Who the fuck is Kreidl?!

Die Überschrift der Bayerischen Staatszeitung spitzt zu. Doch sie zeigt auch: Jakob Kreidl ist tief gestürzt in den vergangenen zwölf Monaten. Vom Vorzeige-CSU-Politiker zur Persona non grata.

Dass der Ex-Landrat dafür vor allem selbst verantwortlich ist, zeigt sein Umgang mit den eigenen Verfehlungen. Aktuell geht es um eine angekündigte Spende, die nicht kommt.

Jakob Kreidl im Februar 2014 bei einem  bei einem Wahlkampftermin in Schliersee in der Vitalwelt Schliersee / Quelle: Rolf  Seyboldt
Jakob Kreidl im Februar 2014 bei einem Wahlkampftermin in Schliersee / Quelle: Rolf Seyboldt

Ein Kommentar von Klaus Wiendl
Who the fuck is Kreidl?! So titelte die eigentlich sonst eher liberal-kritische Bayerische Staatszeitung am 6. Juni, als Kreidls Nachfolger in das Amt des Landkreistagspräsidenten gewählt wurde. Weiter heißt es:

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Wer zum Teufel ist Kreidl, so mochte man in Abwandlung des populären Songs der Smokies denken angesichts der physischen wie verbalen Nicht-Präsenz des zurückgetretenen Skandal-Landrats bei der Jahresversammlung des Bayerischen Landkreistags im oberbayerischen Bad Tölz.

Den Namen des einstigen CSU-Politikers soll keiner der Anwesenden in den Mund genommen haben. Kam auf ihn und seine Affären doch mal die Rede, dann hieß es nur, so das Wochenblatt: „Die unangenehme Angelegenheit, Sie alle wissen ja, worum es geht“. 

Gelächter vom Wähler

So schnell kann’s gehen. Vor nicht einmal zwei Jahren zu seinem 60. Geburtstag von Bayerns Innenminister Herrmann noch hochgelobt für seine herausragende Arbeit um das Gemeinwohl, wurde Jakob Kreidl Anfang dieses Jahres bereits als Voralpen-Berlusconi abgewatscht. Da war das volle Ausmaß seines langen Sündenregisters bekannt. Trotzdem hielt die CSU eisern zu ihm und nominierte Kreidl als Landratskandidaten.

Bei der Diskussion mit den Mitbewerbern um das Amt im Februar versuchte sich Kreidl noch damit zu rechtfertigen, bei seiner 120.000 Euro teuren Geburtstagsparty habe es sich um eine Kundenveranstaltung der Kreissparkasse gehandelt. Doch damit konnte er beim Publikum schon nicht mehr punkten. Da half es auch nichts, dass er als Wiedergutmachung nach der Wahl eine namhafte Spende leisten wollte. Dies quittierte das Publikum nur noch mit Gelächter.

Sie sollten recht behalten. Bis heute hat Kreidl noch keinen Cent locker gemacht. Sein SPD-Herausforderer Robert Huber hingegen bekam damals Beifall für seine Forderung nach lückenloser Aufklärung der Spendenpolitik bei dem kommunalen Geldinstitut. „So etwas darf in unserem Landkreis nie mehr passieren“, sagte Huber mit Blick auf die Partykosten.

Die Chance zur Einlösung

Heute könnte auch für Huber ein Schuh daraus werden. Wer so vollmundig öffentlich Aufklärung über kommunale Gelder fordert, sollte auch vor seiner eigenen Haustüre kehren. Bis heute schweigt Huber zu seinem stattlichen Salär als zweiter Bürgermeister seiner hochverschuldeten Gemeinde. Auch hier wäre Aufklärung dringend geboten.

Als Kreidl im Februar das Podium betrat, hatte er schon zwei „gelbe Karten“: den aberkannten Doktortitel und die jahrelange Beschäftigung seiner Frau während seiner Zeit als Landtagsabgeordneter. Die „rote Karte“ bekam er dann im März vom Wähler, für seine Prasserei in Wasmeiers Bauernhof-Museum.

Am 25. Juli hätte der „Jackl“, wie seine CSU-Parteifreunde Kreidl einst nannten, ein historisches Datum zur Einlösung seiner Spendenzusage. Denn an diesem Tag hat der heilige Jakobus, der erste Märtyrer der Apostelgeschichte, seinen Gedenktag. Oder will Kreidl lieber als der „billige Jakob“ in die Geschichte eingehen? Er hat es selbst in der Hand, ob er sein Wahlversprechen noch einlöst. Aber wenn, dann bitte ohne Spendenquittung fürs Finanzamt.

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