Wiessee investiert in Sozialwohnungen

Nach dem Mehrgenerationenhaus in der Dr.-Scheid-Straße sollen nun unweit davon zwei Mehrfamilienhäuser des Kommunalunternehmens Bad Wiessee (KBW) für 6 Millionen Euro entstehen. Bedenken des Bauausschusses gab es nur bei den fehlenden Stellplätzen.

Dieser Altbau wird durch zwei Mehrfamilienhäuser mit Sozialwohnungen ersetzt. / © Klaus Wiendl

Noch nicht mal vor einem Jahr wurde das Mehrgenerationenhaus des KBW mit 14 Wohnungen in der Dr.-Scheid-Straße 27 bezogen, da soll auf Hausnummer 7 weiterer sozialer Wohnungsbau entstehen. Noch steht dort ein leergeräumtes Acht-Parteien-Haus. Doch dessen Tage auf dem 1.620 Quadratmeter großen Grundstück sind gezählt.

Es wird durch zwei Mehrfamilienhäuser mit je acht barrierefreien Wohneinheiten und einer Tiefgarage ersetzt. Die Gebäude mit Erdgeschoß, ersten Stock und einem ausgebauten Dachgeschoß haben je eine Größe von 26 auf elf Metern und eine Höhe von sieben Metern und eine Gesamtwohnfläche von 1.200 Quadratmetern. „Der Sozialbau des KBW wird mit öffentlichen Mitteln der Regierung von Oberbayern gefördert“, betonte Bauamtsleiter Helmut Köckeis bei der Vorlage des Bauantrags. Die Fertigstellung soll im Frühjahr 2021 erfolgen.

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Die Größe der beiden Siedlungshäuser würde sich in die nähere Umgebung einfügen. Das Grundstück liege auch nicht im Geltungsbereich der Abstandsflächensatzung, denn das Gebiet sei schon vor Jahren aus der Satzung herausgenommen worden, weil fast zu keinem Nachbarn „die Grenzabstände eingehalten werden“.

Zwölf Stellplätze zu wenig

Laut Gemeindesatzung sind für die beiden Gebäude 35 Stellplätze erforderlich, doch die Tiefgarage hat nur 19. Weitere vier Besucher-Stellplätze sollen auf dem Grundstück ausgewiesen werden. „Mehr geht einfach nicht“, so Köckeis. Demnach würden laut Satzung zwölf Stellplätze fehlen.

Da aber künftige Mieter immer einen Wohnberechtigungsschein benötigen würden, gehe man davon aus, dass diese nicht über „Spitzeneinkommen“ verfügen und folglich die Anzahl der Fahrzeuge „sehr untergeordnet“ sein dürfte. Deshalb sprach sich Köckeis hier von einer Abweichung der Stellplatzsatzung aus.

Ähnlich sei es im Mehrgenerationenhaus. Auch dort hätten die Stellplätze ausgereicht. Von Patrik Zeitler, dem Vorstand des KBW, gebe es die Zusage, dass er bei der Auswahl der Mieter darauf achten würde, dass diese pro Wohnung nicht zwei Fahrzeuge hätten. Damit wäre dann die Mindestanforderung der Bayerischen Bauordnung mit 16 Stellplätzen erreicht.

Wohin mit den Autos?

Robert Huber (SPD) als amtierender Bürgermeister will aber hier „keine Lex KU“ initiieren. Hier finde nur der „Sozialbonus“ seine Anwendung. Angetan von dem „schönen Plan“ war Kurt Sareiter (CSU), allerdings würden sich die „dominanten“ Gebäude „gerade noch einfügen“. Deshalb müsse er hier „beide Augen zudrücken“. Doch das größte Problem waren für ihn die zu knappen Stellplätze. „Autos haben die immer“.

Zumal die Lage dort ohnehin in Punkto Fahrzeuge „eine Problemzone ist“. Dass sozial schwächere Mieter ohne Autos einziehen würden, sei eine „Wunschvorstellung“. Daher würden 12 Stellplätze fehlen. Sareiters Befürchtung: „Wir werden die Dr.-Scheid-Straße mangels Stellplätze nicht in den Griff bekommen“. Eine Lösung allerdings kenne er auch nicht.

„Über den Schatten springen“

Als Verwaltungsrat des KBW werde er öfter mit der Stellplatzproblematik konfrontiert, meinte Fritz Niedermaier (FWG). Dennoch sei in dem Gremium ein einstimmiger Beschluss für das neue Bauvorhaben gefasst worden. Es galt abzuwägen, kleiner bauen, dann würden vier Wohnungen wegfallen, so Niedermaier, oder man reize bei Sozialwohnungen die Stellplatzverordnung aus. „Lieber Wohnungen bauen“.

Ende Februar wurden auf dem Grundstück bereits einige Bäume gefällt

Im Gegensatz zu seinem Onkel Kurt war Florian Sareiter (CSU) dafür, „über den Schatten zu springen“. Man brauche dringend erschwingliche Wohnungen, so der KBW-Verwaltungsrat. Deswegen sollte man der Planung von günstigem Wohnraum zustimmen. „Man muss einfach die Relationen sehen“. Denn hier gehe es nicht um Wohnungen eines privaten Investors, sondern um Kaltmieten von zehn Euro pro Quadratmeter.

Es hat ein „Gschmäckle“

Markus Trinkl (FWG) als unmittelbarer Nachbar des Bauvorhabens fand es als „Glück für die Gemeinde“, dass sie in die „Verdichtung eingreifen“ könne. Damit werde Wohnraum für Menschen geschaffen, die ihn dringend benötigen. Er hoffe, dass die Stellplatzfrage von der KBW „gut gesteuert“ werde. Dennoch sei es eine „super Geschichte“.

Für Klaudia Martini (SPD) ist das Projekt bei der Knappheit von „normalen Mietwohnungen“ eine „Investition in die Zukunft“. Angesichts der fehlenden Stellplätze setzt Martini darauf, dass das Konzept des kostenlosen Nahverkehrs im Tal einmal greife, sonst „bekommen wir das Verkehrsproblem nie in den Griff“.

„Wegen der fehlenden Stellplätze“ verweigerte Armin Thim (ranBW) seine Zustimmung. Überall werden nach seinen Beobachtungen in den Siedlungen pro Wohnungen zwei Autos vorhanden sein. In der Freihausstraße sei deswegen schon mal ein Bauvorhaben abgelehnt worden. „Wenn wir das jetzt genehmigen, hat das für mich ein Gschmäckle“. Huber verwies noch darauf, dass im Keller auch Ladestationen für E-Bikes geschaffen werden, während andere Bauherren nur auf „Gewinnmaximierung“ aus seien. Der Bauantrag wurde mit 6:2 Stimmen genehmigt. Zeitler hofft auf einen Spatenstich noch in diesem Sommer.

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