Was sich bei der BOB nun ändern soll

So konnte es nicht weiter gehen. Seit Dezember 2018 herrscht bei der Bayerischen Oberlandbahn Chaos. Ständige Zugausfälle und Verspätungen waren an der Tagesordnung. Deshalb gab es heute ein Krisengespräch. Was dabei raus kam.

Heute gab es für BOB und Meridian ein Krisengespräch – damit Ausfälle wie hier nicht mehr vorkommen / Foto: Hans Wildermuth

Im Rahmen der Schneefälle waren die Streckenabschnitte südlich von Holzkirchen in den letzten Wochen oft tagelang komplett gesperrt oder nur eingeschränkt befahrbar. Für die noch verbleibenden Verkehrsleistungen erreichte die BOB im Januar nach vorläufigen Daten eine Pünktlichkeit von unter 70 Prozent.

„Uns ist bewusst, dass im Januar zahlreiche Ausfälle und Einschränkungen im Betrieb der BOB zunächst auf eine mangelhafte Räumung durch die Infrastrukturbetreiber DB Netz und DB Station&Service zurückzuführen waren. Die Probleme bei der BOB wie mangelnde Fahrgastinformationen, ein unzureichendes Störfallmanagement oder immer wiederkehrende Fahrzeugprobleme bestehen aber bereits viel länger“, kritisiert Thomas Prechtl, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Im Rahmen des Krisengesprächs hat die BOB zu den einzelnen Netzen verschiedene Maßnahmenpakete vorgelegt.

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So kann es aus Sicht der BEG nicht weitergehen

Der Zugverkehr soll weitgehend einschränkungsfrei erfolgen. Schließlich funktioniere in anderen Bahnnetzen z.B. in Österreich auch. Die BOB zeigte sich einsichtig: „Wir bedauern sehr, dass unsere Fahrgäste in den letzten Wochen unsere Züge nicht in der gewohnten Qualität nutzen konnten und entschuldigen uns insbesondere auch bei den vielen Berufspendlern, die aufgrund der betrieblichen Probleme und fehlerhaften Fahrgastinformation leider keine verlässlichen Auskünfte über die Ausfälle und Verspätungen bekamen“, so Fabian Amini, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Oberlandbahn GmbH.

Man könne den Unmut natürlich verstehen. Außerdem versicherten die Verantwortlichen bei der Anerkennung von Fahrgastrechten und Kundengarantien die größtmögliche Kulanz walten lassen wird. “Zudem möchten wir aufgrund der außerordentlichen Belastungen aus der witterungs- und infrastrukturbedingten zehntägigen Einstellung des Zugverkehrs der BOB südlich von Holzkirchen unseren Zeitkartennutzern eine Erstattung anbieten“, erklärt Amini.

Es handelt sich bei der Sonderentschädigung um eine freiwillige Leistung der Bayerischen Oberlandbahn GmbH, wobei Einzelheiten zu Höhe und Voraussetzungen der Erstattung zeitnah bekannt gegeben werden. Fahrgäste, die von der Entschädigung ausgenommen sind, können wie gewohnt die gesetzlichen Fahrgastrechte und Kundengarantien in Anspruch nehmen. Folgende Maßnahmen wurden beim heutigen Krisengespräch außerdem beschlossen:

Wesentliche Maßnahmen:

  • Die BOB erstellt gemeinsam mit DB Netz und DB Station&Service ein Konzept zur Wintervorbereitung sowie zum Umgang mit unterschiedlichen Wintersituationen und entsprechende Notfallkonzepte.
  • Die BOB erhöht den Personalbestand in der Betriebsleitzentrale zur Verbesserung der Disposition.
  • Zur Verbesserung der Fahrgastinformation wurde eine zweiteilige Strategie vereinbart. Die BOB wird einerseits kurzfristige Maßnahmen zur Herstellung der Funktionsfähigkeit ihrer eigenen Systeme vornehmen. Andererseits soll eine übergreifende und gesamthafte Analyse der Fahrgastinformationssysteme durch einen externen Gutachter durchgeführt werden. Die BEG wird die Analyse fachlich und finanziell unterstützen.
  • Die BOB hat die Ausarbeitung einer Entschädigungsregelung für Zeitkarteninhaber infolge der zehntägigen Wintersperrungen zugesagt.
  • Vor allem Pendler hatten es in den letzten Wochen oft schwer / Foto: Klaus Wiendl
  • Zusätzlich hat die BEG eine grundlegende Überarbeitung des Störfallhandbuchs für das Netz „Bayerisches Oberland“ – gegebenenfalls mit externer Unterstützung – gefordert, welches als Grundlage für die anderen BOB/BRB-Netze dienen soll. Dadurch soll sichergestellt werden, dass bei betrieblichen Störfällen ein geregelter und standardisierter Prozess zur Betriebsabwicklung inklusive Schienenersatzverkehr, Reisendenlenkung und Fahrgastinformation greift. Die BEG wird dieses Projekt ebenfalls finanziell und fachlich unterstützen. Darüber hinaus soll ein Schulungskonzept für die Mitarbeiter der Betriebsleitzentrale erstellt und der BEG vorgelegt werden. Dieses soll auch „Trockenübungen“ für das Erlernen eines routinemäßigen Umgangs mit Störfallsituationen beinhalten.

Nicht zufriedenstellend waren aus BEG-Sicht vor dem Hintergrund der zahlreichen Fahrzeugschäden und -störungen die Aussagen der BOB zur Fahrzeug- und Werkstattsituation. Die BEG hat daher eine Nachlieferung konkreter Maßnahmen bis kommenden Montag gefordert.

So sieht es beim Meridian aus

Das aus BEG-Sicht dringlichste Problem beim Meridian stellt die aktuelle Fahrzeugsituation dar, welche zu zahlreichen Zugkürzungen führt. Insbesondere seit dem vierten Quartal 2018 hatten sich die Zugkürzungen von einem ohnehin schon hohen Niveau nochmals drastisch verschärft. So wurden beispielsweise im November 2018 über 31.000 Zugkilometer mit verkürzten Zügen erbracht.

„Die von der BOB ergriffenen Maßnahmen wie z. B. der Einsatz einer speziellen Diagnose-Software zur Reduzierung der Fahrzeugstörungen haben bisher offenbar überhaupt keinen Effekt erzielt. Stattdessen werden die Fahrgäste auch in den Hauptverkehrszeiten weiterhin mit verkürzten Zügen oder fahrzeugbedingten Ausfällen konfrontiert“, so Prechtl. Die BEG hatte daher die Beschaffung von Ersatzfahrzeugen zur Entlastung der Fahrzeugsituation gefordert.

Wesentliche Maßnahmen:

  • Die BOB führt mit dem Fahrzeughersteller eine intensive Fehleranalyse durch, um die Ursachen teilweise noch ungeklärter Fahrzeugstörungen zu identifizieren.
  • Die BOB prüft die kurzfristige Beschaffung zusätzlicher Fahrzeuge, um den Fahrzeugbestand bis zur dauerhaften Stabilisierung der Fahrzeugsituation vorübergehend zu erhöhen. Die BEG hat die BOB in diesem Zusammenhang nochmals mit Nachdruck aufgefordert, die Suche nach Ersatzfahrzeugen schnellstmöglich auszuweiten und auch einen vorübergehenden Einsatz lokbespannter Wagenzüge bei einzelnen Leistungen in Betracht zu ziehen.
  • Es wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Behebung langwieriger Flottenprobleme bei den Bestandsfahrzeugen sowie zur Abarbeitung von Winterschäden vorgestellt.
  • Die Schadbearbeitung soll deutlich beschleunigt und die Standzeiten der Fahrzeuge erheblich reduziert werden.

Zusätzlich hat die BEG ein Gespräch mit dem Fahrzeughersteller Stadler Rail AG kurzfristig einberufen, um die Behebung der kritischen Fahrzeugprobleme zu beschleunigen.

Wie heute bereits berichtet kritisierte Norbert Moy, Vorsitzender von PRO BAHN Oberbayern die BOB heftig. Auch ihn erreichten zahlreiche Emails frustrierter Fahrgäste. Noch hat sich der Fahrgastverband nicht zum Ausgang des Krisengesprächs geäußert.

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