Daniela Rinner im Interview:
Wie ein Autohaus mit dem Hagelschaden umgeht

Von Westen zieht eine gewaltige Gewitterfront über die Region. Die Schäden sind beträchtlich. Was heißt das – beispielsweise für einen Autohändler wie Rinner? Wir haben Daniela Rinner befragt.

Eingeschlagene Scheiben – hat es euch auch erwischt? / Quelle: Autohaus Rinner

Frau Rinner, lassen Sie uns kurz zurück auf zum Hagel-Samstag kommen. Wie haben Sie als Juniorchefin des Autohauses diesen Sturm erlebt?

Ich bin zufällig gerade ins Autohaus gefahren, um ein paar Sachen zu erledigen, als eine schwarze Wolkenwand auf uns zukam. Mein Auto habe ich direkt unters Vordach der Werkstatt gestellt. Dann ging der Sturm auch schon los und innerhalb kürzester Zeit hat es angefangen zu hageln. Es war furchteinflößend. Simba, mein Hund, hatte panische Angst und hat nur gebellt. Es hat sich angehört, als würde jemand aufs Autohaus schießen.

Und dann?
Ich stellte mich an die großen Fenster in der Ausstellungshalle und konnte nur zusehen, mit welcher Wucht die Hagelkörner auf die Autos krachen. Ich wusste sofort, dieses Mal werden wir nicht verschont bleiben.

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Trotzdem hatten wir sehr viel Glück bei uns in Bad Tölz. Bei den Fahrzeugen, die draußen beschädigt wurden, handelt es sich „lediglich” um Karosserieschäden. Alle Windschutzscheiben und Fenster blieben unversehrt. Auch unsere Häuser blieben verschont. Na ja, unsere Tiefgarage vom VW-Haus, die stand knöchelhoch unter Wasser.

Wann hatten Sie zuletzt so einen Schaden an Ihren Autos durch Hagel?
Ich kann mich nicht bzw. nicht mehr daran erinnern, dass wir so einen Schaden durch Hagel schon einmal hatten. Mein Vater, Peter Rinner (Geschäftsführer) meinte, er wüsste so etwas schon noch. Aber das ist bestimmt schon fast 7 oder 8 Jahre her.

Können Sie schon jetzt grob den wirtschaftlichen Schaden beziffern?
Bei uns wurden zirka 320 Fahrzeuge beschädigt. Den wirtschaftlichen Schaden schätzen wir auf zirka 250.000 Euro. Also alles im Rahmen. Da hat es andere leider schlimmer getroffen.

Wie wirkt sich das auf Ihr Tagesgeschäft aus?
Da unsere Nachbardörfer (z.b. Lenggries, Benediktbeuern) noch viel schlimmer vom Hagel getroffen wurden wie wir, hatten wir uns auf einen wirklich großen Kundenansturm am Montag eingestellt. Mitarbeiter haben freiwillig ihren Urlaub abgebrochen bzw. unterbrochen, um uns und die Kunden in dieser Situation zu unterstützen. Dafür sind wir wirklich sehr dankbar, denn ansonsten könnten wir das alles nicht stemmen. Seit Montag vor einer Woche geht es bei uns drunter und drüber. Wir arbeiten auch am Samstag mit der kompletten Werkstattbelegschaft, um die Notreparaturen an den Hagelfahrzeugen zu bewerkstelligen. Unsere Schleppwagenfahrer sind jeden Tag im Einsatz und holen in der Umgebung die nicht mehr fahrfähigen Autos zu uns. Es hat einige Tage gedauert, bis wir uns einen groben Plan zurechtgelegt hatten, wie wir das Ganze angehen. Aber selbst jetzt nach einer Woche haben wir immer noch keinen Überblick. Es sind einfach zu viele Fahrzeuge.

Das Tagesgeschäft läuft bei uns normal weiter und die Notreparaturen, das muss alles nebenbei laufen. Sodass unsere Kunden schnellst möglichst wieder mobil sind.

Was raten Sie Kunden, die mit Ihren Schäden zu Ihnen kommen?
Ich glaube, das Wichtigste ist Geduld und Verständnis. Wir wissen, dass es für die Kunden schwierig ist, wenn das Auto nicht mehr fahrbereit ist. Bei uns in der Gegend ist man halt doch noch aufs Auto angewiesen. Von der Abwicklung her ist es natürlich am einfachsten, wenn die Kunden den Schaden bereits ihre Versicherung gemeldet haben und mit einer Schadennummer zu uns kommen.

Gibt es eigentlich Möglichkeiten für ein Autohaus, sich vor Hagelschlag zu schützen? Stichwort Netze?
Es gibt Möglichkeiten, die Fahrzeuge vor Hagel zu schützen. Es gibt spezielle Planen, mit denen man die Fahrzeuge abdecken kann. Allerdings kommt es immer auf die Größe des Hagels an, und wenn es so wie in diesem Fall tennisballgroße Hagelkörner sind, dann helfen leider auch die Planen nicht mehr viel.

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