Kommunale Facebook-Seiten werden gelöscht

Ergänzung vom 10. Juli / 11:05 Uhr
Seit unserer ursprünglichen Meldung zu dem Thema “wer nicht schnell reagiert, wird gelöscht” ist im Hintergrund bei der TTT scheinbar fleißig gearbeitet worden. Mittlerweile hat Michael Erny, der dort unter anderem für den Auftritt in den sozialen Netzwerken zuständig ist, eine neuen Seitennamen der Facebook-Fanpage beantragt und weitere Fragen mit Vertretern des Internetriesen geklärt.

Denn eines scheint indes klar zu sein: Facebook macht in Sachen Löschen von Regionen-, Städte- und Gemeinde-Fanpages ernst.

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Zwar hat Facebook die Frist bis zum endgültigen Entzug der Adressen verlängert. Allerdings rückt das finale Datum – der 1. September – für alle betroffenen Fanpage-Inhaber immer näher. Fest steht also: Wer bis dahin nicht alle Vorkehrungen getroffen hat, wird “gelöscht”.

Aus Tegernsee wird Ferienregion Tegernsee

Den größten Schaden rund um den Tegernsee musste wohl die TTT befürchten. In den letzten Jahren ist von Seiten der Tourismus-Gesellschaft nicht nur sehr viel Arbeit in den Aufbau der Facebook-Fanpage, sondern auch Geld investiert worden. Unzählige Videos und Bilder stehen den mittlerweile fast 8.000 Fans zur Verfügung. Außerdem sind unter anderem ein You-Tube-Kanal und der Twitter-Auftritt integriert.

Auf Nachfrage teilt uns Erny mit, dass die sogenannten Vanity-URLs weiter bestehen bleiben. “Das heißt, dass man nur den Seitennamen ändern muss”, erklärt der Internetexperte der TTT. Dies habe man laut Erny bereits in Rücksprache mit einer Mitarbeiterin von Facebook so beantragt. Aus “Tegernsee” wird dann also in Kürze der Seitenname “Ferienregion Tegernsee”. Ob die Namensänderung so akzeptiert wird, steht allerdings noch nicht endgültig fest. “Wir warten diesbezüglich noch auf Rückmeldung von Facebook”, macht Erny klar.

Keine Nachteile durch neue Endung

Nachteile hinsichtlich der Auffindbarkeit der Seite über die Facebook-Suche dürften dabei laut Erny nicht entstehen, da der Begriff “Tegernsee” weiterhin im Namen enthalten ist: “Die Facebook-Seite sollte nach wie vor über die Volltextsuche gefunden werden.”

Der Grund für die Fristverlängerung von Mitte Juli auf Anfang September ist übrigens ein relativ einfacher, wie den Informationen von Facebook-Berlin zu entnehmen ist:

Mit Rücksicht auf die bevorstehende Sommerpause haben wir uns in Deutschland entschlossen, die endgültige Frist für die Umbenennung aller fraglichen Seiten bis zum 1. September 2012 zu verlängern. Wir hoffen, Ihnen damit erneut entgegenzukommen.

Ursprünglicher Artikel vom 31. Mai mit der Überschrift: Wer nicht schnell reagiert, wird gelöscht
Wer in zwei Wochen in Facebook beispielsweise Tegernsee sucht, wird nicht mehr die bisherige Seite mit über 7.700 Fans finden. Alle Städte, Gemeinden und einige Tourismusorganisationen wie die TTT verlieren ihre Adressen – einfach so, weil Facebook das will.

Der Schaden ist immens – denn alle Informationsmaterialien, die auf die bisherige Facebook-Präsenz hinweisen, werden damit falsch. Und wer nicht reagiert, verliert sogar alle Daten und Fans.

Zeit zum Umzug ist knapp bemessen

Die Zeit läuft. Facebook hat angekündigt, alle Seitennamen, die konkret eine Kommune benennen, einzuziehen. In einer E-Mail, die uns vorliegt, schreibt eine Pressesprecherin:

Auf Facebook kann niemand eine Stadt oder ein Land für sich beanspruchen – dies haben wir in unserem Hilfebereich stets deutlich gemacht – denn Menschen möchten möglicherweise zeigen, dass ihnen zum Beispiel Hamburg gefällt, aber nicht notwendigerweise die Marketingorganisation der Stadt.

Aus Sicht von Facebook kann niemand Administrator von sogenannten generischen Orten sein, also Kommunen, Regionen oder Ländern. Facebook verlangt, dass Begriffe verwendet werden, die spezifisch auf die Organisation hinweisen:

Für Städte wie München wären die Optionen u. a. München.de, VisitMunich, München Touristik oder StadtportalMünchen, BesucheMünchen.

Im Tal trifft es vor allem die TTT

Wann genau die Frist endet, ist unklar – geht man vom Datum der uns vorliegenden E-Mail aus, wäre das der 11. Juni 2012. Betroffen ist beispielsweise die Seite Tegernsee der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT).

Michael Erny, verantwortlich für das Onlinemarkting bei der TTT, hat nicht etwa durch Facebook von der Maßnahme erfahren, sondern über Tourismusblogs:

Uns trifft das ganze eindeutig, und es ist auch nicht sehr angenehm. Jetzt brauchen wir einen neuen Namen. Und vor allem einen Überblick, wie das Prozedere vonstatten geht. Denn die Infos dazu sind rar. Bisher hat sich von Facebook noch niemand bei uns gemeldet.

Welchen Namen sich die TTT als “Vanity Url” gibt, ist noch nicht entschieden, vermutlich wird es aber facebook.com/ferienregion tegernsee sein. “Ferienregion” wollte man laut Erny bereits vor drei Jahren bei der Anmeldung der neuen Facebook-Seite verwenden. Damals habe man sich schlussendlich für “Tegernsee” entschieden.

Darum prüfe die Abhängigkeit

Der TTT nun Blauäugigkeit vorzuwerfen, würde aber zu kurz greifen. Denn selbst Social-Media-Experten wie Marco Ripanti lernen noch dazu. Auf seinem Blog schreibt er:

Ich gebe zu, auch ich gehörte zu Beginn zu den Leuten, die unbedingt eine Vanity-URL auf Facebook haben wollten. Ein Teil der starken Marke Facebook zu sein, indem man einfach hinter www.fb.com/ seinen Namen oder Brand setzte, hatte schon einen gewissen Charme. (…) Jeder, der was auf sich oder sein Unternehmen hält, wollte eine solche URL.

Jetzt sieht er das anders und hat auch schon eine Lösung, die allerdings mit ein wenig technischem Verwaltungsaufwand verbunden ist:

Welchen Grund gibt es eigentlich, mich, meine Marke oder mein Unternehmen hinter Facebook zu stellen? Warum begebe ich mich in die Abhängigkeit? Bereits heute erfahren die ersten Städte, wie es ist, wenn plötzlich der eigene Stadtname nicht mehr als URL verwendet werden darf. Viele Marketingartikel, auf denen noch www.fb.com/STADTNAME kommuniziert wurde, müssen nun entsorgt werden.

Der Ratschlag Ripantis ist einfach: Künftig werden Seiten oder andere Repräsentanzen bei anderen Diensteanbietern über eine eigene Sub-Domain kommuniziert, also beispielsweise facebook.weinheim.de:

Sollte sich die Zieladresse ändern, kann der Administrator einfach die Weiterleitungsadresse zum Ziel verändern.

Tatsächlich löst das aber nicht die Abhängigkeit von unternehmerischen Entscheidungen bei Facebook – was vielen nach wie vor nicht klar ist: Alles, was bei Facebook gepostet wird, steht in Facebook, und das Unternehmen kann damit machen, was es möchte.

Das bedeutet: Alle Inhalte, die nur hier gepostet worden sind, könnten eines Tages weg sein, weil Facebook irgendeine Entscheidung trifft. Die schöne neue Internetwelt hat also auch ihre Schattenseiten, und der Umgang damit will – fortlaufend – gelernt sein. Und wer die Pflege von Auftritten in fremde Hände abgibt, beispielsweise einer Werbeagentur, sollte sich versichern, dass diese immer auf dem neuesten Stand ist, sonst droht der Datengau und damit der Verlust von Unternehmenswerten.

Service:
Wer unsicher ist, ob er alle Richtlinien einhält, sollte die Informationsseite von Facebook aufmerksam lesen.

In Zusammenarbeit mit Hardy Prothmann/Rheinneckarblog.de aus dem Netzwerk istlokal.de.

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