Wenn die Stadt nervt, und die Berge rufen

Bergwandern ist für Städter ein Wochenendvergnügen. Bis sie im Tegernseer Tal im Stau stehen… Ein SZ-Bericht zur Völkerwanderung.

Wenn der Berg ruft … / Fotos: Miriam Mayer und Peter Pier

Am Wochenende überkomme die Münchner ein regelrechtes Jucken in den Füßen, schreibt SZ-Redakteur Dominik Prantl. Raus müssen sie, die Städter. Der Herbst und die Berge rufen. So packt Herr Maier also seinen Radlständer auf seinen VW-Bus, während Herr von Müller es sich mit Wanderschuhen in seinem Porsche bequem macht.

Ungeachtet dessen hat ein weiterer Nachbar aus der Parallelstraße beim Frühstück das gleiche Kribbeln in der hinteren Ferse verspürt. Drei Individualisten auf Erholungstour. So glauben sie. Bis sie aus dem Autofenster schauen und statt der erhofften Berge eine Ameisenkolonne auf fahrbaren Untersetzern erblicken, die im Schritttempo fleißig ein gemeinsames Ziel verfolgt: Der überdrüssig gewordenen Stadt zu entkommen.

Der Münchner halte München deswegen für die schönste Stadt, weil er so fix in der unberührten Natur draußen sei, so heißt es in dem Artikel. Vorrangig düst er natürlich in den Süden, quasi zu uns ins Tegernseer Tal. Und damit man die Bergwelt schön für sich hat, rauscht man natürlich gleich um 7.30 Uhr los.

Je schöner, desto verstopfter

Hier findet der Münchner dann seine Hausberge wieder: Den Ross- und Buchstein, den Risserkogel, den Wallberg, die Aueralm und all die anderen „Gipfel und Gipfelchen“. Der Münchner will „runter vom Gas“, und das darf er bei uns im wahrsten Sinne des Wortes spätestens ab Ortseingang Gmund, wenn sich Stoßstange an Stoßstange im Licht der Herbstblätter spiegelt.

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Natürlich ist auch der Münchner „ned auf der Brennsuppn dahergschwumma“, deshalb wird manch einer in weiser Voraussicht auf die Bahn umsteigen. Eine Garantie, dass er damit schneller vorwärtskommt, hat er allerdings nicht. BergeOderBob – diese Frage wird er sich spätestens dann stellen müssen, wenn sein Kribbeln in den Füßen einem Schnarchen gewichen ist. Eingeschlafene Füße – eine Todsünde für den bergaffinen Münchner Sportbegeisterten.

Diesen Münchner Rausgehtypen, die ihre Stadtwohnungen wochenends freiwillig verlassen, um in die Berge zu ziehen, diesen Typen sei gesagt: Unsere Straßen werden an einem Oktobersamstag immer verstopft sein, es wird keine Parkplätze geben, die BOB wird wie so oft Verspätung haben, und die Tegernseer Hütte wegen Überfüllung geschlossen sein.

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