Wie bestellt und nicht abgeholt

Die Busfahrer der RVO wollen mit einem Warnstreik in den aktuellen Tarifverhandlungen ein Zeichen setzen. Seit heute Morgen um 3 Uhr fahren keine Busse mehr. Vor allem Schulen in ganz Oberbayern sind betroffen. Auch hier im Tal waren die Auswirkungen zu spüren: „Es hat uns eiskalt erwischt.“

Im Tegernseer Tal konnte der Busverkehr trotz des Warnstreiks zumindest teilweise aufrecht erhalten werden.
Im Tegernseer Tal konnte der Busverkehr trotz des Warnstreiks zumindest teilweise aufrecht erhalten werden.

Bei der Regionalverkehr Oberbayern und der Regionalverkehr Allgäu sind rund 650 Personen beschäftigt, und man kann wohl sagen: Viel verdienen sie nicht. Doch die Forderung, ab 2016 die Löhne schrittweise und analog zur DB AG um insgesamt 5,1 Prozent anzuheben, lehnen die Arbeitgeber ab. Der Verhandlungsführer der EVG, Bernd Sehmisch, spricht dabei sogar von einem „weitreichenden Kompromissvorschlag“. Aber: Die Arbeitgeber suchten „die Eskalation“.

Aufgrund dieser derzeit festgefahrenen Situation sind seit heute Nacht rund 200 Busfahrer der RVO in den Warnstreik getreten. Der Ausstand hat gegen um drei Uhr nachts begonnen und soll 24 Stunden andauern. Vor allem Schulen sind von den Auswirkungen des Streiks betroffen. Der Direktor des Gymnasiums Tegernsee, Dr. Werner Oberholzner, war erschrocken:

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Wir haben heute um fünf Uhr morgens eine E-Mail aufgrund des Streiks bekommen. Es hat uns wirklich eiskalt erwischt, so schnell konnten wir gar nicht reagieren.

Laut Oberholzner sei durch den Busfahrerstreik ein Drittel der Schüler nicht zum Gymnasium nach Tegernsee gekommen. „Hauptsächlich Schüler aus dem Nordlandkreis waren betroffen.“ Einige Eltern aus dem Tal hätten dann „Taxi“ gespielt und sowohl die eigenen als auch andere Kinder in die Schule gefahren. „Dennoch gab es Klassen, in denen teilweise nur sechs Schüler saßen.“

Kinder warten vergeblich in der Mittagshitze

Aufgrund der geringen Schüleranzahl und der schwierigen Situation habe sich das Gymnasium Tegernsee entschlossen, den Nachmittagsunterricht ausfallen zu lassen. Oberholzner täten die Kinder sehr leid, doch „als Schule können wir da kaum was machen“. Die Redaktion der TS hat einen Leserhinweis bekommen, in dem ein Elternteil das Chaos schildert:

Somit standen heute meine Kinder um 12 Uhr mittags bei brütender Hitze eine Dreiviertelstunde lang an der Bushaltestelle und warteten vergebens auf den Bus. Tränenaufgelöst erhielt ich dann irgendwann in der Arbeit einen Anruf.

Dennoch fuhren heute Mittag am Gymnasium Tegernsee die Busse wie gewohnt an der Bushaltestelle ab. Wie Andreas Peschel, Niederlassungsleiter der RVO in Tegernsee, auf Nachfrage der TS erklärt, habe man eine Art Notfahrplan eingerichtet: „Mit Hilfe von Partner-Unternehmen wie Marx und Lechner versuchen wir, den Busfahrplan seit sechs Uhr morgens im gesamten Tegernseer Tal aufrecht zu erhalten.“

Aufgrund der hohen Schülerzahlen und der vielen Besucher habe man im gesamten Landkreis den Fokus auf das Tegernseer Tal gelegt. Die Busse seien in erster Linie zum Gymnasium Tegernsee und zur Gmunder Realschule gefahren, dadurch wurden vor allem in Rottach nicht alle Fahrten geschafft. „Wir hatten noch nie eine Streiksituation und haben wirklich versucht, das Beste daraus zu machen.“

Laut Paul Eichinger, Leiter der EVG-Geschäftsstelle in München, könnte es nicht nur bei dem heutigen Warnstreik bleiben: „Das kommt auf die Reaktion der Verhandlungspartner an. Es könnte aber sein, dass die Tarifkommission eventuell schon nächste Woche weitere Streiks veranlassen wird.“ Dass die Fahrgäste unter dem Streik leiden, bedauert die EVG. Morgen früh um drei Uhr wird der Ausstand zu Ende gehen – vorerst.

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