Stattdessen gab es von der Verwandtschaft einen Computer.
Seit einem Jahr steht er jetzt bei Herta zu Hause. Ein kleiner silberner Sony aus dem örtlichen Fachgeschäft.
Telefonnummern, Adressen, Öffnungszeiten heraussuchen, Wettervorhersagen anzeigen lassen, Einkaufs- und Preisvergleiche starten, Ausflugs- und Reisetipps scannen.
Das Internet ist eine riesige Informationsplattform – wenn man es nutzen kann. Eigentlich benötigt man keine großen Vorkenntnisse, um sich im weltweiten Netz zurechtzufinden. Viele Senioren haben trotzdem eine anfängliche Berührungsangst mit Computern einerseits und vermeintlich schwierig zu bedienender Software andererseits.
PC-Kurse für Senioren – für die meisten der Einstieg in die Welt des Internets
„Ältere Menschen steigen meistens übers Internet in die PC-Welt ein.“ Anfangs haben viele Angst, am Computer etwas kaputt zu machen. Trotzdem wollen sie auch vom Internet profitieren. Das weiß Detlef Borgers, der im Rottacher Mehrgenerationenhaus PC-Kurse für Senioren durchführt.
Borgers Schüler bekommen private Beratungsstunden. Jeder einzeln. Und das alles vollkommen kostenlos. Borgers ist ehrenamtlich tätig. „Mir macht es einfach Freude“, sagt der 72-Jährige, der sich seit über 20 Jahren intensiv mit Computern befasst. Drei eigene Notebooks stehen bei dem Elektromeister zu Hause, jedes mit einer anderen Ausstattung.
Herta Riedl ist inzwischen ziemlich fit an ihrem silbernen Notebook und versetzt ihren Mann damit in Staunen. Oft schaut er ihr fasziniert über die Schulter „Wie kannst du das nur? Wie findest du das alles so schnell?“ Die Kommentare des Ehemanns klingen ernsthaft verwundert. So verwundert, dass er sich selbst nicht mehr damit befassen will. Genau wie seine Frau ist er nicht mit Computern aufgewachsen. „Das langt, wenn du das machst“, findet er.
Vor gut einem Jahr hatte Herta Riedl vom Angebot des Mehrgenerationenhauses erfahren und sich sofort für die erste Stunde angemeldet. Mit ihrer Begeisterung steckte sie auch Freundinnen an.
“Eine Stunde Computerwissen, nur für mich!”
Inzwischen sind die Kurse durchwegs gut besucht. Hauptsächlich von älteren Damen jenseits der Siebzig, die sich nicht damit abfinden wollen, dass das Internet nur was für die junge Generation sein soll. Von zahlreichen Freunden werden die Kursteilnehmer inzwischen beneidet.
Die meisten Alten seien doch angewiesen auf Enkel oder Kinder als Computerfachmann, sagt Herta. „Das ist schon ein Vorteil dieses Angebots, dass man genau das fragen kann, was einen selbst interessiert.“ Das macht unabhängig. Und abgestimmt auf den eigenen Computer mit seinem individuellen Betriebssystem ist es auch. „Diese Stunde ist nur für mich“, erklärt Riedl.
Der Kursleiter Detlef Borgers erklärt alles immer ganz genau. „Er hat Geduld.“ Das mag Herta Riedl an ihrem Computerlehrer am meisten. Von 14 bis 15 Uhr geht ihre Stunde heute. Vier Stunden gibt Borgers hintereinander.
Wie die meisten Kursteilnehmer hat auch Riedl sich wieder auf einem kleinen Zettel Computerfragen aus der letzten Woche notiert, die sie von Detlef Borgers beantwortet haben möchte.
Emails checken, Einkaufen, Onlinebanking und vor allem Skypen
Später im Kurs folgen dann auch neue Themen, beispielsweise E-Mails checken, sicheres Onlinebanking, Einkaufen bei ebay oder das Gestalten eines Fotobuchs oder Briefkopfs am Computer.
Am meisten profitiert Herta Riedl aber von den neuen Möglichkeiten, die sie sich mit der Computernutzung erschlossen hat. Sie hat zum Beispiel das Skypen für sich entdeckt. Skype ist ein Onlinedienst, der Videotelefonate von Computer zu Computer erlaubt. Weltweit und natürlich kostenlos.
Ein Teil des Internets, der vieles einfacher und günstiger macht. „Wir haben Freunde in Brasilien, und so wird der Kontakt erleichtert“, freut sich Herta Riedl.
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