Der alte Wiesseer Badepark muss weg und durch einen Neubau mit modernem Konzept ersetzt werden – so haben es die Wiesseer in einem Bürgerentscheid im September 2020 beschlossen. Ursprünglich geplant war, mit dem Abriss des maroden Gebäudes bereits in diesem Jahr zu beginnen. Fertig sollte der neue Badepark dann 2024 werden.
Doch vor rund zwei Monaten wurde bekannt: Der gesamte Zeitplan verschiebt sich nach hinten. Der Hauptgrund? Eine knappe Gemeindekasse durch die Corona-Pandemie. „Wir als Gemeinde haben sieben Monate aufgrund von Covid keinerlei Einnahmen gehabt. Alle Maßnahmen mussten heruntergefahren werden, um in diesen unsicheren Zeiten nicht in eine Schieflage zu geraten“, erklärte damals Bürgermeister Robert Kühn (SPD).
Der neue Plan: Nach einem Schadstoffgutachten wird der Abriss europaweit ausgeschrieben. Im Wiesseer Haushalt wurden hierfür 2,2 Millionen Euro eingestellt. Fertig soll der neue Badepark dann Ende 2025, Anfang 2026 sein. Für das gesamte Projekt wurden rund 30 Millionen Euro veranschlagt. Die Baukosten werden komplett von der Gemeinde Bad Wiessee getragen.
Bedenken der Rottacher Gemeinderäte
Dass diese Verzögerung nicht jedem schmeckt, zeigte sich in der gestrigen Gemeinderatssitzung in Rottach-Egern, die zunächst ruhig und beschaulich verlief. Eingangs berichtete Bürgermeister Christian Köck (CSU) über die talweiten Störungen bei der Telekom. Danach wurden in überwiegend harmonischer Stimmung alle Punkte der Tagesordnung abgearbeitet. Doch kurz vor dem Ende der öffentlichen Sitzung meldete sich noch Josef Kaiser von der CSU-Fraktion mit einem Auftrag für den Bürgermeister zu Wort:
Ob du (Anmerk. d. Redaktion: Köck) den Wiesseer Kollegen mal fragst, wie es mit den Planungen für den Badepark aussieht.
Er habe da so seine Bedenken, wenn er die Berichterstattung in der Presse anschaue, wie die finanzielle Lage der Wiesseer sei, fuhr der CSU-Gemeinderat fort. Im Anschluss brachte Kaiser noch vor, dass die Verzögerungen bei der Realisierung des neuen Badeparks in Bad Wiessee sehr ärgerlich seien.
Bürgermeister verweist auf kommunale Selbstverwaltung
Köck reagierte auf die Anfrage seines Parteikollegen entschieden. Es stehe der Gemeinde Rottach nicht zu, sich in die Belange der Nachbargemeinde einzumischen. Das würde gegen das Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung verstoßen und das wolle man in keinem Fall.
Da müssen wir uns zurücknehmen.
Zudem sei man an dem Badepark-Projekt in Bad Wiessee ja nur im Rahmen einer Defizitvereinbarung beteiligt und nicht an dem Bauvorhaben an sich. Dabei ist diese Defizitvereinbarung enorm wichtig für die Wiesseer Gemeinde. Sollte der neue Badepark (Gastronomie o. Ä. ausgenommen) in Zukunft defizitär werden, haben die übrigen Tal-Gemeinden durch diese Defizitvereinbarung ihre Unterstützung zugesichert.
Vorgesehen ist, dass bei einem Defizit von bis zu 500.000 Euro die Gemeinde Bad Wiessee die Hälfte übernimmt. Die anderen höchstens 250.000 Euro werden dann auf die anderen vier Tal-Gemeinden aufgeteilt. Der Aufteilungsschlüssel richtet sich hier neben der Steuerkraft auch nach Einwohner- und Übernachtungszahl der jeweiligen Gemeinde.
Signal an Bad Wiessee aussenden
In der kurzen, sich anschließenden Diskussion wurde bei den Wortbeiträgen deutlich, dass insbesondere die Verzögerung des Hallenbadprojektes einige Rottacher Gemeinderäte umtreibt. Es wurde auf die große Wichtigkeit des Badeparks für den Tourismus, aber auch die einheimischen Menschen, besonders für die Kinder, verwiesen.
Andreas Erlacher (FWG) brachte es in seinem abschließenden Wortbeitrag auf den Punkt. Er meinte, man könne ja vielleicht ein Signal aussenden, dass man als Gemeinde durchaus bereit sei, sich über die Defizitvereinbarung hinaus finanziell an dem Projekt zu beteiligen – zum Beispiel in einem Zweckverband. Ob das allerdings erwünscht sei von Seiten der Wiesseer stehe auf einem anderen Blatt.
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