Wiesseer erstreitet Lohn von Schulz

Am Dienstag vergangener Woche ging es um 10:45 Uhr ganz schnell. Bereits eine Viertelstunde später war die Verhandlung vor dem Bonner Arbeitsgericht zu Ende. Der Wiesseer Thomas N. (Name geändert) hatte gegen Schulz wegen ausstehenden Lohnes geklagt und Recht bekommen. Und er ist nur einer von 154 Fällen.

Das Verwaltungsgericht wird entscheiden, wie es mit der Wiesseer Klinik weitergeht
In der Klinik „Im Sonnenfeld“ hatte Thomas N. einmal gearbeitet.

Thomas N. ist einer von inzwischen 154 Klagefällen, die der Tegernseer Stimme bekannt sind. Mitte Februar fällt das Verwaltungsgericht München sein Urteil, ob der Kölner Unternehmer und Arzt seine Wiesseer Klinik weiter betreiben darf.

„Der Richter folgte meiner Klage in vollem Umfang“, berichtet nun Thomas N. „2.100 Euro brutto hatte mir Herr Schulz vorenthalten. Laut Richterspruch muss er diesen Betrag nun an mich bezahlen.“ Dafür hatte der Wiesseer 1.220 Kilometer Fahrt nach Bonn bei winterlichsten Straßenverhältnissen in Kauf nehmen müssen. „Die Gegenseite hatte sich vertreten lassen, Schulz war gar nicht da“, bedauert N., er hätte ihm gerne noch einmal in die Augen gesehen.

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Schulz in Bonn kein Unbekannter

23 Versäumnisklagen und sieben Mahnverfahren wurden am Bonner Arbeitsgericht schon gegen ihn verhängt. Und nun bekam Thomas N. Recht. Über drei Monate hatte der Wiesseer in der Klinik „Im Sonnenfeld“ als Hausmeister gearbeitet, letztlich als „Mädchen für alles“. Doch Geld für seine Arbeit hat er nie gesehen, allenfalls eine Abschlagszahlung von 700 Euro.

Schulz muss ziemlich knapp bei Kasse sein, sagt der ehemalige Mitarbeiter, „es gab kaum noch Handwerker, die bereit waren, bei Reparaturen zu kommen. Der Ruf der Klinik war so schlecht, dass es Waren oder Dienstleistungen meist nur gegen Barzahlung gab. Heizöl kam nur so viel in den Tank, wie Geld in der Tageskasse war.“

Doch auch sonst scheint der Ruf des Klinikbetreibers nicht der Beste zu sein, wie Sabine Köpnick-Müller vom Arbeitsgericht Wiesbaden auf Nachfrage mitteilt. Gegen sieben Firmen von Schulz gab es „zehn Mahnverfahren und circa 52 Klagen mit unterschiedlichen Verfahrensausgängen, wie z.B. Vergleich, Antragsrücknahmen und Versäumnisurteile“. Beim Kölner Arbeitsgericht waren 18 Verfahren gegen Schulz anhängig, wie Pressesprecherin Katharina Franck gegenüber der Tegernseer Stimme bestätigt.

Mehr als 150 Verfahren gegen Schulz

Diese Stellungnahmen decken sich mit weiteren Zuschriften, die die Tegernseer Stimme von den Arbeitsgerichten in Bonn, München und Braunschweig erhielt. Damit reißt Schulz bereits die Hunderter-Marke: Mindestens 154 Urteile wurden nach TS-Recherchen gegen Schulz und seine zwei Dutzend Firmen gesprochen.

Schulz betreibt insgesamt zwölf Kliniken, Altenstifte und Hotels in mehreren Bundesländern. In allen fanden am 15. April vergangenen Jahres zeitgleich Razzien statt. „In 14 Objekten wurden Akten sichergestellt und Personalien erhoben“, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Bonn, Monika Volkhausen. Seit Herbst 2012 ist Schulz wegen des Verdachts des Sozialversicherungsbetrugs im Visier der Ermittler. Doch seit den Recherchen der Tegernseer Stimme wird die Mauer des Schweigens immer löchriger.

Ständig melden sich Mitarbeiter selbst aus dem innersten Zirkel um Schulz und berichten von angeblichen Missständen, die vielfach auf Tatsachen beruhen, wie der folgende Fall zeigt. Ein Informant berichtete, dass in zwei Hotels von Schulz Legionellen in den Wasserleitungen festgestellt worden seien. Der Mann hatte Recht.

Die Sache mit der Hygiene

Auf Anfrage bestätigt die Stadt Salzgitter nun, dass sowohl im Harzhotel Kreuzeck als auch im Carea Residenzhotel Harzhöhe vor vielen Monaten erhöhte Werte dieser Bakterien festgestellt wurden. Ein „sofortiges Duschverbot“ im Residenzhotel war die Folge. Für beide Häuser forderte die Aufsichtsbehörde „umfangreiche Sanierungsmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit von Verbrauchern“.

Offenbar erfolgten die geforderten Auflagen gegen die überhöhten Werte für Legionellen nicht zügig genug, denn „alles wird weiter verfolgt, da zumindest in einem Hotel noch nicht alle Maßnahmen umgesetzt wurden“, so Christine Flechner, Pressesprecherin der Stadt Salzgitter, die betont: „Es steht demnächst eine erneute Überprüfung des Residenzhotels Harzhöhe bevor.“

Auch in der Wiesseer Privatklinik „Im Sonnenfeld“ soll es um die Hygiene nicht zum Besten gestanden haben. Einen Hinweis darauf gab es bei der Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht am 9. Dezember. Die Rede war von einem fehlenden Hygienebeauftragten. Doch inzwischen scheint Schulz nach Informationen der Tegernseer Stimme nachgebessert zu haben, denn an der Hygiene sei jetzt nichts mehr auszusetzen, verlautet es jedenfalls aus medizinischen Kreisen der Privatklinik. Ob diese von Schulz weiter betrieben werden darf, entscheidet demnächst das Verwaltungsgericht.

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