Ist das die Elektro-BOB fürs Tal?

75 Millionen Euro soll eine elektrische Lösung fürs gesamte Oberland kosten. Zukunftsvision oder bald Realität?

Dieses künftige Hybrid-Fahrzeug, den Mireo von Siemens, favorisiert die Politik. / Quelle: Siemens

„Es ist unwahrscheinlich, dass die Elektrifizierung mit dem Ende des BOB-Vertrages 2026 kommt“, sagt deren Geschäftsführer Bernd Rosenbusch, daher “braucht es ein Übergangskonzept zwischen Ende der Fahrt mit den 17 Integralzügen, die schon über zwanzig Jahre im Einsatz sind, bis zur Fahrt mit Strom“.

Seine Bayerische Oberlandbahn GmbH (BOB) würde gerade ein Konzept mit soliden Fahrzeugen erarbeiten. „Diese stellen wir dann der Politik und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) vor“. Die BEG ist zu 100 Prozent im Besitz des Freistaats und für die Belange des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) zuständig. „Das Oberland braucht zuverlässige und kundengerechte Fahrzeuge für die Übergangszeit“, erklärt Rosenbusch gegenüber der Tegernseer Stimme.

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Brennstoffzellen – die Antriebslösung?

Doch um welche Fahrzeuge geht es? Wie könnte eine Lösung bis zur Elektrifizierung des gesamten Oberlandnetzes aussehen? Nach jetzigem Stand soll sie 75 Millionen Euro kosten. Als Verfechter einer Übergangslösung mit Akkus gilt Heino Seeger. Er ist Geschäftsführer der Tegernsee-Bahn und als solcher für den Streckenabschnitt zwischen Schaftlach und Tegernsee zuständig. Seeger hat in den vergangenen Jahren die Batteriepack-Technologie konsequent befeuert.

Möglicherweise stellt sich heraus, dass man zusätzlich eine Brennstoffzelle benötigt, die die Batterien auf Ladung hält.

Unterstützung bekommt Seeger durch Ilse Aigner. Ihr Wirtschaftsministerium erstellt derzeit in Abstimmung mit dem Siemens-Konzern einen Zeitplan, wann in diesem Jahr der erste mit Brennstoffzellen betriebene Pilotzug an den Tegernsee rollen könnte.

Wie wahrscheinlich ist ein Hybrid-Pilot-Zug in diesem Jahr?

Auch Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) ist von Seegers Wissen angetan, wie er zuletzt auf dem Neujahrsempfang der Stadt hervorhob: „Seeger ist der Experte, der auch die Politik berät“. Er sei der „Verknüpfungspunkt zu Firmen wie Siemens“. Deren Projekt Mireo kombiniere verschiedene Antriebsformen.

Siemens entwickelt derzeit den Mireo alternativ mit Brennstoffzellenantrieb als Hybrid-Fahrzeug. Dieses braucht für bestimmte Streckenabschnitte, wie beispielsweise zwischen Holzkirchen und Tegernsee, keine Oberleitungen, so Hagn hoffnungsvoll. Dafür womöglich aber eine Ladeinfrastruktur mit Umspannwerken an den Endbahnhöfen. Welche Energie muss hier zur Verfügung gestellt werden und wie kommt diese ins Fahrzeug, sind drängende Fragen eines verbesserten Schienennahverkehrs.

Siemens dementiert Existenz eines Hybrid-Prototypen

Doch wenn man bei der zuständigen Entwicklungsabteilung von Siemens nachfragt, klingt Aigners Zeitplan weniger optimistisch. Man habe zwar solche Hybridlösungen für Regionalzüge im Portfolio, sagt die zuständige Pressesprecherin in Berlin, „noch existiert aber kein solches Modell des Mireo-Hybrid. Denn erst mit der Bestellung beginnt auch die Entwicklung, die dann zwei bis drei Jahren dauern würde“. Dann folge ein Jahr Probebetrieb. Ein Prototyp wäre vier zu teuer.

Erst wenn eine Bestellung vorliegt, starten wir.

Es dürfte einige Jahre dauern, bis einer ausgeliefert werden könnte. Schon für die Ausschreibung eines solchen Zuges würden ein bis zwei Jahre vergehen. „Züge sind ein langfristiges Geschäft“, sagt die Konzernsprecherin.
Nicht bestätigen wollte sie, dass der Kauf und Einsatz von Hybridmodellen nach 20 Jahren die Investition für eine Elektrifizierung überschreiten würde.

Der Bedarf und die Wirtschaftlichkeitsberechnung für die BOB könne erst dann ermittelt werden, wenn diese mitteile, wie sie das Fahrzeug einsetzen will. Entscheidend seien die Anzahl der Kurven, der Haltestellen und der Abstand dazwischen, wie viele Steigungen gibt es und ist ein Tunnel dabei. Diese Berechnungen würden aber erst angestellt werden, wenn von der BOB eine Ausschreibung vorliege. Ob die BOB bereits ihr Interesse angemeldet habe, wollte die Tegernseer Stimme wissen. Dies könne sie nicht bestätigen, denn hier gelte wie für alle Kunden die Geheimhaltung.

Elektrifizierung frühestens 2032

Anders als für Seeger gibt es für Rosenbusch noch eine zweite Variante, die schon fährt: Das bimodale Fahrzeug, ähnlich dem Meridian, der bereits zwischen Holzkirchen und Rosenheim unterwegs ist. Dieser Typ, der bis zu acht Millionen Euro kostet, hat einen Dieselpowerpack, der einen Elektromotor bei der Fahrt ohne Oberleitung antreibt.

Auch hier wäre es bei der Vollelektrifizierung möglich, den Dieselantrieb zu entfernen. Deshalb hält Rosenbusch diesen Antrieb „langfristig für sinnvoll“, da er wegen der weiteren Verwendung im Netz „ökologischer und wirtschaftlicher“ sei, sagte der BOB-Chef im vergangenen Jahr vor dem Kreistag. Als Fazit ist nur eines klar: die Elektrifizierung dürfte frühestens im Jahr 2032 kommen. Bis dahin gehen also noch einige Landtagswahlen ins Land.

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