Wenn das Bayerische verschwindet

Immer weniger Grundschüler sprechen Bayerisch. Der Lehrerverband fürchtet daher um den Dialekt an den Schulen im Freistaat.

Auch im Tegernseer Tal versuchen die Lehrkräfte, diesem Trend entgegen zu wirken.

Die Zahl der Grundschüler die Bayerisch sprechen nimmt auch im Tegernseer Tal immer weiter ab.
Die Zahl der Grundschüler, die Bayerisch sprechen, nimmt auch im Tegernseer Tal immer weiter ab.

„Hallo“ statt „Grias di“, „Tschüss“ statt „Servus“. An den Grundschulen im Freistaat nimmt der Anteil der Schüler, die Bayerisch sprechen, immer weiter ab. Vor dieser Entwicklung warnt mittlerweile auch der Bayerische Lehrerverband (BLLV). „Das Vorurteil, Mundart behindere die Sprach- und Lernfähigkeit Heranwachsender, sollte schnellstens abgebaut werden“, betont der BLLV-Vorsitzende Klaus Wenzel.

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Studien belegen genau das Gegenteil. Demnach fördert das Erlernen von Dialekt und hochdeutscher Sprache sogar das sprachliche, kognitive wie auch das soziale Entwicklungspotential der Kinder.

„Die Kinder tun sich dann später beim Erlernen einer Fremdsprache leichter, da sie mit dem Bayerischen und dem Hochdeutschen bereits zwei Begriffe für ein Wort kennen“, so Wenzel weiter. Aus diesem Grund fordert der Lehrerverband die Schulleiter dazu auf, mehr Bayerisch an den Schulen zuzulassen. Die Mundart sei auch ein Zeichen für die regionale Identität, betont Wenzel.

Auch Rektoren im Tal besorgt

Auch an den Grundschulen im Tegernseer Tal sind offenbar immer weniger Kinder des Bayerischen mächtig. „Bei uns an der Schule spricht die überwiegende Zahl der Kinder keinen Dialekt. Ich bin erstaunt, dass immer mehr Schüler die bayerischen Ausdrücke verstehen. Das war vor 20 Jahren noch anders“, sagt die Rektorin der Wiesseer Grundschule Gertraud Pfaffenberger. Auch sie bedauert das allmähliche Verschwinden des Dialekts. „Es sprechen schon sehr wenig Schüler Bayerisch“, berichtet auch der Tegernseeer Grundschulrektor Peter Walter.

An den Grundschulen rund um den See wird der Unterricht demnach überwiegend in Hochdeutsch abgehalten. „Das Hochdeutsche ist entscheidend, um die deutsche Sprache richtig zu lernen. Wir lassen den Kindern darüber hinaus aber so viel Freiraum wie möglich, um Bayerisch zu sprechen“, erklärt die Rektorin der Grundschule Rottach-Egern Kreuth, Katrin Brück.

Doch auch im Unterricht selbst versuchen die Lehrkräfte, den Dialekt weiterhin mit einfließen zu lassen. Man singe entsprechende Lieder und lese bayerische Gedichte, so Pfaffenberger weiter. Auch im Rahmen der Erzählkreise haben die Schüler die Möglichkeit, weiter Bayerisch zu sprechen. Außerhalb des Unterrichts werde mit den Kindern, die das wollten, selbstverständlich Bayerisch gesprochen, so Pfaffenberger weiter.

Aktion „Woaßt as?“

Um dem Verschwinden des Dialekts an den Grundschulen entgegenzuwirken, werden immer wieder auch Aktionen durchgeführt. Der BLLV stellt zudem zahlreiche Materialien zur Verfügung. Auch der Förderverein Bayerische Sprache und Dialekte (FBSD) hat sich den Erhalt des Dialekts an bayerischen Grundschulen auf die Fahnen geschrieben.

Aus diesem Grund hat er im Berchtesgadener Land kürzlich das Wörter-Ratespiel „Woaßt as?“ an alle Grundschulen verschickt. Damit sollen Schüler im Unterricht den Dialekt spielerisch einüben. „Es geht hier nicht darum, das Hochdeutsche durch den Dialekt zu ersetzen. Beide Sprachen sollten gleichberichtigt sein“, betont der Vorsitzende des Bayerischen Lehrerverbandes, Klaus Wenzel, abschließend.

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