Weil der Tod uns alle angeht

Das Thema geht ans Eingemachte. Die Haltung zum Tod generell und zur aktuellen Debatte um die Sterbehilfe stand im Mittelpunkt der Frühjahrs-Vollversammlung des Diösesanrats in Holzkirchen. Vor allem die sehr persönlichen Aussagen auf der Bühne im Oberbräusaal beeindruckten.

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Auf dem Podium im Oberbräusaal.

Der Diözesanrat ist die Laienvertretung der Katholiken im Erzbistum München Freising. Die Mitglieder treffen sich jeweils im Frühjahr an wechselnden Orten. In Holzkirchen hatten sich am Samstag rund 180 Delegierte eingefunden. Hintergrund für die Themensetzung ist die im Herbst anstehende Entscheidung im Deutschen Bundestag, ob die Hilfestellung bei der Selbsttötung künftig verboten wird oder nicht.

Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, steckte die Rahmenbedingungen der Diskussion ab. Es gehe nicht um Kirchenpolitik vom „moralischen Hochsitz“, nicht um die Bevormundung des Einzelnen in Fragen des assistierten Suizids, sondern um eine Art „Kompass für die Gesellschaft“. Vor allem müsse die Palliativmedizin als Alternative bekannter werden – und für jedermann ins medizinische Angebot aufgenommen werden. Darin liegt der Knackpunkt auch für Hans Tremmel, Vorsitzender des Diözesanrats:

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Weil hier letztlich auch ein Kampf um die Verteilung finanzieller Mittel ausgefochten wird, müssen wir sinnvolle Alternativen zur vermeintlichen Humanisierung des Todes aufzeigen. Die Würde des Menschen muss über jeder Kostenoptimierung stehen.

Dies war ebenfalls der Tenor des prominent besetzten Podiumsgesprächs „Im Sterben nicht allein gelassen“. Medizinisches Fachpersonal und Ehrenamtliche bildeten in Teilen bereits eine funktionierende „Allianz von Netzwerkern“, berichtete Moderator Thomas Steinforth. Das sei bereits als ein Ergebnis aus den Arbeitsgruppen hervorgegangen. Diese hatten sich unter anderem mit praktischen Aspekten der Sterbebegleitung, sowie juristischen, politischen und theologischen Problemen der Sterbehilfe beschäftigt.

Wünsche für das eigene Sterben

Zusätzlich gebe es jedoch noch Potential in der Vernetzung mit den Pfarreien. Tod und Sterben dürften nicht tabuisiert werden und müssten einen selbstverständlichen Platz in der Gemeindearbeit finden „ähnlich wie die Erstkommunion-Vorbereitung“. Ärzte sollten wieder lernen, „natürlichen Tod zuzulassen“ und nicht einer „Kultur der Kontrolle“ zu erliegen.

Teils bewegend waren die Aussagen der Podiums-Teilnehmer zu den Wünschen für ihren eigenen Tod. Caritasdirektor Prälat Hans Lindenberger meinte: „Im Zurückblicken feststellen: es hat gepasst.“ Für MdL Joachim Unterländer, Vorsitzender des Sozialausschusses im Landtag war wichtig: „In vertrauter Atmosphäre mit so wenig Schmerzen wie möglich sterben.“

Norbert Kuhn-Flammenfeld, Fachbereichsleiter Hospiz und Palliativ wollte das „Gefühl haben, ausreichend gelebt zu haben.“ Der wohl am schwierigsten zu erfüllende Wunsch kam von der Medizinerin Monika Führer vom Haunerschen Kinderspital: „Die Menschen, die mich beim Sterben betreuen, sollen das gerne tun, ohne zeitlichen und anderen Druck.“

Klare Positionen

Der Tag endete mit der Verabschiedung eines Positionspapiers. Darin fordert der Diözesanrat eine Weiterentwicklung des Hospizwesens; ergänzend eine „umfassende Verbesserung und strukturelle Absicherung der palliativen Versorgung“. Dazu müssten die notwendigen rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Ebenso beschlossen wurde die Unterzeichnung der „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“. Mehr als 1.000 Organisationen und Institutionen in Deutschland unterstützen diese bereits.

Geistliche Impulse suchten viele Teilnehmer bei der abschließenden Messe mit Kardinal Reinhard Marx in St. Laurentius. Wie Moderator Thomas Steinforth in der Podiumsdiskussion angemerkt hatte: „Tod und Sterben ist ein Thema, das uns alle angeht“.

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