Weg vom Wasserkopf-Image

Wasserkopf oder Zwangsheirat: Die Assoziationen mit der ATS waren selten positiv. Zu sehr stand die Organisation für doppelte Strukturen und die verpatzte Fusion. Doch das soll sich nun ändern. Mit gekürztem Budget muss sich das Unternehmen als Dienstleister neu erfinden – und setzt dabei auf das Know-How der heimischen Wirtschaft.

Der Tourismus im Landkreis muss sich neu organisiseren.
Der Tourismus im Landkreis muss sich neu organisieren.

Harald Gmeiner, der Geschäftsführer der ATS, hatte in den vergangenen Monaten keinen einfach Job zu erledigen. Er musste seine Organisation komplett auf neue Füße stellen. „Der Tourismus ist im Wandel, also müssen wir uns auch verändern“, stellt Gmeiner dafür nüchtern fest.

Verantwortlich für die radikale Neuorganisation ist in erster Linie aber der Politikwechsel im Landkreis. Ab 2017 hat man der ATS das Budget um die Hälfte zusammengekürzt: Statt bisher 850.000 Euro bekommt die Tourismusorganisation künftig nur noch 425.000 Euro aus der Kreiskasse.

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Know-How aus der Wirtschaft

Die restlichen Gelder muss sich die ATS künftig andernorts suchen. Dafür soll das Unternehmen nun von der anonymen Tourismusorganisation zu einem transparenten Dienstleister werden.„Wir müssen weg davon, dass die Gemeinden einfach Geld überweisen und dann nicht wissen, was damit gemacht wird“, erklärt Anton Stetter von der Destillerie Lantenhammer.

Zusammen mit anderen Unternehmern des Landkreises bildet er den sogenannten Tourismusbeirat, der künftig die Entwicklung der ATS begleiten und mitgestalten soll. Landrat Wolfgang Rzehak lobt das Engagement von Stetter und seinen Mitstreitern: „Man spürt, da ist gleich ein ganz anderer ‘Drive’ drin.“ Und Hans Schönauer, Bürgermeister von Irschenberg, merkt an: „Vielleicht haben wir die Gremien früher zu sehr mit Politikern überlastet, die sich mit dem Tourismus gar nicht aus auskennen.“

Unternehmen und Gemeinden können konkrete Projekte bestellen

Kurzfristiges Ziel der ATS muss laut Stetter nun sein, bei gleich bleibendem oder sogar besserem Angebot die Kosten zu reduzieren. Dafür werden heute bereits erster Gespräche zwischen der TTT und der ATS stattfinden, wie man Doppelstrukturen noch konsequenter abbauen kann. „Es wäre zum Beispiel sinnvoll, wenn alle 17 Gemeinden im Landkreis das selbe Buchungssystem verwenden würden“, findet Gmeiner.

Doch die Aufgaben des ATS werden sich in Zukunft radikal ändern. Als Dienstleister will die Tourismusorganisation nun konkrete Projekte erarbeiten, die sie im Auftrag von einzelnen Gemeinden oder aber Unternehmen aus dem Landkreis umsetzt. „Ein Beispiel wäre hier Fischbachau. Die Gemeinde ist auf uns zugekommen, wir sollen die Marke Kräuterregion aufbauen und vermarkten“, erklärt Gmeiner.

Für diese Leistung bezahlt Fischbachau dann Geld an die ATS. Die Organisation steht damit jedoch im Wettbewerb mit anderen Agenturen, die ebenso damit beauftragt werden können. Das stellt die Organisation unter einen wirtschaftlichen Druck. „Wir halten natürlich die Kompetenz in diesen Bereichen vor. Wenn wir keine Aufträge erhalten, müssen wir welche akquirieren“, erklärt Gmeiner.

Kosten reduzieren

Die Kostenaufteilung wird sich laut Gmeiner wie folgt aufteilen. Rund 550.000 Euro werden durch den Beitrag des Landkreises sowie durch Marketingleistungen für die Gemeinden finanziert. 200.000 Euro fallen für Marketing und Onlinemarketing an, 140.000 für den gesamten Verwaltungsbetrieb und noch einmal 210.000 Euro für Personal.

Sämtliche anderen Ausgaben müssen durch Projekte gedeckt werden. Die Politiker im Wirtschaftsausschuss zeigten sich zufrieden mit der Neuausrichtung der Organisation. Nichtsdestotrotz müsste sie sich nun auch erst bewähren. „Die Fusion ist gescheitert, weil sie von oben diktiert worden ist. Wir sollten hier nicht denselben Fehler machen“, so Schönauer.

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