Donnerstag ist der kleine Freitag und Wiesn ist. Also auch für Nicht-Eingeborene ist Dirndlzeit. Hier die ultimativen Tipps und No-Gos unserer Lieblingsberlinerin, aka “Berggoaß in Ausbildung”.
Ein bierbäuchiger Mann liegt im Bierzelt auf einem Tisch. Das karierte Hemd weit aufgeknöpft. Stark alkoholisierte Männer in Kniebundhosen trinken Schnaps aus dem Bauchnabel des Mannes. Diese Aufnahme von der Wiesn kursiert aktuell in den sozialen Medien. “Deine Meinung zur Wiesn?”, steht in der Caption. “Abstoßend”, denke ich. Ein Gefühl von Fremdscham überkommt mich.
Als Zugeroaste aus Berlin lerne ich die bayerischen Traditionen gerade neugierig kennen. Dass dieses Video von der Wiesn nichts mit Tradition zu tun hat, kann auch eine “Berliner Berggoas in Ausbildung” klar deuten. Was ich aber noch nicht klar einordnen kann, ist die Frage nach den Dos and Don’ts, wenn es um das Dirndl geht. Klar, ultrakurze Dirndl ohne Bluse und am besten mit Leoparden-Print sind genauso ein No-Go, wie Alkohol aus einem Bauchnabel zu trinken. Aber worauf kommt es denn nun an beim Dirndl? Welche Details gilt es zu beachten, wenn man keine Rote Karte riskieren will?
Dirndl-Knigge #1 – die Länge machts
Knielang oder knöchellang sollte das Dirndl sein. Für Unentschlossene gibt es noch das Midi-Dirndl, das bis zur Wade reicht. Natürlich sollte der eigene Geschmack darüber entscheiden, welche Länge gewählt wird. Aber: Kleine Frauen “verschwinden” schnell in bodenlangen Kleidern, ein kürzeres Design hingegen streckt den Körper optisch. Das Mini-Dirndl darf zum Fasching getragen werden. Aber bitte nicht zur Wiesn!
Dirndl-Knigge #2 – die richtige Passform
Um im Dirndl wirklich umwerfend auszusehen, muss es zur Körperform passen und perfekt sitzen. Bedeutet: Das Mieder liegt eng an und wirft keine Falten. Auch an den Schultern sitzt die Bluse passgenau. Auf Nummer sicher geht, wer sich direkt im Trachtengeschäft beraten lässt. Professionelle Beratung beim Dirndl-Kauf verhindert gängige Fehler wie ein zu locker sitzendes Dirndl – oder eine zu kurze Schürze. Diese sollte etwa zwei Zentimeter oberhalb des Rocksaums abschließen.
Dirndl-Knigge #3 – die Schleife
In einer wilden Berliner Partynacht im legendären Club Berghain klärte ein Freund mich einst über den sogenannten Hanky-Code auf: Das Tuch in der Hosentasche – mal links, mal rechts getragen – verrät die sexuelle Neigung des Trägers. Dit is Berlin! In Bayern lerne ich: Wird das Schürzenband vorne rechts gebunden, ist die Trägerin vergeben. Wer die Schleife links bindet, ist Single. Wer nicht von liebestrunkenen Burschen umworben werden möchte – oder doch?! –, sollte also auf das kleine, aber feine Detail achten.
Dirndl-Knigge #4 – die Bluse
Ein Dirndl ohne Bluse? Bitte nicht. Die Dirndlbluse ist fester Bestandteil des Outfits. Designerin Kinga Mathe weiß: In diesem Jahr liegen Blusen aus Spitze oder mit auffälligen Ballonärmeln im Trend. Ob lang- und kurzärmelig und von klassisch hochgeschlossen, mit Stehkragen, Rüschen bis hin zu etwas freizügiger Designs mit Herz- oder Rundausschnitt – wichtig ist, dass Stil und Schnitt der Bluse zum Dirndl passen. Gleiches gilt für den Dirndl-BH. Beispiel: Zu einer Balkonette-Bluse wird ein Balkonette-BH gewählt. Wer viel Haut zeigt und tiefer blicken lässt, greift zum Push-up BH.
Dirndl-Knigge #5 – Stoff und Farbe
Der schönste Schnitt taugt nichts, wenn das Dirndl aus billig aussehenden Materialien gefertigt ist. Leinen und Baumwolle sind die Klassiker. Besonders edel wirken Samt und Jacquard. Verpönt hingegen sind dehnbare oder schnell knitternde synthetische Materialien. Und wenn’s um die Farbe geht? Dann liegst du mit zeitlosen Nuancen wie Blau, Grün und Rot immer richtig. Zwar geht der Dirndl-Trend seit Jahren verstärkt Richtung traditionelles Design, allerdings sind 2023 zarte Pastellnuancen wie Flieder, Himmelblau oder Mintgrün besonders angesagt. Einen dicken Minuspunkt gibt es für einen wilden Mustermix. Denn: Weniger ist beim Dirndl mehr.
Dirndl-Knigge #6 – die Schuhe
Flache Ballerinas zum Dirndl gehen immer. Und sie können helfen, schmerzhafte Bierzelt-Unfälle vorzubeugen. Beim Tanzen von der Bierbank fallen oder umknicken? In Flats eher unwahrscheinlich. Klassische Pumps werden von der Wiesn-Stilpolizei auch bejaht. Ebenso zarte Häkelsöckchen mit Spitze.
Dirndl-Knigge #7 – die Accessoires
Obwohl es gewisse Stil-Empfehlungen gibt, sollten auch die Freude am Styling und die Individualität genug Raum bekommen. Mit hübschen Accessoires wie Haarreif, Schmuck und Handtasche kann ein spannender Kontrast zwischen zeitloser Eleganz und aktuellen Trends kreiert werden – ohne dabei einen modischen Fauxpas zu begehen. Besonders praktisch und sicher sind übrigens kleine Umhängetaschen, die nicht so schnell geklaut oder vergessen werden können. Haarklammern, Haarreif oder Flechtfrisuren verhindern, dass die Haare beim Tanzen ständig ins Gesicht fallen.
Und was gilt es sonst noch zu beachten? Vor allem, dass du dich in deinem Wiesn-Outfit wohlfühlst – Knigge hin oder her. In diesem Sinne: Viel Spaß auf der Wiesn!
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