Westerhof vor dem großen Wurf

In der gestrigen Sitzung des Bauausschusses beschäftigte sich der Tegernseer Bauausschuss einmal mehr mit Anträgen von Westerhof Besitzer Andeas Greither. Doch diesmal ging es nicht um den viel diskutierten Masterplan, sondern nur um ein Gewächshaus und eine Zeltkonstruktion.

Dabei sind die Pläne des Westerhof-Besitzers umfassend. Das Ziel, die Erweiterung von 100 auf 300 Betten ein großes Vorhaben.

Andreas Greither (links) und sein Kaufmännischer Direktor Markus Calana haben Großes vor am Westerhof
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Andreas Greither hat viel vor mit dem Westerhof. Als ihn der Tegernseer Stadtrat 2011 aufforderte statt immer neuer Änderungswünsche ein Gesamtkonzept zu erstellen, setzte der Hotelier alles auf eine Karte und legte im Juni 2012 einen Masterplan für den Westerhof vor.

Der frühere Pharmazie-Unternehmer will sein Hotel für den Wettbewerb im oberbayerischen Hotelmarkt fit machen. In der heutigen Zeit heißt das: Betten, Betten, Betten. Das ermöglicht eine bessere Rentabilität und vor allem Zukunftsfähigkeit. Insgesamt 13.800 Quadratmeter Geschossfläche werden im Rahmen des Umbaus entstehen. Zum Vergleich: am Krankenhaus-Areal sind 16.500 geplant.

Das neu-geplante Hotel würde damit zu einem der größten “Häuser” am Tegernsee aufsteigen. Interessante Zielgruppen von Seminarteilnehmern bis hin zu ruhebedürftigen Senioren könnten so zu einem längeren Aufenthalt bewogen werden. Doch bis es so weit ist, werden noch einige Jahre vergehen.

Schlüssiges Gesamtkonzept anstatt Schnellschlüsse

Greither betont, dass man bewusst keinen Schnellschuss produzieren möchte. Und auch der Genehmigungsprozess dürfte sich bei einem Projekt mit den Ausmaßen einige Zeit hinziehen, wie Greither betont: “Ich hoffe, dass wir bis zum 1.000-jährigen Jubiläum des Westerhofs in etwas mehr als vier Jahren die wichtigsten Teile der Erweiterung fertig haben.” Der Baubeginn könne wenn alles optimal läuft bereits im kommenden Frühjahr sein.

Derzeit, so Greither, sei das Hotel zu sehr zersiedelt. Vor allem der ehemalige Hof wird zukünftig in Richtung Tegernsee wieder stärker in Erscheinung treten und sich von den anderen Gebäuden abheben.

Plan für den neuen Westerhof: Das historische Anwesen (breites Gebäude, unten) wird freigestellt. Alle Gebäude gruppieren sich um einen Innenplatz.

Da eine Verdreifachung der Gästekapazität – angedacht sind 250 bis 300 Betten – auch deutlich mehr Fläche bedeutet, muss der Architekt auf einen Trick zurückgreifen. “Die Erweiterung soll am besten nicht sichtbar sein”, erklärte Andreas Greither nach der Präsentation des Gesamtvorhabens im Juni 2012.

Eine komplexe Vorgabe, die gleichzeitig nicht ganz billig wird. Wieviel der Hotelier in den nächsten Jahren investieren wird, lässt er jedoch offen. Klar ist nur: Um die Vorgabe zu erfüllen, müssen umfangreiche Erdarbeiten durchgeführt werden, durch die das Hotel und damit auch ein Teil der neuen Räume direkt in den Berg hinein gebaut werden.

Zimmer im Berg

Seeseitig entstehen so im Hang – wie in einer Schublade – “große und helle Zimmer mit Ausblick auf Berge und See in einer der ruhigsten Lagen.” Für Christine Laprell ist das zwar “ein toller Bau, gleichzeitig aber auch ein großer Eingriff in die Natur”. Das sagte die CSU-Politikerin ebenfalls bei der offiziellen Präsentation des Vorhabens im Tegernseer Stadtrat im Juni 2012.

Für Peter Janssen dagegen werde die Erweiterung von unten kaum sichtbar und vor allem landschaftsschonend untergebracht. Eine Meinung, bei der er auch vom Zweiten Bürgermeister Toni Staudacher unterstützt wurde: “Zum Großteil ist die Fläche für die neuen Gebäude schon bebaut. Wir entscheiden uns also nicht für ein Hotel auf der grünen Wiese.” Als einzigen kritischen Punkt sahen einige Stadträte die Zufahrt zum weit über der Stadt gelegenen Hotel.

Deutlich mehr Betten bedeuten eben auch mehr Gäste. Und die werden mit ihren Autos über die relativ enge Olaf-Gulbransson-Straße anreisen müssen. Eine Entwicklung, die einige Anwohner aufschreckte. Greither versucht, das Szenario zu entkräften, und verweist ganz aktuell unter anderem auf die zukünftig längere Aufenthaltsdauer eines durchschnittlichen Gastes. “Wir haben zwar mehr Betten, gleichzeitig steigt die Dauer eines Aufenthalts von bisher zwei auf mindestens vier bis sieben Tage. Effektiv wird der Verkehr also nicht mehr werden.”

Die Entwicklung rund um den Westerhof sahen aber nicht nur die Anwohner mit gemischten Gefühlen. Auch die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal kritisierte den geplanten Umbau des Westerhofs. In einer Pressemitteilung schrieb die Vorsitzende Angela Brogsitter-Finck von einer “maßlosen Erweiterung auf geschichtsträchtigem Boden”:

Der Westerhof, neben dem Lieberhof hoch über dem See auf geschichtsträchtigem Boden gelegen, soll “im historischen Gewand” eine maßlose Erweiterung erfahren. Diese Nachricht erfüllt viele Bürger mit großer Sorge, die sie der SGT bereits übermittelt haben. Aus diesem Grund nimmt die SGT schon einmal Stellung, auch wenn noch kein Bebauungsplan aufgestellt ist.

Nutzungsänderung bei Gewächshaus

In der Zwischenzeit stehen allerdings andere Dinge rund um den Westerhof auf der Tagesordnung. In seiner gestrigen Sitzung hat sich der Tegernseer Bauausschuss deshalb mit dem Zeltbau im Eingangsbereich des Hotels und einem Gewächshaus beschäftigt.

Dieses Gewächshaus ist nun auch als Veranstaltungsraum ausgewiesen.

Bereits seit Mitte 2012 nutzt der Westerhof die sanierte “Orangerie” unter anderem als Veranstaltungsraum. Doch wie sich einige Zeit später herausgestellt hat, ist für diesen Zweck eine Nutzungänderung erforderlich. “Das Gebäude ist zwar im Bestand des Bebauungsplan eingetragen, durch die Nutzung als Veranstaltungsraum wurde aber eine Änderung des Nutzungsplans erforderlich,” so die Leiterin des Bauamtes Bettina Koch in der gestrigen Sitzung.

Auch das Landratsamt hatte vor allem vor dem Hintergrund brandschutzrechtlicher Bestimmungen auf eine notwendige Anpassung der Nutzungsausweisung hingewiesen. Der Tegernseer Bauausschuss äußerte daher keinerlei Bedenken und stimmte der Änderung einstimmig zu.

Ein Zelt im Eingangsbereich

Etwas kontroverser wurde hingegen die derzeitige Gestaltung vor dem Eingangsbereich des Hotels diskutiert. Aufgebaut ist eine Zeltkonstruktion mit einer Grundgröße von fünf auf zwölf Metern und einer Höhe von fünf Metern. Diese ist dem eigentlichen Eingangsbereich vorgelagert und war ursprünglich nur “als fliegender Bau für zwei Monate gedacht” so Koch. Ursprünglich wollte Greither auc dort einen stabilen Bau errichten, mit Rücksicht auf den Masterplan sah er hier jedoch von einer endgültigen Lösung ab.

Das Zelt selbst ist daher nicht Gegenstand des von Greither eingereichten Masterplans. Nichts desto trotz ist es unmittelbar mit selbigem verbunden. Entscheidet sich das Landratsamt Miesbach für oder gegen den vorgelegten Masterplan, muss auch über die jetzt bestehende Zeltkonstruktion neu beraten werden. In der Übergangsphase erklärte der Bauausschuss das Zelt nun aber für zulässig.

Eine Zeltkonstruktion ist derzeit dem Eingansbereich des Hotels vorgelagert. Diese soll laut Meinung der Stadt aber nur übergansweise dort bleiben.

Das dies keinen Dauerlösung sein kann, machte man allerdings ebenfalls deutlich und begrenzte die Genehmigung auf höchstens zwei Jahre.

Auch Andreas Greither zeigt sich mit dieser Entscheidung einverstanden. Auf Nachfrage sagt der Hotelbesitzer: “Dieses Urteil ist sachgerecht und für eine vernünftige Hotelplanung hilfreich.” Dass die Konstruktion “so kein Meisterwerk der Architektur ist”, weiß auch Greither und sieht es daher ebenfalls nur als “Übergangslösung” an. Eine Übergangslösung auf dem Weg zum möglichen großen Wurf.

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