Wer rechnen kann, gewinnt

Im Mai hält das Mittelalter Einzug auf der Tegernseer Point. Was ein Tegernseer Mönch damals wie aus dem Effeff beherrschte, könnte auch heute wieder modern werden. Ein mittelalterliches Strategiespiel, das eine Fähigkeit voraussetzt: Die Kunst des Rechnens.

Ein Grund, um das Klosterhoffest auch 2017 zu feiern: 1000 Jahre Westerhof
Zurück im Mittelalter: Ein Zweikampf war nicht nur so wie auf dem Bild, sondern auch mit Multiplikation und Addition möglich.

Wenn in der Zeit vom 25. bis 28. Mai an der Point in Tegernsee das 1000jährige Klosterhoffest gefeiert wird, taucht der Besucher ein in eine Welt aus Rittern, Zauberern, Gauklern, Künstlern, Tänzern, Narren, Bauern und Handwerkern. Dann wird „geschmauset und gesaufet“ bis die Mieder bersten.

Vergessen die Zeit, als Pest, Folter und Inquisition das Leben beherrschten, so ungefähr zwischen dem 6. und dem 15. Jahrhundert, zwischen Antike und Neuzeit. Eine Zeit der Kathedralen, gregorianische Gesänge und Minnesänger, ebenso der Beginn der Kräuterkunde.

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Das Duell am Spielbrett

In diese Zeit fällt auch die Gründung des Klosters Tegernsee. Der Legende zufolge haben zwei Brüder, Oatkar und Adalbert, beide aus dem altbayerischen Adelsclan der Huosi, um die Mitte des achten Jahrhunderts das Kloster errichtet. Zur Zeit des Königs Pippin lebten beide mit ihren Familien bei Hofe. Der Sohn des Königs hatte Oatkars Sohn aus Wut über ein verlorenes Schachspiel erschlagen.

Nur mit einer List entging der König seiner Strafe. Er rief nämlich beide Brüder zu sich und bat um Rat: „Wie würdet ihr einem schrecklichen Übel begegnen, das nicht mehr zu ändern ist?“ Die Brüder antworteten einstimmig: „So ein schreckliches Übel müsste man gottergeben und mit Gleichmut hinnehmen.“ Daraufhin war Oatkar gezwungen, den Mord an seinem Sohn hinzunehmen, trotz Wut, Schmerz und Trauer.

Er beschloss aber, der Welt den Rücken zuzukehren. Zusammen mit seinem Bruder zog er sich an den Tegernsee zurück und entsagte der weltlichen Welt. Noch lange war die Szene mit den schachspielenden Fürstensöhnen auf einem großen Tafelbild in der Egerner Kirche zu sehen.

Wie man seinen Gegner mit Rechenkunst schlägt

Neben dem damals schon bekannten Schachspiel gab es eines, das ein Tegernseer Mönch besonders gut beherrschte. Werinher von Tegernsee war im 12. Jahrhundert Mönch in dem Benediktiner Kloster. Weit über die Region war er für seine Fertigkeiten in einem mittelalterlichen Strategie-Spiel bekannt, das Rithmomachie (lateinisch numerorum conflictus oder griechisch-lateinisch rithmomachia oder Rithmomachie, später auch Philosophenspiel) genannt wurde. Heute könnte es wieder modern werden.

Bei dem Brettspiel handelt es sich um ein Zahlenkampfspiel. Es war das einzige Spiel, das sogar in den Lehrplan der mittelalterlichen Schulen und Universitäten aufgenommen wurde. Die Gegner versuchen dabei, sich nach alten Mathematikregeln zu schlagen. Mithilfe von Addition, Multiplikation und Mittelwertbildung rechnen sich die Spielpartner auf einem schachbrettähnlichen Spielbrett zum Sieg.

Und so schaut das Spielfeld des mittelalterlichen Brettspiels Rithmomachie aus.

Aber schon 500 Jahre später konnte die Rithmomachie als Konkurrent des Schachspiels nicht bestehen und geriet in Vergessenheit. Dabei ist es ein pädagogisch wertvolles Mathematikspiel, das äußerst komplex und für uns heute nicht so einfach nachzuvollziehen ist. Wer sich aber in das Regelwerk einarbeiten will, der findet hier eine Anleitung. Oder aber er versucht es mit dieser Version auf seinem iphone.

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