Wer ist schuld am Stau-Chaos am Tegernsee?

Zurzeit braucht es Nerven wie Stahl die Verkehrssituation rund um und zum Tegernsee zu ertragen. Überall sind Baustellen. Brücken werden saniert, Überquerungshilfen werden gebaut und Straßenbeläge erneuert. Aber wer trägt die Verantwortung?

Stau-Chaos am Tegernsee – wer ist eigentlich dafür verantwortlich?

Das Tegernseer Tal ächzt unter einer Flut von Blechlawinen, die sich teilweise kilometerweit stauen. Anderorts werden auch die kleinsten Schleichwege von Ortskundigen oder findigen Navi-Besitzern ausgenutzt, um die Vielzahl der Baustellen rund um den See zu umkurven. Dabei werden die kleinsten Nebenstrecken zu Hauptverkehrsadern umfunktioniert.

Begriffe wie “Katastrophale Baustellenplanung” oder “Missmanagement in der Infrastruktur” machen die Runde. Gewerbetreibende, Urlauber und Bürger stehen am Rande ihrer Belastbarkeit. Wie konnte es so weit kommen? Die Tegernseer Stimme hat sich mit Ursula Lampe, der Pressesprecherin des staatlichen Bauamtes Rosenheim, auf die Suche nach den Gründen für die aktuelle Situation gemacht.

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Tegernseer Stimme: Für was konkret ist das Straßenbauamt Rosenheim zuständig?

Ursula Lampe: Das Staatliche Bauamt Rosenheim, Fachbereich Straßenbau, ist verantwortlich für die Planung, den Bau, den Betrieb und die Erhaltung der Bundes- und Staatsstraßen in den Landkreisen Rosenheim, Mühldorf, Ebersberg und Miesbach. Zudem betreut das Staatliche Bauamt die Kreisstraßen im Landkreis Ebersberg. Für den Betriebs- und Winterdienst sind die vier Straßenmeistereien in Rosenheim, Ampfing, Ebersberg und Hausham zuständig.

Werden die Gemeinden bezüglich der Baustellen-Planung und des Zeitpunkts der Baumaßnahme mit einbezogen?

Lampe: Die Verantwortung, die Planung und die Durchführung von Baumaßnahmen im genannten Zuständigkeitsbereich liegt grundsätzlich beim Staatlichen Bauamt Rosenheim. Ob und inwieweit die Gemeinden, Märkte oder Städte in die Planungen mit einbezogen werden, hängt von der einzelnen Baumaßnahme ab. Der Bau der Querungshilfen in Gmund am Tegernsee wird durch die Gemeinde Gmund am Tegernsee geplant und umgesetzt.

Welche expliziten Baumaßnahmen stehen in diesem Jahr im Tegernseer Tal wann an?

Lampe: Nach Abschluss der aktuell laufenden Kleinflächensanierungen im Landkreis Miesbach, sind nach dem derzeitigen Stand in diesem Jahr keine weiteren Baumaßnahmen des Staatlichen Bauamtes Rosenheim im Tegernseer Tal geplant.

Ein Beispiel: Gestern wurden auf beiden See-Seiten, sowohl in Gmund als auch in Bad Wiessee, Bauarbeiten durchgeführt – bei 30 Grad und Sonne ist es wenig überraschend, dass das zu viel Stau führte. Stimmt sich das Straßenbauamt Rosenheim und die Gemeinden untereinander ab? Warum werden solche Baumaßnahmen mitten im Sommer auf zwei See-Seiten gleichzeitig durchgeführt und nicht zeitversetzt?

Lampe: Das Staatliche Bauamt Rosenheim führt im Landkreis Miesbach derzeit Kleinflächensanierungen durch. Dabei handelt es sich um kleinere, zeitlich befristete, Sanierungsmaßnahmen. Diese sind notwendig, um die Staats- und Bundesstraßen in einem verkehrssicheren Zustand zu halten. Wann diese Maßnahmen von der zuständigen Straßenmeisterei durchgeführt werden, hängt unter anderem von der Kapazität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und vom Planungsstand ab, da auch diese Maßnahmen eines planerischen Vorlaufs bedürfen. Am Dienstag, 6. Juli kam es bei der Kleinflächensanierung aufgrund eines Defekts der Baustellenampel zu längeren Wartezeiten.

Von welchen Faktoren ist die Entscheidung abhängig, wann genau Bauarbeiten durchgeführt werden?

Lampe: Grundsätzlich gibt es für die Durchführung von Straßenbaumaßnahmen nur ein begrenztes Baufenster von etwa April bis Ende November, da vor allem Asphaltierungsarbeiten stark witterungsabhängig sind. Darüber hinaus spielen auch weitere Faktoren, wie beispielsweise der Planungsstand, die Verfügbarkeit von Rohstoffen, der Umleitungsverkehr, der Schulbusverkehr oder ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in Ferienzeiten und weitere Faktoren eine Rolle.

Warum werden Baumaßnahmen wie die Querungshilfen in Gmund oder auch die Kleinflächensanierung in Bad Wiessee ausgerechnet jetzt durchgeführt, wo das „normale“ Leben Stück für Stück wieder zurückkehrt und nicht in den Lockdown-Monaten im Frühjahr?

Lampe: Bei den Kleinflächensanierungen handelt es sich um jährliche Routinemaßnahmen des Staatlichen Bauamtes Rosenheim, die in Abhängigkeit von Planungsstand und Kapazitäten durchgeführt werden, um kleinere Fahrbahnschäden zu beseitigen. Diese Maßnahme sind meist in wenigen Tagen abgeschlossen, zudem sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Straßenmeistereien stets bemüht, die entstehenden Verkehrsbehinderungen möglichst gering zu halten.

Grundsätzlich ist es in dem verkehrlich stark belasteten Tegernseer Tal, mit durchschnittlich 16.000 Fahrzeugen täglich, tatsächlich schwierig, einen günstigen Zeitpunkt für Straßenbaumaßnahmen zu finden. Außerhalb der Ferienzeiten muss der Schulbus- und der Tagesausflugsverkehr, in den Ferien das zusätzliche Verkehrsaufkommen durch den Urlaubsverkehr Berücksichtigung finden. Dies gilt für das Frühjahr ebenso wie für die Sommermonate oder den Herbst.

Vielen Dank für das Interview, Frau Lampe.

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