“Wenn man jemandem helfen kann, ist das schön”

Im November wird Waakirchens Gemeindeleiter Franz Schweiger 64 Jahre alt. Seit 30 Jahren führt er die Geschäfte des Rathaus in seiner Heimatgemeinde. Im kommenden Jahr verabschiedet sich Schweiger in den Ruhestand. Ein Gespräch über mündige Bürger, der Wandel der Bürgermeister und ein zutiefst bayrisches Lebensmotto.

Im Gespräch mit Waakirchens Gemeindeleiter Franz Schweiger.
Im Gespräch mit Waakirchens Gemeindeleiter Franz Schweiger.

Tegernseer Stimme: Sie werden im November 64 Jahre alt und sind seit 37 Jahren bei der Gemeinde Waakirchen tätig. Warum haben Sie damals im Rathaus angefangen?

Franz Schweiger: Ich habe im September 1979 bei der Gemeinde den Dienst angetreten. Damals suchte man einen Kämmerer, der sich um die Finanzen kümmert. Als gelernter Steuerinspektor und Diplom-Finanzwirt kam mir das entgegen.

Anzeige

Wollten Sie diesen Beruf schon immer ausüben?

Franz Schweiger: Nein, eigentlich lag der Schwerpunkt auf dem Steuerfach, aber der weiter gefasste Tätigkeitsbereich in meiner Heimatgemeinde reizte mich und ließ mich um die Stelle bewerben.

Was genau sind Ihre Aufgaben?

Franz Schweiger: Meinen jetzigen Tätigkeitsbereich habe ich erst 1985 von meinem Amtsvorgänger Sebastian Disl übernommen, als dieser in den Ruhestand trat. Die Aufgaben sind vielfältig und abwechslungsreich. Hervorzuheben sind neben dem Bereich Geschäftsleitung und Verwaltungsorganisation die fachliche Unterstützung und Zuarbeit für den Bürgermeister und den Gemeinderat.

Und welche der Aufgaben lieben Sie besonders?

Franz Schweiger: Da gibt es keine besonderen Präferenzen. Eher ist es die Vielfältigkeit, der Kontakt mit Menschen, das Suchen und Finden von Lösungen, die den Reiz ausmachen. Und wenn man dann zuweilen noch jemanden helfen kann, ist das schon schön.

In Ihren Tätigkeitsbereich fällt auch das Bauamt. Wird Ihrer Meinung nach bei uns „zuviel gebaut“?

Franz Schweiger: Natürlich wohnen und leben wir in einer bevorzugten Gegend, wo der Siedlungsdruck groß ist. Andererseits besteht aber auch Wohnungsknappheit, so dass es für die Gemeinden ein schwieriger Balanceakt ist, ausreichend Bauland anzubieten, gleichzeitig aber die Ressourcen zu schonen. Der zurückhaltende Umgang bei der Neuausweisung von Baugebieten und die gelegentliche Auflage von Einheimischen-Programmen erscheinen mir dabei als der richtige Weg.

Wenn Sie seit fast 40 Jahren täglich den gleichen Arbeitsweg haben, kann man sagen, das Rathaus ist quasi ihr zweites Zuhause?

Franz Schweiger: Das kann man durchaus sagen. Aber ich glaube, dass die meisten arbeitenden Menschen mehr Zeit am Arbeitsplatz als in der Freizeit verbringen.

Gab es in Ihrem Job irgendetwas, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Franz Schweiger: Da gäbe es schon das eine oder andere, aber da schweigt des Sängers Höflichkeit.

Wofür haben Sie sich besonders eingesetzt?

Franz Schweiger: Ich habe mich für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und Gemeinderat mit seinen einzelnen Gruppierungen eingesetzt.

Und worauf sind Sie stolz?

Franz Schweiger: Dass das zuletzt Gesagte – von den Zeiten vor den Wahlen zuweilen abgesehen – ganz gut klappt.

Sie haben viele Bürgermeister kommen und gehen sehen – welchen haben Sie am meisten geschätzt?

Franz Schweiger: Da möchte ich keinen besonders herausheben. Es war und ist vielmehr so, dass jeder auf seine Art sich mit ganzer Kraft für seine Gemeinde und ihre Bürger einsetzte und einsetzt.

Was hat sich geändert im Laufe der Zeit?

Franz Schweiger: Zu Beginn meiner Tätigkeit im Rathaus war schon noch ein gewisses Obrigkeitsdenken zu beobachten. Das hat sich im Laufe der Zeit sehr gewandelt.

Gefällt Ihnen diese Entwicklung?

Franz Schweiger: Ich begrüße diese Entwicklung, da mir der mündige Bürger sagt, wo ihn der Schuh drückt. Allerdings gibt es auch manche Ich-AGs, denen man deutlich sagen muss: Jedem recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.

Was muss Ihr Nachfolger können??

Franz Schweiger: Neben der fachlichen Qualifikation sollte er sich bewusst sein, dass wir Dienstleister sind. Von Vorteil wäre, wenn er oder sie gut zuhören kann.

Eine private Frage: Haben Sie Kinder?

Franz Schweiger: Ja, einen Sohn und eine Tochter, beide erwachsen.

Engagieren Sie sich auch privat?

Franz Schweiger: Ich war in jüngeren Jahren in unserem Sportverein mehrere Jahre als Vorstand sowie in anderen Funktionen aktiv. Heute engagiere ich mich noch als stellvertretender Vorstand in der örtlichen Volkshochschule.

Was wollten Sie schon immer einmal sagen?

Franz Schweiger: Das Leben ist zu kurz und zu schön, um es sich auf Dauer vermiesen zu lassen!

Ihre Lebensphilosophie?

Franz Schweiger: Leben und leben lassen!

Freuen Sie sich auf Ihren Ruhestand im nächsten Jahr oder sind Sie schon ein wenig wehmütig?

Franz Schweiger: Ja, ich freue mich darauf, Zeit zu haben für die Dinge, die bislang warten mussten. Allerdings muss ich zugeben, dass ich schon gelegentlich reflektiere, wie sich dieser „entschleunigte“ Zustand anfühlen wird.

Wir werden nachfragen, ganz sicher. Vielen Dank für das Gespräch!

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner