Wie man sich Wohnen im Tal noch leisten kann

Christine Negele hat eine Vision. Sie will sich mit anderen Tal-Bürgern zusammenschließen, um sich gemeinsam das Wohnen am See weiter leisten zu können. Gestern hat sie ihre Idee vorgestellt.

Die Immobilienpreise am Tegernsee können sich nur noch die Wenigsten leisten. Gibt es Alternativen zu klassischen Miet- und Kaufobjekten? / Quelle: Archiv

30 Jahre alt und im Tal daheim. Wer jetzt keinen Grund erbt oder eh schon ein Haus besitzt, könnte es schwer haben am Tegernsee. Bei Quadratmeterpreisen von 4.000 bis 5.000 Euro ist an einen Kauf für den Otto-Normalo gar nicht zu denken.

Mieten geht. Wohnungen finden eher schwer. Die Lage ist verkorkst und wird sich in den kommenden Jahren vermutlich eher verschlechtern als verbessern. Die Preise für Bauland und Immobilien steigen und gerade Mieter stehen unter Druck. Bei Eigentümerwechseln droht nicht selten die Kündigung. Christine Negele aus Tegernsee hat sich nun etwas einfallen lassen. Sie will ein Projekt auf die Beine stellen, bei dem Jung und Alt zusammenleben, voneinander profitieren, Gemeinsames erleben und trotzdem jeder einen Rückzugsort hat.

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Wie die Idee entstand

Gekommen waren gestern Abend in die Post in Tegernsee rund 30 Bürger aus dem gesamten Tal. Darunter auch viele Gemeinde- und Stadträte – vor allem von der SPD, denn der gehört Negele an. Interessiert hat die Leute vor allem, was Negele sich da genau vorstellt. Wie man das finanziert, wo man einen Grund findet und wie groß das ganze eigentlich werden soll?

„Ich will eigentlich nicht unbedingt mein Leben alleine verbringen, kann mir in meinem Alter aber auch keine WG vorstellen“, startet Negele. Die Idee ist eine Genossenschaft. Jeder hat eine eigene Wohnung, je nach Bedarf größer oder kleiner. Trotzdem gibt es aber auch Gemeinschaftsräume. Eine große Küche, wo man gemeinsam werkelt und isst. Eine Werkstatt, vielleicht sogar einen Raum für Yoga oder Kulturveranstaltungen.

Rund 30 Bürger aus dem gesamten Tal sind gestern gekommen, um sich Negeles Idee anzuhören.

Solche Projekte gibt es in sehr groß, wie die Sargfabrik in Wien oder auch kleiner, wie im benachbarten Holzkirchen. “Gemeinsam anders wohnen” heißt das Projekt in Holzkirchen. „Was ich heute anstoßen will, ist ein Prozess. Interessierte, die sich vorstellen können, in einer Nachbarschaft zu wohnen, wo man miteinander etwas unternimmt, zusammenbringen“, erklärt Negele ihre Intention.

Wie finanziert sich das Projekt?

Zunächst müsse man sich nun als Gruppe zusammenfinden. Dann geht es an ein Konzept. Was will man und wie soll das Ganze aussehen. Erst wenn klar ist, wie viele Leute mitmachen und was sie sich wünschen, könne man sich auch um ein Grundstück oder Haus in den verschiedenen Kommunen bewerben. „In eine Genossenschaft kauft man sich mit einem kleinen Betrag zwischen 500 und 1500 Euro ein“, erklärt eine Anwesende.

Dann hinterlege man bei dieser Genossenschaft je nach Größe der Wohnung eine Einlage zwischen 100.000 und 200.000 Euro. Die würde man wieder zurückbekommen, wenn man aus der Wohnung auszieht. Zusätzlich falle dann noch eine Miete an, die in der Regel günstiger ist als die marktüblichen Preise. Das sei aber abhänging von der Wohngegend.

Gestern wurde über den neuen Treffpunkt für November abgestimmt.

Vor allem, ob man denn für ein solches Projekt ein geeignetes Grundstück im Tal finden könnte, machte den Anwesenden Sorgen. „Man weiß wie die Preise hier sind“, meinte ein Anwesender. Stadtrat Thomas Mandl (SPD) erklärte: „Mir fallen schon drei Grundstücke ein, die in Stadtbesitz sind und die geeignet sind. Die müssen ja nicht unbedingt schon frei sein. Da können uralte Gemeindehäuser draufstehen, die eh irgendwann modernisiert werden müssen.“ Mandl hat ein klares Ziel:

Mein Interesse ist, das nach Tegernsee zu holen und ich werde mich dafür einsetzen. Ich bin durchaus optimistisch.

Einig war man sich, dass man sich verschiedenen Beispiele ansehen müsse. Auch könnte man sich vorstellen, Experten wie Robert Huber aus Bad Wiessee, der das Kommunalunternehmen gegründet hat, mit ins Boot zu holen. Klar ist, dass mehrere Generationen im Komplex leben sollen. Zeitlich hat man sich gestern darauf geeinigt, sich zunächst einmal im Monat zu treffen und in kleinen Gruppen Konzepte zu entwickeln.

In einem halben Jahr will man dann ein erstes Fazit ziehen. Angekündigt haben 30 Anwesende auch beim nächsten Termin dabei zu sein. Der soll am 9. Oktober im Kino an der Weißach stattfinden. Negele hat den Film „Wer wagt gewinnt“, der die Verwirklichung des Wiener Projekts Sargfabrik zeigt, nach Rottach geholt. Der soll eine erste Anregung sein. Auch andere interessierte Bürger sind hierzu eingeladen.

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