Ein „Plan B“, der keiner war?

Laut den Plänen von Architekt Matteo Thun sollen im Wiesseer Kurviertel ein Thermenkomplex mit Hotel und Gesundheitszentrum enstehen. Kostenpunkt: rund 120 Millionen Euro. Einen Investor gibt es noch nicht.

Mit einem anderen Konzept hätte man indes schon einen Schritt weiter sein können. So präsentierte ein Architekt der Gemeinde bereits im Jahr 2011 ein fertiges Konstrukt mit Betreibern und Investoren. Mit dabei: die renommierte Steigenberger Gruppe. Doch die Gemeinde lehnte ab.

Bislang ist die Planung von Matteo Thun die einzige Alternative für die Zukunft des Jodbadareals. Zu recht?
Bislang ist die Planung von Matteo Thun die einzige Alternative für die Zukunft des Jodbadareals.

In Sachen Zukunft des Wiesseer Kurviertels setzen die Verantwortlichen im Wiesseer Rathaus weiterhin voll auf das Konzept von Architekt Matteo Thun. Einen Wettbewerb zwischen verschiedenen Architekten lehnt man hingegen ab. Dazu Bürgermeister Peter Höß:

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Wir haben mit diesen Plänen eine Konzeption, die auch vom Landratsamt Miesbach für sehr gut befunden wurde. Wir sollten jetzt nicht alles wieder in Frage stellen.

Doch nicht alle Wiesseer sind von Matteo Thuns Plänen überzeugt. Vor allem der damit verbundene Abriss des Badeparks sorgt für Diskussionen. Über 1.100 Unterschriften brachte eine private Initiative zum Erhalt des Wiesseer Badeparks kürzlich zusammen. Die Wiesseer CSU bringt daher bereits einen Bürgerentscheid ins Spiel. Und auch Bürgermeisterkandidat Rolf Neresheimer (ran BW) fordert nach wie vor einen Wettbewerb mehrerer Architekten.

Dabei hatten die Verantwortlichen im Wiesseer Rathaus durchaus alternative Konzepte auf dem Tisch. Nachdem wir Ende Februar bereits Klaus Barthels Modell „das neue Bad“ vorgestellt haben, ist heute die Idee „Plan B“ von den Architekten Matthias Benecke und Gerhard Schmidt an der Reihe.

Plan B: Vom ersten Kontakt zum fertigen Konzept

Über einen Unternehmensberater, der auch für die Gemeinde Bad Wiessee tätig war, knüpften Matthias Benecke und Gerhard Schmidt den ersten Kontakt zu den Verantwortlichen im Wiesseer Rathaus. Sie fuhren an den Tegernsee und schauten sich das Kurviertel aus der Nähe an. „Wir haben uns gefragt, warum hier seit vielen Jahren nichts passiert ist“, erinnert sich Schmidt.

Nach einem ersten Treffen mit Bürgermeister Höß wurden dann konkrete Pläne ausgearbeitet. Das Konzept sah dabei ein in die Wandelhalle integriertes Vier-Sterne-Hotel, einen Wohnbereich auf dem Gelände der Tennisplätze und den Erhalt des Badeparks an Ort und Stelle vor. Dazu Schmidt von Plan B:

Der Badepark wäre an dieser Stelle erhalten geblieben, vollständig renoviert und um einen Sauna-Wellnessbereich erweitert worden. Der Schwimmbereich wäre reduziert worden, aber das geforderte große Becken für Vereine und Kinder entstanden.

In den folgenden zwei Jahren wurden die Pläne dann weiter ausgearbeitet. Im Rahmen zahlreicher informeller Treffen und dreier nichtöffentlicher Sitzungen des Gemeinderats sei das Konzept behandelt worden, so Schmidt weiter. „Schon Anfang 2011 präsentierten wir der Gemeinde ein fertiges Konzept mit Betreibern und Investoren.“

Anders als beim Ansatz von Matteo Thun wollten sich die Plan-B-Verantwortlichen jedoch nicht auf einen Investor begrenzen, der die benötigte Gesamtsumme in Höhe von 120 Millionen Euro hätte stemmen müssen. Man habe alles in verschiedene Einzelkonzepte mit jeweils rund 25 Millionen Investitionsbedarf aufgeteilt, erklärt der Plan-B-Architekt. Die Steigenberger Gruppe wäre dabei bereit gewesen, das Hotel zu errichten und es für mindestens 15 Jahre selbst zu betreiben.

So sah das Konzept der Plan B Gruppe aus. Quelle. Plan B
So sah das Konzept der Plan-B-Gruppe aus.

Auch für den Umbau des Badeparks stand mit „Theune Spa Management“ ein Geldgeber und gleichzeitiger Betreiber bereit. Um die Wohnbebauung mit 24-Stunden-Serviceangebot hätte sich Dr. Than Immobilien gekümmert. „Jedes Investment für sich betrug rund 25 Millionen Euro. Alle Bereiche wären zwar untereinander erreichbar gewesen, aber dennoch so angeordnet, dass man sie getrennt voneinander betreiben kann“, schildert Schmidt den Ansatz. Zur Einigung mit der Gemeinde kam es dennoch nicht.

Kauf des Jodbadareals als Knackpunkt

2011 erwarb Bad Wiessee für insgesamt 12,1 Millionen Euro das rund 100.000 Quadratmeter große Jodschwefelbadareal. Für die Architekten von Plan B änderte das alles. Auch sie waren zuvor an einem Kauf interessiert gewesen. „Plan B wollte das Areal für zwölf Millionen kaufen und für 25 Millionen weiterveräußern“, erinnert sich Bürgermeister Peter Höß. Aus Sicht der Gemeinde wäre das jedoch ein Horrorszenario gewesen. „Wir wären dann erpressbar“, so Höß.

Die Bedeutung der Gemeinde Bad Wiessee ist eng mit den Jodbadquellen verbunden. Versiegen diese, steht für die Gemeinde der „Bäderstatus“ auf dem Spiel. Die Bezeichnung „Bad“ in Wiessee wäre im schlimmsten Fall gefährdet. Dieses Risiko wollte man im Wiesseer Rathaus nicht eingehen. „Dann hätten wir uns total ausgeliefert“, betont der Bürgermeister. Glaubt man Gerhard Schmidt, wäre es allerdings niemals so weit gekommen. Man habe der Gemeinde zugesichert, im Falle des Erwerbs des Jodbades die Quellen öffentlich zu widmen und so den Zugang zu diesen auch weiterhin sicherzustellen, so Schmidt.

Die Wiesseer Verantwortlichen wollten sich darauf offenbar aber nicht verlassen. „Uns war das Risiko einfach zu hoch“, erklärt Höß auf Nachfrage. Nachdem die Gemeinde schließlich das Gelände erworben hatte, war das gesamte Projekt für die Plan-B-Verantwortlichen gestorben. „Jetzt muss es eine europaweite Ausschreibung des Areals geben, diese wird sich Jahre hinziehen. Das war für unsere Investoren nicht akzeptabel“, erläutert Schmidt die Beweggründe für den Rückzug.

Pokert die Gemeinde zu hoch?

Die weiteren Schritte sind bekannt: Die Gemeinde entschied sich, das Projekt Kurviertel selbst in die Hand zu nehmen. 2012 holte man Stararchitekt Matteo Thun ins Boot. Derzeit befindet man sich auf der Suche nach Investoren, die dessen Pläne in die Tat umsetzen wollen. Gerhard Schmidt glaubt indes nicht daran, dass das auch realisierbar ist.

Niemand wird hier bereit sein, 120 Millionen Euro zu investieren und das Risko alleine zu tragen. Mit dem Thun-Konzept ist eine Teilung in Einzelinvestments aber nicht mehr möglich, da hier alle Bereiche ineinander übergehen.

Bürgermeister Peter Höß sieht das anders und verweist darauf, dass bereits einige Investoren ihr Interesse angemeldet haben. Um wen es sich dabei handelt, wollte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht genauer ausführen. „Die Gespräche dauern an. Ich denke, dass wir im zweiten Halbjahr 2014 in die EU-weite Ausschreibung gehen können“, so Höß zuversichtlich.

Auch der neue Gemeinderat wird dann allerdings Antworten und konkrete Aussagen hören wollen. „Dann werden wir sehen, wie groß das Interesse der Investoren wirklich ist. Der aktuelle Stand ist mir derzeit nicht bekannt“, so Gemeinderat Kurt Sareiter (CSU).

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