Die SGT rief am Freitagabend ihre 500 Mitglieder zu einer Hauptversammlung in die Kreuther Naturkäserei. Etwa 40 davon folgten der Einladung trotz „Biergartenwetters“, freute sich die Vorsitzende Angela Brogsitter-Finck, die seit 2006 an der Spitze des Vereins steht. Sie begann auch gleich mit dem erfreulichen Teil der Veranstaltung, der Verleihung des „Lichtblicks“, einer jährlichen Auszeichnung der SGT für positive Projekte.
Die beiden hölzernen Laternen gingen diesmal an den „rührigen Brauereidirektor“ des Herzoglichen Brauhauses, Christian Wagner, und an Karl Hitzelberger, dem Bauleiter und Koordinator bei der Restaurierung des Gasthofs „Herzog Maximilian in Bayern“. Wagner sei es zu verdanken, dass Herzogin Anna in Bayern den Gasthof 2014 erwarb. Hitzelberger als Bauleiter und Koordinator sei es darüberhinaus gelungen, die fähigsten Handwerksbetriebe und Firmen für die Restaurierung zu gewinnen. Und so lobte Brogsitter:
Dadurch wurde das Wunder tatsächlich Wirklichkeit. Gmund hat nun neben Kirche, Schule und Rathaus wieder seinen Dorfmittelpunkt. Dies ist ein wahrer Lichtblick. (Langer Beifall)
In ihrem Lagebericht verwies die SGT-Vorsitzende darauf, dass der Landkreis mit dem Prädikat Naturtourismus ausgezeichnet wurde. Daher müsse hier aber auch ein Umdenken einsetzen. „Weniger Masse, mehr Klasse“, so das Motto von Brogsitter.
Die Bausünden
Ihre Dauerbrenner waren daher das „Sanatorium“ an der Tegernseer Perronstraße, das die ortsprägende Parklandschaft zerstöre, die „Villa Rosa“ gleich daneben mit einen Bauantrag für sieben Häuser, die Baupläne der „Orthopädischen Klinik“, die das Landschaftsbild an dieser markanten Stelle beeinträchtigen würden, Neubau und Erweiterung des „Westerhofes“, gegen den sich „erfreulicherweise erneut Widerstand“ formiere. Weiter verwies sie auf die Pläne mit dem „Almdorf“ und die stetige Ausdehnung des Hotels „Das Tegernsee“.
„Wer soll sich in all diese Gästebetten noch legen“, sei für sie eine berechtigte Frage, zumal auch auf dem ehemaligen Krankenhausgelände mit der „Bohne“ ein weiteres Hotel entstehen würde. Mit Bedauern müsse die SGT zur Kenntnis nehmen, dass der neue Bierausschank in Gut Kaltenbrunn nun „leider vom Kreisbaumeister genehmigt wurde“. Auch das „Bussy Baby“ von Hotelier Kohler in Bad Wiessee bekam sein Fett ab.
Seinen Höhepunkt erreichte aber der Abend mit äußerst kritischen Anmerkungen des „aktiven Naturschutzwächters“ und bekannten Heimatmalers Klaus Altmann aus Rottach-Egern. Seit geraumer Zeit ist der pensionierte Forstdirektor von Kreuth unterwegs, um sich ehrenamtlich dem Schutz der Natur anzunehmen. Vor allem die Rodungen an den Bächen hat er im Visier, den Kahlschlag zum Hochwasserschutzausbau.
Es sei für ihn unverständlich, was die „sogenannte Fachbehörde“, das Wasserwirtschaftsamt (WWA), da veranlasst habe. Ob beim Scharlinger Bach, der Weissach oder nun der Rottach. Bei seiner Recherche über die Wassergüte in Oberbayern sei er auf das Wasserhaushaltsgesetz gestoßen, „dass beidseitig eines Baches ein fünf Meter breiter und intakter Gehölzstreifen bewahrt werden muss“. Es sei sogar verboten, standortgerechte Bäume und Sträucher zu entfernen.
Machtlose Naturverbände
In einem anderen Passus stehe, dass eine Fachbehörde für Gewässerabschnitte diese Forderung aufheben könne. Was aber das WWA daraus mache, darüber könne er nur den Kopf schütteln, so Altmann.
Neben Altbäumen wurden Zwischen-, Mittel- und Strauchschichten auf der dem Damm abweisenden Seite entfernt. Der Sinn erschließt sich mir nicht. Die Baumstöcke wurden gefräst, die ein intaktes Wurzelwerk hinterlassen und den Damm bis zu 15 Jahre lang zusammenhalten.
Wer auf diese „Wahnsinn-Idee“ gekommen sei, wisse er nicht, nachdem nun wieder neue Bäume gepflanzt würden. „Diesen Irrsinn muss man sich mal vorstellen“. Der Begriff „Gewässerökologie“ sei dem WWA „ein vollkommenes Fremdwort“. Kleine Vögel und Kleintiere hätten dort keine Chance mehr, weil das Wasser möglichst schnell abfließen müsse. Die Einzigen, die sich bei solchen Eingriffen in die Bäche auf die Schenkel klopfen würden, seien die Hoch- und Tiefbauunternehmen. „Die haben damit eine Leibrente“, klagte Altmann an.
„Man fühlt sich vollkommen hilflos“, pflichtete die SGT-Vorsitzende bei. Da helfe nur „eine breite Phalanx auf die Straße“. Die Naturschutzverbände seien hier völlig machtlos. Dennoch will laut Brogsitter die SGT den von Altmann geschilderten Fall einem Anwalt übergeben. Doch Fred Huber als betroffener Rottach-Anlieger warnt: „Gegen das WWA kann man nicht anstinken“. Sogar während der Brutzeit seien die Bäume gefällt worden. 78 habe er außerhalb des Bachbetts gezählt. Seit das WWA vor seinem Grundstück das Bachbett kaputtgemacht habe, „senkt sich bei mir das Gelände“, beklagte Huber. „Statt einer geraden Wiese habe ich nun Löcher“. Jetzt würden sogar einigen Anliegern wieder die Keller voll laufen. Und Huber ergänzte:
Aber niemand fühlt sich für die Behebung der Schäden zuständig.
Erwartungsgemäß wurde zuvor Brogsitter-Fink für weitere drei Jahre in ihrem Amt bestätigt, wie auch ihre Stellvertreter Kathrin Weber und Johannes von Miller und Schatzmeisterin Andrea Schack. Neu im Amt als Schriftführer sind Markus Staudacher und Dieter Jung. „Es gibt viel zu tun für uns“, stellte die alte und neue SGT-Vorsitzende abschließend fest.
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