Warum und um wen trauern wir?

Heute begehen wir den Volkstrauertag. Deswegen sehen wir die Flaggen an den Rathäusern, die Kränze an den Denkmälern. Unser Kolumnist hat Beispiele gesammelt, die aus dem abstrakten ein persönliches Gedenken machen können. Es gibt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Heute ist Volkstrauertag (Bild: Birkenstein). / Quelle: Martin Callsow

Um die Bundeswehr-Soldaten, die am Karfreitag vor zehn Jahren in Afghanistan in einen Hinterhalt gerieten und starben.

Um die jüdischen Häftlinge, die in Bad Tölz erschöpft zusammenbrachen und deren Körper über die Friedhofsmauer geworfen wurden.

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Um das Mädchen aus dem Sudetenland, das auf der Flucht, mehrfach vergewaltigt, mit einem Schlag des Gewehrkolbens von einem russischen Soldaten getötet wurde, und deren Eltern noch Jahre später in Bad Wiessee an diesem Tag schweigend und weinend ihrer gedachten.

Um die bayerischen Soldaten, deren Name in der kleinen Kirche in Glashütte aufgeführt sind, die unter anderem in der Blutmühle Verduns im 1. Weltkrieg ihr Leben ließen, weil ihr Wittelsbacher-König und ihr Preußen-Kaiser es so wollten.

Um den jungen Mann, der in einem Stacheldraht verblutete, weil er von Ost- nach Westberlin flüchten wollte, und von Schüssen der DDR-Grenzpolizei niedergemäht wurde.

Um die jungen Männer in den Armeen Hitlers, die um ihre Jugend, ihre Lieben und um ihr Leben betrogen wurden.

Um jene, die draußen in Dürnbach liegen, weil sie uns vom Nazi-Joch befreien sollten und ihr Leben dafür gaben.

Um die Familie, die in einem Bunker in München beim Luftangriff 1944 qualvoll erstickte, zusammengerückt, sich in der letzten Sekunde ihres Lebens umarmend.

Um die schwangere Penzbergerin Agathe Fleissner, die Ende April 1945 an einem Kuh-Strick von fanatischen Nazis aufgehängt wurde, weil sie kapitulieren wollte.

Wir trauern um die Opfer von Gewaltherrschaft.

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