In allen Medien war das Ereignis präsent. Selbst bundesweit wurde über den „Millionenschaden“ berichtet, bei dem aber niemand verletzt wurde. Das Unglück geschah am 11. Oktober um kurz nach 19 Uhr, als der angrenzende Parkplatz des dm-Marktes sich bereits geleert hatte und kaum noch Passanten auf der Lindenstraße unterwegs war.
Ursache für den metertiefen Krater war eine Erdwärmebohrung für den Neubau eines angrenzenden Einfamilienhauses. Dessen Eigentümer wollten eine energiesparende Flächen-Geothermieanlage schaffen. In 45 Metern Tiefe stieß die Bohrfirma auf Wasser. Obwohl die Arbeiten sofort eingestellt wurden, brach die Fahrbahn wenig später ein. Der Bohrer war auf einen mit Wasser gefüllten Hohlraum gestoßen, der womöglich schon in der Eiszeit entstanden ist, so die These der Experten.
Zumindest war es die tiefste Bohrung bislang in Rottach-Egern. Sie war von den Fachbehörden sogar bis zu 80 Metern genehmigt Tiefe. Und hier beginnt nun die Frage im Ort, „wer trägt die Kosten“, wollte Jakob Appoltshauser (SPD) bei der gestrigen Sitzung des Rottacher Gemeinderates wissen. „Die Messungen hat die Gemeinde in Auftrag gegeben, in der Hoffnung, dass wir das Geld wieder bekommen“, entgegnete Geschäftsleiter Gerhard Hofmann.
Mit dem Anwalt der Eigentümerin, auf deren Grund die Bohrung stattfand, soll es in der nächsten Woche ein Gespräch geben. „Da muss geklärt werden, welche Versicherung den Schaden übernimmt“. Denn bislang hat die Gemeinde die meisten Kosten übernommen.
Millionenschaden befürchtet
Der Schaden ist immens, von bis zu einer Million Euro ist die Rede. Wenn auch die Statik der umliegenden Häuser zwar weiterhin intakt ist, so sind vereinzelt Schäden am Mauerwerk entstanden. Zudem musste der Drogeriemarkt anfangs zeitweise schließen. Hier geht es wahrscheinlich um einen Verdienstausfall. Da der Fall sicher vor Gericht landen wird, davon ist man im Rathaus überzeugt, soll ein Gutachten von Rasso Burmiller die Schuldfrage klären.
Dafür wird nun morgen erneut eine „geoelektrische Untersuchung“ stattfinden, so Hofmann. Dafür wird zwischen 8 und 16 Uhr eine Kabelbrücke über die B307 notwendig. Es könne wieder zu Behinderungen kommen, wie schon in der vergangenen Woche. Bei dieser Messung sei es zu technischen Problemen gekommen, deshalb müsse sie wiederholt werden. „Danach wird entschieden, ob weitere Bohrungen nötig sind“, erklärte Hofmann den Gemeinderäten und er betonte:
Inzwischen kann man über die Lindenstraße den rückwärtigen Parkplatz des Drogerie-Marktes erreichen. Auch im vorderen Bereich ist die Zufahrt verbessert worden.
Bis die Straße aber mitsamt den Versorgungsleitungen für Strom, Wasser, Abwasser und Kabelfernsehen wieder neu gemacht werden kann, soll sie „so aufgefüllt werden, dass sie wenigstens wieder befahrbar ist“, so Hofmann, „wir hoffen natürlich, dass dies alles noch vor dem Wintereinbruch geschieht“.
Dies sollte möglichst schnell geschehen, betonte Josef Lang (CSU), der den erkrankten Bürgermeister Christian Köck vertritt. „Wichtig wäre, dass dort der Winterdienst wieder möglich ist“. Das Thema habe in den „Medien ein ganz breites Echo“ gefunden, so Lang. Doch inzwischen beschäftigt es nur noch Sachverständige und Juristen.
Die Japaner sind schneller
Zumindest unter den Rottachern ist der “Krater” allerdings immer noch ein großes Gesprächsthema. So auch in Fukuoko. In der japanischen Stadt ist vor einer Woche eine Hauptstraße eingebrochen. Das dort 15 Meter tiefe Erdloch wurde innerhalb von sieben Tagen komplett repariert – inklusive neuer vierspuriger Straße.
Dass das Ganze in Rottach-Egern trotz kleinerer Ausmaße Monate dauern muss, verstehen viele nicht. Doch sie vergessen, dass in Rottach vor allem die Schuldfrage noch völlig unklar ist. Die Messungen des Gutachters brauchen Zeit. Und so können die Bewohner vor allem froh sein, dass es ihr “Krater” nicht in die Liste mit den 39 spektakulärsten Erdlöchern geschafft hat.
SOCIAL MEDIA SEITEN