Wia ziagt ma eigentlich an Schalk o?

Am Sonntag ist es wieder soweit. Auch zahlreiche Schalkfrauen werden zum traditionellen Oberlandler Gaufest ausrücken. Wir haben zugeschaut, was man tun muss, damit alles gut sitzt.

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Draußen grasen die Pferde auf der Waakirchner Koppel. Drinnen in der Stube erwarten uns Manuela und ihre Tochter Alexandra vom Waakirchner Trachtenverein bereits mit gutsitzender Flechtfrisur. Während Alex am Sonntag ihr Mieder anzieht, ruckt Manuela mit dem Schalk aus. Heute wird das Anziehen geprobt. Strumpfhose, Unterrock, Unterhemd und das sogenannte „Schmiesel“ – ein traditionelles weißes Oberteil sowie die schwarzen Trachtenschuhe mit der Lochstickerei hat sie schon angezogen. Sämtliche Haar- und Anstecknadeln, Blumen, Schmuck- und Kleidungsstücke liegen im Wohnzimmer bereit. Dann kann es losgehen.

Alles soll an der richtigen Stelle sitzen

Tochter Alexandras Aufgabe ist es, ihrer Mutter beim Anziehen des „Schalks“ zu helfen. Zwar gibt es auch Schalkfrauen, die die Bestandteile ihres Kleides bereits vorher zusammenhängen, doch besser geht es mit Hilfe. Dann kann man sicher sein, dass alles an der richtigen Stelle sitzt.

Stück für Stück formiert sich also das Ganze in dem Waakirchner Wohnzimmer zur Festtagstracht. Manuela ist stolz, ihn zu tragen. Seit sie 1972 in den Ort gezogen ist, ist sie im Trachtenverein engagiert, genau wie die anderen Familienmitglieder auch. Inzwischen sind sie und ihre Tochter auch im Vereinsvorstand, haben die Funktion der Kassiere übernommen.

Und auch noch kein Gaufest haben die beiden ausgelassen. Bei dieser jährlich stattfindenden Veranstaltung geht es für eingefleischte Trachtler darum, möglichst viele Punkte zu erreichen. Diese kann man durch die Aufführung von Tanzeinlagen erreichen, aber auch dadurch, dass man vor der Jury in einer möglichst authentischen Tracht erscheint, die über alle vorgeschriebenen Bestandteile verfügt.

Schritt für Schritt zur Festtagstracht

Eigentlich sind die Schalkgewänder schwarz. Doch der von Manuela ist Schwarz mit ein bisschen Blau, alles aus Seide. Das sei in ihrem Verein erlaubt, weiß die Trachtlerin. Der Schalk war ursprünglich das Hochzeitskleid der Bäuerin. Tragen dürfen ihn auch heute nur die Frauen, die verheiratet sind. Vorher tragen sie ein Miedergewand. Meist bekommt man seinen Schalk von Mutter oder Großmutter vererbt. Zum Glück – denn das ganze ist eine kostspielige Angelegenheit.

Gestartet wird das Anziehen mit dem weiten Rock, wobei darauf zu achten ist, dass der hintere Knopf genau in der Mitte sitzt, sonst gibt es später beim Zusammenknöpfen Probleme. Unten hat der Rock übrigens sogenannte „Besenlitzen“, erfahren wir, damit die fast bodenlang verlaufende Seide geschützt ist.

In jedem Verein ist das Design und die Machart des Schalks ein bisschen anders – besonders bei den Oberteilen. So wie beispielsweise die sogenannte „Garnier“, die bei jeder Näherin individuell ist. Bei Manuelas Schalk sind es kunstvolle Schnecken, Rosen und Wellen, die das komplett handgearbeitete Oberteil eingerollt oder eingewellt zieren. Alles ist handgenäht und die Näherin ist zahlreiche Stunden damit beschäftigt, weiß Manuela.

Von der Schürze bis zum Buschn

Weiter geht es mit der – bei Manuela beerenfarbenen – Schürze, die bei verheirateten Frauen rechts per Schleife gebunden wird. Anschließend folgt der kompliziertere Teil: das Oberteil, also der eigentliche Schalk wird übergezogen. Bei genauerem Hinsehen wird erst klar – die Machart dieses Teiles ist „der Hammer“: innen sieht man ein eingenähtes beerenfarbenes Tuch in verschiedenen Falten und mit zusätzlich eingenähter Spitze.

Die langen Ärmel sind kunstvoll gesmogt, im Gegenteil zum ursprünglichen Schalk, bei dem die Ärmel oben in Reihen verlaufen. Aber das ist auch erlaubt, weiß Manuela. Die Ärmel enden am Bündchen mit schwarzer Spitze und sechs kleinen Knöpfchen zum Schließen. Tochter Alexandra beginnt, das Oberteil mit dem Rock zusammenzuhängen.

Der traditionelle Waakirchener Schalk.

Außerdem wird das Schmiesel ebenso am Oberteil eingehängt, damit es keine Falten wirft. Vorne kommen Schalknadeln hinein. „Meiner ist jetzt rechts zu, manche haben ihn links zu, ich habe es so, weil die Näherin das immer rechts macht“, begründet Manuela. „Acht Nadeln, das ist kein Muss, aber bei mir ist es halt so.“ Anschließend kommen noch oben zwei hinein, wie beim Mieder auch.

Die Regeln sind streng

Alle Nadeln zusammen halten gemeinsam das Oberteil vorn zusammen. In Manuelas Fall wird das Oberteil außerdem noch an den Schultern mit Nadeln am Schmiesel festgesteckt, das gibt ihr ein sicheres Gefühl, dass alles sitzt wo es hingehört, meint sie. Als sie sich umdreht, sieht man außerdem noch die sogenannten „Buschn“, kunstvoll geraffte schwarze Spitze, dort wo das Oberteil endet.

Im nächsten Schritt geht es um‘s Ausschmücken. Dazu liegen Blumen und Grün bereit. Manuela hat sich für Rosen und Bux entschieden. Damit die Blumen länger frisch bleiben und das ganze besser „rutscht“ beim Befestigen, hat sie kleine Büschel mit Alufolie zusammengebunden.

Welche Blumen verwendet werden, ist wieder Geschmackssache. Rosen oder Nelken sind beliebt. Als Grün nimmt man Almenrausch, Asparagus oder eben Bux. Sind Blumen und Grün befestigt, so werden dann der Trachtenhut, ein kunstvolles Objekt mit mehreren Goldschnüren sowie Bux und Rose per Gummiband an dem mit silbernen Haarnadeln geschmückten Dutt befestigt. Ausladende Schminke ist übrigens nicht erwünscht, erfahren wir. Auch eventuelle Tatoos müssen abgedeckt werden. „Sowas gibt Punktabzug bei der Bewertung“, weiß Manuela.

Gut vorbereitet für den “Großen Tag”

Auch müssen es Trachtenohrringe sein, die die Trachtlerin trägt. Und last but not least kommt noch die sogenannte „Kropfkette“ um den Hals, die ebenfalls eine silberne „Erbskette“ sein muss. Farbliche Experimente sind hier nicht erwünscht. Alles soll den ursprünglichen Traditionen folgen. Geschafft: Manuela und Alexandra können jetzt sicher sein, dass von seiten ihrer Familie alles perfekt vorbereitet ist für das Gaufest, das am Sonntag, 28. Juli in Waakirchen stattfindet.

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