Harte Arbeit und viel Glück

Ergänzung vom 4. Mai / 9:15 Uhr
Im letzten Jahr haben wir über Anna Mühlbauer berichtet, die als Sennerin auf der Kreuther Bayralm gearbeitet hat. Anna berichtete von harter Arbeit, von teilweise zu vielen Besuchern und von einer großen Portion Glück, die sie auf der Alm erlebt hat.

Ähnliche Erfahrungen hat auch Karin Michalke gemacht und darüber ein Buch geschrieben. Am kommenden Sonntag nun liest die Autorin aus ihrem neuesten Buch “Auch unter Kühen gibt es Zicken – Das wahre Leben auf der Alm” vor.

Darin schreibt Michalke über ihre ganz persönlichen Erfahrungen als Sennerin auf der Alm: fünf Sommer zwischen Almauf- und Almabtrieb, dem Glück, in der Natur zu sich selbst zu finden, und der Alm als Schule des Lebens.

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Die Lesung findet in Bad Wiessee im Haus des Gastes statt. Beginn ist am 6. Mai um 19:30 Uhr. Der Eintritt beträgt 5,- €.

Ursprünglicher Artikel vom 12. Oktober 2011: Annas Tag fing früh an auf der Alm. Um fünf Uhr aufstehen, die Tiere im Stall versorgen, schauen, dass die Kälber schnell rauskommen: je länger sie im Stall stehen, desto mehr Mist produzieren sie. Und damit auch mehr Arbeit. Der ganze Mist muss schließlich von Hand zur Grube gebracht werden.

Um acht Uhr konnte Anna zum ersten Mal durchschnaufen. In der kleinen Hütte den Ofen einheizen und sich ein kleines Frühstück gönnen.

“I bin a Bergmensch.” Das ist auch der Grund, warum Anna Mühlhuber mehrere Monate auf der Alm verbrachte. Gerade ist sie 30 geworden. Und sie sucht nach dem Leben, das zu ihr passt.

Den vergangenen Sommer war die Schlierseerin als Sennerin für Kühe und Kälber auf der Kreuther Bayralm verantwortlich. Ihr Arbeitgeber: der Bauer Büchl vom “Schlemmhof” in Rottach-Egern. Ihre Arbeit: Anna kümmerte sich um rund 50 Jungrinder und zwölf bis 15 Kälber.

“Manchmal ist mir das echt zu viel mit den Besuchern”

“Die Arbeit war hart, vor allem am Anfang.” Dabei gehört Anna auf jeden Fall zu den fitten Menschen: Bergsteigen, Alpinklettern, Eisklettern, Mountainbiken, Hochtouren und Skitouren gehören zu ihrem Alltag.

An das Aufstehen bei Tagesanbruch und die ständige Bewegung musste auch sie sich erst mal gewöhnen. “Aber eigentlich ist es ein Traumjob.”

Genau das hat Anna auf der Alm gesucht: ein einfaches Leben, bei dem Natur und Arbeit den Alltag bestimmen. Das kann man haben, bei den meist knapp bezahlten Saisonstellen, bei denen das Wetter den Arbeitstag bestimmt, ihn manchmal erleichtert, vorwiegend jedoch erschwert. Allerdings bestimmt das Wetter auch, wie viele Gäste mittags die Alm besuchen.

Ab Mittag war die Sennerin neben der Kuhhirtin auch die Wirtin auf der Alm. Anna richtete Brotzeiten für die vielen Wanderer und Bergradler, die im Sommer unterwegs sind. Sieben Tage die Woche. Ohne Gastronomie könnten Almen heute nicht mehr überleben. Und gerade bei uns im Tal bringen die Touristen das nötige Zubrot. Einen freien Sonntag gibt’s nicht auf der Alm.

Der Sommer ist vorbei - jetzt kommt die Zeit der Almabtriebe. Auch am Tegernsee ein sehenswertes Spektakel. Quelle: mein-tegernsee.de

Die Büchl-Bäuerin sorgte auf der Bayralm für den Nachschub: Brot, Speck, Butter, selbst gebackenen Kuchen. Das Bier brachte der Bierfahrer kistenweise aus Tegernsee. “Das war eigentlich das Schlimmste”, findet Anna heute. Diese Schlepperei der schweren Kästen. Bis 16 Uhr ging die Bewirtung mindestens.

“Manchmal wurde mir das echt zu viel mit den Besuchern.” Dann ist sie nach dem letzten Gast oft erst mal auf den Gipfel des nahen Schinders gestiegen. Ein wenig Durchatmen, bevor es daran ging, das Geschirr zu spülen. Die Tage gingen manchmal bis 23 Uhr. “Aber normalerweise fällt man um neun ins Bett.” Da bleibt oft nicht viel Zeit für Hüttenromantik.

Harte Arbeit, wenig Romantik und viel Nähe zu Tieren

Das romantische Klischee, das sich um die Tätigkeit auf der Alm rankt, kann Anna heute nicht mehr nachvollziehen. “Es ist wirklich harte Arbeit und nicht immer lustig”, erzählt die ehemalige Sennerin. Jeden Tag stand sie im Stall bei den Tieren und ab Mittag bei den Gästen. Durchgängig, bis zum Saisonende im September.

Annas Lieblingstätigkeit war aber immer das Umtreiben der Tiere. Da kamen die Ruhe und die Einfachheit der Almlebens durch, wonach sie gesucht hatte. “Es kam mir sehr entgegen, dass die Viecher auf der Bayralm häufig umgetrieben werden mussten, weil dort so große Wiesenflächen beweidet werden.”

Zur Hoch- bzw. Niederalm ist sie meist mit dem Mountainbike geradelt. Regelmäßig die Tiere zu zählen, gehörte zu Annas Aufgaben. Sind noch alle beisammen? Hat sich vielleicht eine verstiegen? Ist eine zurück ins Tal geflüchtet? Oder hat vielleicht eine der Blitz getroffen?

Mehr Infos zu Almen

Anna liebte ihre Kühe. Sie geben einen Rhythmus vor, den man im normalen Alltag heute nicht mehr hat. Die eigentliche Arbeit der Sennerin und die Arbeit mit den Tieren haben Anna auf der Alm am meisten Spaß gemacht. Darum ist sie auch auf die Alm gekommen.

Heutzutage ist das Almleben aber nicht nur romantisch und hat nicht ausschließlich mit Kühen und Bergen zu tun. Die meiste Arbeit bereiten Wanderer, Radfahrer und Touristen – Kaffee, Kuchen und Brotzeiten.

Wirkliche Zeit zum Nachdenken gibt’s auch auf der Alm heute nur noch nach Feierabend, wenn es ruhiger wird und der Senner wieder alleine mit den Kühen und den Bergen ist. Wenn alles abgespült und für den nächsten Tag vorbereitet ist.

Eigentlich hatte Anna geplant, noch einen Sommer auf der Alm zu verbringen. Gefallen hat ihr das Almjahr trotz harter Arbeit und der vielen Menschen. Doch dann kam alles anders. Anna ist ein sehr spontaner Mensch, und Anna ist nach wie vor auf der Suche nach dem Sinn im Leben. “Jetzt mach ich mit meinem Freund eine Weltreise. Das hat sich halt so ergeben.”

Almabtrieb am Tegernsee – am kommenden Samstag

Wie das aussieht, wenn der Sommer auf den Almen vorbei ist und die Tiere im Rahmen des Almabtriebs wieder ins Tal zurückkommen, kann man sich live am 15. Oktober anschauen. Dann treibt Maier Anton (zum Dersch) seine Kühe von der Wechselalm runter ins Tal. Das festlich geschmückte Vieh kann man zu den folgenden Zeiten an den jeweiligen Stationen sehen:

ca. 12:45 Uhr: Monialm/Wildbachhütte
ca. 13:30 Uhr: Mautstelle Enterrottach
ca. 14:00 Uhr: Ellmau

Und hier noch ein Video vom letzten Jahr:

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