Klaus Schuschke, Leiter der Verkehrsüberwachung Bad Wiessee auf dem Wiesseer Kurausschuss, sein Gebührenkonzept vorgestellt. Das größte Argument Schuschke’s schon damals war, dass die daraus erzielbaren Einnahmen dem Kämmerer zugute kommen würden.

Mit ca. 60 000 Euro könne die Gemeinde nach den Kalkulationen Schuschke pro Jahr rechnen. Doch genau das wollte Georg Overs, Chef der TTT, nicht. Nach seiner Vorstellung sollen die zusätzlichen Mittel dann auch für den Tourismus – speziell für den weiteren Ausbau der Infrastruktur – verwendet werden.

Wie dieses Unstimmigkeit zwischen TTT und Gemeinde ab sofort geregelt werden soll, wurde nicht erwähnt.

Gästekarten-Besitzer parken weiter kostenlos

Die Parkplatzgebührenpflicht ist zunächst einmal auf 15 Monate – also bis Ende 2012 – angedacht, gab Höß bekannt:. „Mal schauen wie es läuft“, so Höß weiter. Außerdem betonte der Bürgermeister, dass „alles mit der Waldgenossenschaft Abwinkl und den Bayerischen Staatsforsten als Grundeigentümer abgestimmt” ist.

In deren Sinne können Gäste und Touristen des Tegernseer Tals, die eine Gästekarte besitzen und diese im Auto sichtbar anbringen, die Parkplätze weiterhin kostenlos benutzen. Auch ein maximal Betrag von 4 Euro sollte nicht überschritten werden.

Höß: „Parkgebühren sind zumutbar.“

„Ich denke, wir können die Mountainbikern, Wanderer und Tagesgästen aus München und Umgebung, die unsere Wege benutzen, diesen Betrag zumuten“, schloss Höß dieses Thema ab.

Die Gefahr besteht nun, dass die Straßen rund um die Wanderparkplätze noch mehr blockiert werden, weil dort das Parken weiterhin kostenlos ist. Anwohner werden sich über diesen Beschluss nicht gerade freuen.

Diesbezüglich hakte die Tegernseer Stimme bei Michael Herrmann, Geschäftsführer Bad Wiessees, nach. Laut Herrmann wolle die Gemeinde vor Ort verstärkt Kontrollen durchführen und so unlauteres Parken in Halteverbotszonen unterbinden.

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