Wenn in Waakirchen Tourismus passiert

Das Eingeständnis “Wir haben den Tourismus bisher nicht forciert” kommt spät. Doch die Politiker in Waakirchen sind seit dem Kampf um den Lanserhof sensibilisiert. Das Potential von Hotels und Touristen für Arbeitsplätze und Gewerbesteuer ist groß. Die Erkenntnis mittlerweile angekommen.

Für die Touristiker um das Duo Overs-Flossmann ist dies zwar nicht neu. Trotzdem konnte man in den letzten Jahren den Eindruck gewinnen, Waakirchen habe nichts, was sich fördern oder entwickeln lässt. So war auch der gestrige Auftritt von ATS-Chefin Sabine Flossmann bei der Gemeinderatssitzung längst überfällig. Und der Verzug ein Grund für Bürgermeister Sepp Hartl Flossmann gleich zum Start eine klare Botschaft mitzugeben: “Wir im Gemeinderat sind ein wenig verärgert.”

Dabei manifestiert sich in dieser Aussage auch das neu gewonnene Selbstbewusstsein der Waakirchner. Was Hartl meint ist: Wir sind uns unserer Rolle bewusst und nicht mehr nur das fünfte Rad am Wagen. Nehmt uns wahr oder wir orientieren uns ohne euch.

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Der Lanserhof als Leuchtturm-Projekt

Dass die TTT beziehungsweise die ATS das spätestens nach dem 6. November und dem erfolgreichen Abstimmungsergebnis für den Lanserhof ähnlich sehen, wird spätestens in der Präsentation Flossmanns klar.

Gerade die Entwicklung am Lanserhof – “70 Betten im absoluten Premiusmsegment” – scheint für die Touristiker sowas wie ein Startsignal in eine positive Zukunft der gesamten Alpenregion zu sein.

Quelle: Sabine Flossmann / Project M

Und die Geschäftsführerin der ATS wird konkreter: In Valley gebe es Überlegungen für ein großes Golfhotel, Gmund mache Fortschritte mit dem Maximilian und in Tegernsee steht ein Investor vor der Tür, um das Hotel Guggemos möglicherweise zu übernehmen.

Vom Nobody zur Schlüsselgemeinde

Das Interessante an der Wahrnehmung Waakirchens ist die Geschwindigkeit, mit der sich die Kommune derzeit zu einer der Schlüsselgemeinden des Masterplans Tourismus entwickelt.

Dass sich die Möglichkeiten bisher auf den Langlauf beschränken ist da kein KO-Kriterium. Waakirchen weist mit 45 Kilometern das Landkreisweit größte Loipennetz auf. Das sei zwar interessant, so die ATS-Chefin, sollte aber zukünftig eher in Richtung “verbindendes Element” für eine durchgängige Loipenführung von Holzkirchen nach Kreuth ausgebaut werden.

Doch darüberhinaus sieht es touristisch (noch) bescheiden aus. Und das trotz aller Vorteile:
– gute Lage und Erreichbarkeit, insbesondere Nähe und Anbindung zum Tegernseer Tal
– gute Eignung der Wälder und Felder für Radeln und Wandern
– Ländlich-attraktives Umfeld mit sehr guten Möglichkeiten für den Aktiv- und Landurlaub

Waakirchen habe damit alle Möglichkeiten für “gehobenen, aber sanften” Tourismus. Doch ohne den Masterplan werde das schwierig, macht Flossmann ihre Position klar.

Gerade die Anbindung an die bestehenden und neuen Routennetze zum Wandern, Radahren oder Langlaufen sei ein wichtiger Vorteil für die nördlichste Talgemeinde. Die Optimierung des Ortsbildes unter touristischer Perspektive oder auch die Qualifizierung der Beherbergungsbetriebe genauso ein Mehrwert wie die Einbindung in sogenannte Informationsmedien der Alpenregion Tegernsee Schliersee.

Waakirchen soll einfach Zukunftsfähig gemacht werden. Mit eigenem und vor allem zeitgemäßen Internetauftritt. Eine absolute Notwendigkeit, wenn man sich die derzeitige Webseite anschaut.

Weitere Investitionen in Waakirchen?

Da mögen einige Gemeinderäte zum Masterplan eine tendenziell kritische Einstellung haben, trotzdem wird spätestens hier vielen Anwesenden klar, dass es ohne schwer werden dürfte. Denn die Hausaufgaben, die die Gemeindevertreter mitbekommen, sind umfangreich.

Zukünftig gelte es alle Leistungsabieter einzubinden. Und damit sind nicht nur Beherbergungsbetriebe gemeint, sondern auch Gastronomen oder Einzelhändler. Das Ortsbild gehört verbessert. Und der Gemeinderat muss “Investitionsvorhaben konstruktiv, wenn nötig kritisch begleiten”.

Gerade der letzte Punkt birgt Spannungspotential. Gemeint ist die weitere Ansiedlung von Hotels und touristischen Betrieben. Am besten sollten jedoch, so Flossmann die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Belange aber vor der Realisierung in Einklang gebracht sein. Die Botschaft dahinter: Macht eure Sache besser als beim Lanserhof und bindet die Bürger früher ein.

Spannungsfeld Tourismus vs. Bürger – Ausgang ungewiss

Wer die Präsentation und die positive Reaktion der Gemeinderäte verfolgt hat, sieht, Waakirchen steht möglicherweise vor einer spannenden Entwicklung. Doch mehr Tourismus wagen, bedeutet auch mehr Tourismus aushalten müssen. Und so werden einige Bürger bei der Aussage Hartls “Wir haben den Tourismus bisher nicht forciert” eher mit dem Kopf nicken und sagen “So ein Glück”.

Den Verantwortlichen wird das spätestens nach der gestrigen Sitzung durch den Kopf gegangen sein. Die Erkenntnis zum Spannungsfeld Tourismus vs. Bürger wird nachhallen. Klar ist Waakirchen hat viele Chancen. Nur nutzen muss die Gemeinde diese selber.

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