Wenn ältere Menschen zu Opfern werden…

Egal ob Enkel, Neffen oder Nichten, der Anwalt oder sogar die Polizei: Alle brauchen plötzlich Geld von Oma und Opa. Derzeit sind wieder sogenannte Enkeltrickbetrüger unterwegs, die ältere Menschen dazu bringen, ihnen Bargeld oder andere Wertsachen zu überlassen. Oft geht es um tausende von Euros.

"Oma, ich brauch Geld" - derzeit sind wieder Enkeltrickbetrüger unterwegs und bringen älteren Menschen um mehrere tausend Euro. / Collage
“Oma, ich brauch Geld” – derzeit sind wieder Enkeltrickbetrüger unterwegs und bringen älteren Menschen um mehrere tausend Euro. / Collage

„Oma, dein Patenkind hat Geldprobleme“ – so ähnlich muss es sich vergangenes Wochenende im Raum Berchtesgadener Land zugetragen haben, als eine 86-jährige Frau an ihr Telefon ging. Es ist der sogenannte Enkeltrick, bei dem ältere Mitmenschen von organisierten Banden unter dem Vorwand der Verwandtschaft dazu überredet werden, Geld zu zahlen.

Die Frau glaubte den unbekannten Tätern und machte sich zur Geldübergabe sogar auf den Weg nach Salzburg. In einem Hotel händigte sie einer südländisch aussehenden Frau dann Bargeld und Schmuck im Gesamtwert von rund 11.000 Euro aus. Von den Tätern fehlt seither jede Spur. Seitdem wurden 13 weitere Versuchstaten allein im Berchtesgadener Land im Polizeipräsidium Oberbayern Süd bekannt. Die Beamten sprechen daher eine Warnung für das gesamte Oberland aus.

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Volker spricht keinen Dialekt

In den vergangenen Tagen versuchten die Täter ihre Masche dann im Landkreis Weilheim-Schongau anzuwenden. Unter anderem wurde in zwei Fällen eine ältere Frau angerufen und gefragt, wie viel Bargeld sie noch zu Hause hat. Das bisschen Geld hat aber wohl nicht für einen Autokauf gereicht, also wurde sich gleich über Girokonto, Sparbuch oder Schmuck erkundigt.

Ein weiterer Mann gab sich am Telefon als „Volker“ aus und rief wegen eines Immobilienkaufs in Kaufbeuren an. Glücklicherweise sprach Volker hochdeutsch, die ältere Dame bemerkte den fehlenden Dialekt und der Betrüger flog auf. Die Polizei schildert in der Pressemitteilung einen weiteren Vorfall:

„Erwin“ meldet sich am Donnerstag bei seiner 86-jährigen Verwandten, schließlich muss man sich in der Familie ja helfen, wenn man gerade bei der Auktion in Kaufbeuren etwas ersteigert hat. […] Die 86-jährige Dame [hatte] für „Erwin“ bereits 15.000 Euro abgehoben. Der Bankangestellte äußerte dann leise Zweifel und konnte die Frau dazu überreden, einmal mit Verwandten über die Sache zu sprechen.

Bis auf den Fall im Berchtesgadener Land konnten die Enkeltrickbetrüger bisher also kein Geld erbeuten, die Polizei warnt jedoch vor weiteren Versuchen: „Manchmal ruft auch der Anwalt oder die Polizei an: ‘Der Junior hat richtig Mist gebaut und kommt nur mit viel Geld wieder aus der Sache raus.’“

Bitte Oma und Opa warnen!

Nicht zum ersten Mal warnen die Beamten vor solchen Betrügern. Die Täter sitzen meist im Ausland und telefonieren von dort mit den älteren Menschen. „In der jeweils abzugrasenden Region stehen Abholer bereit, sozusagen die Außendienstmitarbeiter“, heißt es weiter. Es gelang zwar bereits mehrfach diese sogenannten Abholer zu fassen, doch an die Hintermänner komme man nur schwer.

Die Polizei appelliert daher an die Familienangehörigen, ihre älteren Verwandten aufzuklären und über die Gefahr von Enkeltrickbetrügern zu informieren. Außerdem raten die Beamten zu einer gesunden Portion Missvertrauen: „Aufpassen, heißt die Devise für mögliche Opfer.“

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