Warum tut er sich das an?

Im Mai 2020 fängt eine neue sechsjährige Gemeinderatsperiode an. Manche Räte ließen sich neu aufstellen, andere sagen leise Servus. Wieder andere könnten zum ersten Mal Kommunalpolitik schnuppern. Wir haben einige nach Zielen, Wünschen und Ängsten befragt. Mit Kreuth fangen wir an.

Markus Wrba – FWG-Gemeinderat in Kreuth. / Quelle: privat

Sechs Jahre sitzt man in einem Gremium, während Familie und Freunde – im Biergarten oder auf der Couch – ihre Freizeit genießen. Als Gemeinderat aber diskutiert man lieber, beugt sich über Baupläne, diskutiert Radwegepläne oder beteiligt sich an anderen abendfüllenden Diskussionen. Das Geld kann es wohl nicht sein. Dafür gibt es gerade mal 25 Euro Aufwandsentschädigung. Ist es das Ansehen? Da möge man in Kommentarspalten bei der TS oder in anderen Medien schauen. Wir haben einen Gemeinderat, den 59-jährigen Anwalt Markus Wrba nach seinen Motiven gefragt.

Sie sind im Kreuther Gemeinderat seit 2014. Warum haben Sie sich damals aufgestellt?

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Markus Wrba: Ich wurde damals von Wolfgang Rebensburg angesprochen, ob ich mich nicht bei den Freien Wählern engagieren möchte. Ich habe damals zugesagt, weil ich schon immer gerne ehrenamtlich unterwegs war.

Was waren Ihre Ziele?

Wrba: Anfangs hatte ich – ehrlich gesagt – gar keine konkreten Ziele, weil ich die Abläufe der Gemeinderatsarbeit nicht kannte. Ich wollte einfach etwas für die Gemeinschaft tun. Mein Problembewusstsein ist mit meiner Gemeinderatsarbeit gewachsen. Heute geht es mir darum, unsere unglaubliche Lebensqualität in dieser Gemeinde zu erhalten. Unsere Kultur, unseren Dialekt, unsere Tracht, unsere Musi, unsere Baukultur, unser Miteinander geprägt von den Vereinen – das ist mir wichtig und nach meinem Gefühl bedroht. Ganz entscheidend ist für mich, dass unsere jungen Kreuther Bürger in unserer Gemeinde weiter leben, arbeiten und ihr Geld verdienen können. Gehen die Jungen, geht unsere Kultur (s.o.) vor die Hunde.

Was hat sich bestätigt/erfüllt?

Wrba: Bestätigt haben sich meine Sorgen. Erfüllt hat sich meine Erwartung, dass ich mit großem persönlichen Einsatz – vor allem zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen und dem Bürgermeister – dazu beitragen konnte, dass wir in Kreuth weiterhin einen wunderschönen Platz zum Leben haben.

Was waren die negativen Seiten?

Wrba: Die Einwirkungsmöglichkeiten eines Gemeinderates auf die Geschicke der Gemeinde wird nach meinem Dafürhalten völlig überschätzt. Der Gemeinderat ist kein gestaltendes Gremium, der Gemeinderat ist ein beschließendes und kontrollierendes Gremium. Ganz entscheidenden Einfluss haben die Beschlussvorlagen, die vom Bürgermeister und der Verwaltung erarbeitet werden. Im Gemeinderat geht es dann letztlich um Ja oder Nein.

Die Arbeit in Arbeitskreisen geht einher mit hohem Freizeitverlust (Stichwort: Biergarten oder heimische Couch). Besonders negativ ist für mich die Tatsache, dass es trotz der großen Herausforderungen (Stichwort: bezahlbarer Wohnraum, Verkehrsbelastung, ÖPNV) keine talweite Kooperation gibt. Meine Vorschläge hierzu werden von den etablierten Parteien bestenfalls belächelt.

Warum haben Sie sich wieder aufstellen lassen?

Wrba: Zum einen meine ich, dass wir in Kreuth auf einem superguten Weg sind, den ich noch mitbegleiten möchte. Zum anderen macht die Zusammenarbeit mit meinen Freien Wähler Kollegen im Gemeinderat wirklich einen Riesenspaß. Außerdem haben die Freien Wähler eine tolle, dynamische Mannschaft.

Was sind Ihre persönlichen Ziele, wenn Sie wiedergewählt werden?

Wrba: Ich möchte mich weiter in den Arbeitskreisen engagieren. Ich möchte versuchen, meine Kolleginnen und Kollegen in allen Tal-Gemeinden davon zu überzeugen, dass wir ein „Tal-Parlament“ brauchen, in dem die Fraktions-Vorsitzenden aller Gruppierungen und Parteien im 2-Monats-Turnus zusammenkommen, um die Lösungen der gemeindeübergreifenden Probleme zu koordinieren.

Der einzige talweite Arbeitskreis A.T.T.E.K. (Arbeitskreis Tegernseer Tal Energiewende und Klimawandel) ist hierfür ein hervorragendes Beispiel. Über diesen Arbeitskreis haben wir die Einrichtung des Solarpotentialkatasters angestoßen, das aktuell vom Landkreis aufgelegt wird. Ich möchte dazu beitragen, dass Kreuth eine „Mitmach-Gemeinde“ wird, weil wir ohne den Bürger kein einziges Problem richtig lösen können.

Die gelebte Bürgerbeteiligung in Weyarn finde ich ein sehr gutes Vorbild.

Wrba: Gesetzt den Fall, Sie werden nicht mehr gewählt? Hat es sich gelohnt?

Gelohnt im finanziellen Sinne natürlich nicht. Darum geht’s auch nicht, dann sollte man das Amt nicht antreten. Es reicht doch, zusammen mit anderen Mitmenschen in der Gemeinde etwas Positives zu bewegen – sei es nun viel oder wenig. Das gilt auch für unsere vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen – ohne die würde das soziale Leben in Kreuth sterben und dann sieht’s aus wie in Sylt.

Was machen Sie dann?

Wrba: Ich arbeite – ist doch klar – in den Arbeitskreisen weiter mit und geh‘ den gewählten Gemeinderatsmitgliedern mit meinen Ideen weiter auf den Keks.

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