Wenig Wind, viel Aufwand

Noch stehen im Landkreis keine „Spargel“. Viele Windkraftanlagen dürften es auch nicht werden, denn allein Otterfing wäre ein geeigneter Standort. Miesbach beteiligt sich an einem Wind- und Ertrags- und Wirtschaftlichkeitsgutachten des Landkreises München mit 27.000 Euro. Der Kreistag stimmte dafür.

Der Kreisausschuss hat heute die Unterstützung von Windkraft im Landkreis befürwortet
Der Kreisausschuss hat heute die Unterstützung von Windkraft im Landkreis befürwortet

Viel Wind um wenig Ertrag. Seit Jahren werden die Chancen für Windkraftnutzung ausgelotet. Doch nach dem Gegenwind von Horst Seehofer mit seiner sogenannten H 10-Regelung bleiben höchstens fünf Windräder übrig. Da der Ministerpräsident forderte, dass Windkraftanlagen das Zehnfache ihrer Höhe an Abstand zur Wohnbebauung einhalten müssen, konzentriert sich im Nord-Landkreis alles auf Otterfing. Denn die südlichen Gemeinden stemmten sich mit dem Verweis auf den Tourismus und den Landschaftsschutz gegen eine Verspargelung der Berge. Da kam der Vorschlag mit dem Hofoldinger Forst gerade recht. Dort soll ein gemeinsames Windkraftprojekt mit dem Landkreis München entstehen.

Den Beitritt zur ARGE Windkraft beschloss der Kreistag bereits am 28. Oktober. Heute ging es nun um die Beteiligung an den Gutachterkosten einer Studie zur Wirtschaftlichkeit von Windrädern. Die Basis dafür seien belastbare Winddaten mit „unterschiedlichen Szenarien“. Die Spanne reicht von einer Mindestzahl an „Spargeln“ bis zum Maximum. Dementsprechend seien „erforderliche Infrastrukturkosten“ wie Umspannwerk, Trafostationen und Stromleitungen. Geschäftsmodelle zur Vermarktung des Stroms könnten erst nach Vorliegen des Gutachtens erfolgen.

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An dessen geschätzten Kosten von maximal 200.000 Euro beteiligt sich der Landkreis mit 27.000 Euro, entsprechend der potenziellen Otterfinger Windkraftfläche im Hofoldinger Forst. Zur ARGE, die ein integriertes Klimakonzept voranbringen soll, gehören im Landkreis München noch die Gemeinden Aying, Brunnthal und Sauerlach.

„Nicht kleckern sondern klotzen“

Das Klimaschutzkonzept des Miesbacher Kreistags sieht für Otterfing, das sich an den Kosten des Gutachtens beteiligen will, „fünf große Windkraftanlagen“ vor. Damit könnten zirka sechs Prozent des Stromverbrauchs des Landkreises abgedeckt werden, heißt es in der Beschlussvorlage der Kreisräte. Damit nehme die Windkraft den zweitgrößten Anteil an der regenerativen Stromerzeugung ein. Mehr dürfte es auch nicht werden, da nahezu der gesamte Landkreis Miesbach im aktuellen Regionalplanentwurf des Oberlands als Ausschlussgebiet deklariert wurde.

Vom Tisch sind demnach auch Flächen, die nicht grundsätzlich für Windkraftanlagen ausgeschlossen wurden, an den Ortsrändern von Weyarn und Warngau. „Mit der H 10-Regelung Seehofers ist es nicht mehr so einfach, Windkraft zu machen“, bedauerte der grüne Landrat Wolfgang Rzehak, „aber wo dies möglich ist, sollten wir klotzen und nicht kleckern“.

Mit Blick auf die angespannten Finanzen im Landkreis sei es wichtig, dass mit den 27.000 Zuschuss zur Studie eine Deckelung einhergehe, denn ein weiteres Zuschussgeschäft könne man nicht verkraften. Rzehak: „Wenn die Studie nichts ergibt, ist unser Geld futsch.”

Otterfing beteiligt sich an Kosten für Windmessung

Optimistischer zeigte sich Otterfings Bürgermeister Jakob Eglseder (CSU). Denn die Gemeinde ist offensichtlich von dem Konzept überzeugt und hätte die Gutachterkosten „ursprünglich auch alleine getragen“. So fand es der Rathauschef „großartig, dass sich der Landkreis an den Kosten beteiligt“. Damit werde Otterfings Beitrag geringer. Mit dieser neuen Situation werde sich der Gemeinderat am 22. Dezember befassen.

In die Zukunft reichten die Überlegungen des CSU-Kreisrats Josef Lechner: „Wenn die Windkraftanlage im Hofoldinger Forst in ein paar Jahren Gewinn abwirft“, so Fischbachaus Bürgermeister, „dann sollten wir als Landkreis mitspielen, da die Vorleistungen wieder reinkommen müssen. Wenn dies Projekt nicht gelinge, sind wir mit 32.000 Euro hängengeblieben“, da der Landkreis auch die Kosten von 5.000 Euro für den Abschluss eines Standortsicherungsvertrages trage.

Denn bislang sind die bayerischen Staatsforsten Eigentümer der potenziellen Windkraftflächen auf Otterfinger Gemeindegebiet. Alle Hoffnungen im Landkreis ruhen nun auf der einjährigen Windmessung. Erst dann besteht Klarheit, ob die Windkraft einen deutlichen Beitrag zur Energiewende im Oberland leisten kann.

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