Ortstermin im Franzosenwald
Wenn Bürger den Förstern auf die Säge schauen

Sie waren schon in der Weimarer Republik da, im Krieg und in den Jahrzehnten danach. Jetzt sollen sie weg. Zwanzig Buchen müssen in Bad Wiessee weg. Das Forstamt erklärte in einem Ortstermin Anfang Februar, warum.

Ein Wald voller Veränderungen: 20 Buchen müssen weichen – Das Forstamt erklärt den Grund

Michael Kammermeier beugt sich über die Karte und erklärt die Grenzen des sogenannten Franzosenwalds. In Bad Wiessee kennt ihn jeder Einheimischer. Er erstreckt sich vom Tegernsee an der Finnerbucht, zwischen Golfplatz und dem nördlichsten Teil des Kurorts, bis hinein ins Breitenbachtal. Der Wald ist im Besitz einer Erbengemeinschaft, der französischen Adelsfamilie Pimodan. Er wird von der Waldbesitzervereinigung (WBV) Holzkirchen verwaltet. Und die will jetzt fällen. Zwanzig Buchen, einige von ihnen sind, so schätzen die Baumexperten, hundert Jahre alt. Sie liegen am Südhang des Waldstücks zwischen Eichendorffweg, Schmerbachgrund und Jägerstraße.

Vielleicht 20 Anwohner und Vertreter der örtlichen Grünen stehen dicht gedrängt im Wald. Es ist ein arges Sauwetter, schneit, regnet und windet. Aber Michael Kammermeier von der WBV und Hans Feist vom Forstamt stellen sich den Fragen, erklären ausführlich.

Der WBV-Vertreter nimmt dann auch kein Blatt vor dem Mund, als es um die Gründe für die Fällung ging: “Es ist sicher keine gute Idee gewesen, die Bebauung so nahe am Waldrand überhaupt zu genehmigen. Nun sind wir als Waldbesitzer in der Pflicht, den Baumbestand im Wald regelmäßig auf konkrete Gefahren für die angrenzende Bebauung zu kontrollieren.” Das passiert ein bis zwei Mal jährlich erfolgt, “und gegebenenfalls führen wir Hiebe für die Verkehrssicherung durch, da der Waldbesitzer sonst im Falle eines Schadens an den Gebäuden haften würde.”

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Die Gruppe erfährt beim “Waldspaziergang” mehr über die Schäden an den Stämmen. Die Förster zeigen die offensichtlich geschädigten Buchen, die zum Teil angebrochen sind, oder aufgeplatzte Rindenbereiche aufweisen. Sie sind vermutlich durch Rücke-Schäden vorangegangener Fäll-Maßnahmen entstanden.

Übrigens: Auch Bäume bekommen einen Sonnenbrand. Wenn sie durch den einst gefällten Waldrand der prallen Süd-Sonne ausgesetzt sind, dann mache das den Buchen zu schaffen, so Kammermeier. Der rote Punkt an den Stämmen zeigt: Dieser Baum wird fallen. Aber noch weitere, bisher nicht markiert Bäume müssen weg. Sie behindern die Fällarbeiten oder stünden danach ungeschützt, wären dem Wind ausgesetzt.

Der Franzosenwald erhebt sich hier über eine Reihe von Häusern. Was, wenn dieser Hang nach den Fällungen rutscht? Starkregenereignisse werden zur Regel. Kammermeier und Feist beschwichtigen. Die Stockwurzeln der gefällten Bäume stabilisieren den Hang. Und wenn die Wurzeln verfaulen. Wie schnell das vonstatten ginge, können die beiden nicht sagen. Klar ist, die Buchen sind alt. Generell könne diese Baumart bis zu 200 Jahre alt werden, hier handelt sich wohl um hundert Jahre alte Bäume.

Rein rechtlich, so Feist, braucht es für das Fällen keine Genehmigung. Der Besitzer könne auch aus rein wirtschaftlichen Gründen fällen. Die Kosten der komplizierten Fällungsarbeiten aber fressen die Gewinne durch die Holzernte wieder auf.

Trotz der schlechten Nachrichten zur Fällung und des schlechten Wetters an diesem Tag des Ortstermins, zeigten sich viele Teilnehmer gut informiert und auch zufrieden. Johannes von Miller von den Grünen: “Das war eine tolle Aktion, wir haben alle dazugelernt. Mir ist es wichtig, dass aus einer nachvollziehbaren Bürgersorge ein vernünftiger Dialog mit den Verantwortlichen wird. Dadurch wird auf beiden Seiten Sensibilität und Verständnis geschaffen.” Er versprach, dass die Grünen zukünftig weitere Waldbegehungen veranstalten werden.

Dennoch werden nun im Februar die Kettensägen dort oben im Franzosenwald zu hören sein. Zurück wird ein stark zurück gestutzter Schutzwald bleiben.

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