Weniger Verkehr als großes Ziel

Lange Staus und dementsprechend verstopfte Straßen sind rund um den Tegernsee keine Seltenheit. Obwohl die Bürgermeister der Talgemeinden um das Problem wissen, konnten bislang keine echten Lösungsansätze gefunden werden. Auch ein talweites Konzept existiert bislang nicht.

Doch das soll sich nun ändern. Im Rahmen eines Verkehrsforums am Margarethenhof wurden heute erste Ansätze diskutiert. Und auch wenn ein fertiges Konzept noch dauern dürfte – die Ideen sind spannend.

Staus auf dem Weg ins Tal wie hier in Gmund / Quelle: Archiv
Staus auf dem Weg ins Tal wie hier in Gmund / Quelle: Archiv

Zwischen 20.000 und 30.000 Autos fahren täglich ins Tegernseer Tal. Ein Problem für Einheimische wie auch Touristen. Vor allem der Ziel- und Quellverkehr schägt hier besonders zu Buche. Damit sind die Autofahrer gemeint, die aus dem Tal kommen und dort auch bleiben wollen. Mit fast 90 Prozent bilden sie die größte Gruppe der Verkehrsteilnehmer.

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Alles Gründe, weswegen die Gemeinden zusammen mit dem Landkreis derzeit an einem neuen Verkehrskonzept arbeiten, das die gewünschte Entlastung bringen soll. Doch das ist leichter gesagt als getan. Trotz stetig fortlaufender Gespräche konnte bisher keine Lösung gefunden werden, die alle Parteien zufriedenstellt.

Die Miesbacher Standortmarketing Gesellschaft (SMG) hat schon zu Beginn des Jahres ein „Verkehrsforum“ ins Leben gerufen. „Wir nähern uns der Thematik Verkehr über ganz konkrete Ansatzpunkte“, betonte SMG-Geschäftsführer Alexander Schmid im April 2013.

Ebersberg als Vorbild

Heute traf man sich nun zu einem zweiten Verkehrsforum im Waakirchner Margarethenhof. Neben Landrat Jakob Kreidl waren auch einige Kreisräte, Tal-Bürgermeister und Verkehrsexperten gekommen. „Im Landkreis Miesbach und dem Tegernseer Tal leiden wir gerade zu Stoßzeiten häufig unter mangelnder Mobilität“, betonte Landrat Jakob Kreidl gleich zu Beginn der Veranstaltung.

Um herauszufinden, wo Verbesserungsbedarf herrscht und welche Maßnahmen nötig sind, um die Situation zu verbessern, waren heute auch einige Verkehrsexperten dabei. Neben dem Geschäftsführer der Tegernsee-Bahn, Heino Seeger, kamen auch Patrick Ansbacher (Baum Consult), Ulrich Glöckl (Transfer) sowie Augustinus Meusel (Landratsamt Ebersberg).

Die Experten Patrick Ansbacher (Baum Consult), Alexander Schmid (SMG) sowie Augustinus Meusel (Landratsamt Ebersberg) und Ulrich Glöckl (Transfer)
Auf dem Verkehrsforum im Margarethenhof: Patrick Ansbacher, Alexander Schmid, Augustinus Meusel und Ulrich Glöckl

Gerade von den Erfahrungen des Landkreises Ebersberg erhoffen sich die Politiker in Miesbach wertvolle Hinweise, was die Umsetzung eines Verkehrskonzepts betrifft. Dort hat man bereits im Juni 2009 die angespannte Situation analysiert und ein 50 Mann starkes Mobilitätsgremium ins Leben gerufen. „Der Landkreis Ebersberg ist, was die Größe, die ländliche Struktur und die Lage im Münchner Einzugsgebiet anbelangt, mit Miesbach vergleichbar“, so Ulrich Glöckl von der Münchner Agentur Transfer.

Unter dem Motto „Mehr Mobilität und weniger Verkehr“ hat man dort bereits vor einiger Zeit begonnen, konkrete Maßnahmen umzusetzen. Doch bis das konkrete Verkehrskonzept von der Politik verabschiedet wurde, dauerte es insgesamt über drei Jahre. Nach und nach habe man dann, so Stöckl, Maßnahmen, wie die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkers, umgesetzt. So sollen die Bürger Anreize bekommen, auf das eigene Auto zu verzichten. Zudem ist man dabei, ein Car-Sharing-Modell zu installieren, um Einzelfahrten zu begrenzen, wie Patrick Ansbacher von Baum Consult erklärte:

Wir wollen bis 2030 ein flächendeckendes Car-Sharing-Angebot installiert haben. Und auch in kleinen Gemeinden soll der Bürger so auf ein Fahrzeug im Umkreis von weniger als einem Kilometer zugreifen können.

Von den dortigen Erfahrungen könne man im auch im Landkreis Miesbach profitieren, ist sich auch Landrat Jakob Kreidl sicher. Nichtsdestotrotz plädierte er auch für kurzfristige Lösungsansätze. Mit den Kreisverkehren in Waakirchen und Gmund habe man bereits erste Maßnahmen umgesetzt. Für 2014 gehe es nun darum, sich über optimierte Ampelschaltungen an der Kreuzstraße oder ein Verkehrsleitsystem an der Autobahnausfahrt Gedanken zu machen, so Kreidl weiter.

Zudem wollen die Verantwortlichen die Belastung der Straßen auch über die Verlagerung auf die Schiene bekämpfen. Kreidl brachte hier erneut die von Heino Seeger (Tegernsee-Bahn) bereits mehrfach angesprochene Ringbahn um den Tegernsee ins Spiel.

So könnte eine Ringbahn um den Tegernsee aussehen / Quelle: Archiv Tobias Stürzl
So könnte eine Ringbahn um den Tegernsee aussehen / Quelle: Archiv Tobias Stürzl

Problematisch könnte es bei dieser Vision nicht nur zwischen Tegernsee und Rottach-Egern werden. Aufgrund der relativ dichten Bebauung sind dort kaum noch Flächen für eine Ringbahn vorhanden. Gleichzeitig dürften Proteste und Klagen von Grundstückseigentümern auch anderen Stellen vorprogrammiert sein. Doch darüber, wie man eine solche Ringbahn tatsächlich umsetzen könnte, wurde heute nicht gesprochen.

ÖPNV soll besser werden

Klar wurde allerdings, dass derzeit noch genaue und vor allem aktuelle Zahlen zur Verkehrsbelastung im Landkreis und dem Tegernseer Tal fehlen. So legten die beiden Verkehrsexperten Glöckl und Ansbacher den Verantwortlichen eine neue Erhebung nahe. Gleichzeitig empfahlen sie, das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs ebenso zu optimieren wie das Straßen- und Verkehrsnetz.

Was den ersten Punkt betrifft, ist ein kleiner Anfang schon gemacht. So testet der RVO in Tegernsee gerade die technischen Möglichkeiten für elektronische Echtzeitanzeigen. Und auch die Bayerische Oberlandbahn will ein Informationssystem einführen, das dem Fahrgast über das Internet die Position des Zuges und Infos zu Störungsmeldungen gibt.

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