Thomas Holzapfel vom Bauamt, der das Gutachten des TÜV-SÜD nach dessen Begehung im August referierte, verwies darauf, dass das Gebäude des Kindergartens bereits 1974 gebaut wurde. Daher hätten die meisten Einrichtungen und Installationen ihre tatsächliche Lebensdauer erreicht oder überschritten, obwohl immer wieder Nachbesserungen erfolgt seien.
„Doch unter Zugrundelegung einer erforderlichen Objekterweiterung und einer erforderlichen Umgestaltung der Raumaufteilung des Gebäudes, sei es wirtschaftlicher das bestehende komplett Gebäude abzureißen, fachgerecht zu entsorgen und anschließend durch einen qualifizierten Neubau zu ersetzen. Zudem sind die aktuellen Anforderungen an den Wärme-, Feuchte- und Schallschutz bei einem Neubau einfacher und sicherer zu gewährleisten“, so das TÜV-Gutachten.
„Lebensdauer deutlich überschritten“
In den Details wird das ganze Dilemma deutlicher. Sollte in den Bestand mit Sanierungsmaßnahmen eingegriffen werden, müsste auch der Brandschutz komplett erneuert werden. Auch die Wärmedämmung entspricht nicht den heutigen Anforderungen. Die Mehrscheibenfenster hätten nach 40 Jahren ihre Lebensdauer „deutlich überschritten“. Energetische Defizite seien unübersehbar. „Bei tragenden Teilen im Haus sind auch schon teilweise Risse vorhanden“.
Ob es bereits statische Probleme gebe, dafür müsste der Kindergarten genauer untersucht werden. Die weiteren Mängel: „Verrostete Kellertüre, undichte Türen, längst fällige Dacheindeckung, veraltete Sanitärausstattung und Ölheizung. Deren Regelungsanlage aus dem Jahr 1997 habe die Lebensdauer „deutlich überschritten“.
Damit sei keine „vernünftige Brennstoffversorgung“ mehr möglich. Der Öltank stamme aus dem Jahr 1975. Auch dessen Ende naht. Nicht den Anforderungen entspreche auch die Heizwasseranlage, bei der eine Korrosionsbildung zu erkennen sei. Im Grunde würde die Technik kurz vor Erreichen ihrer Lebensdauer stehen, interpretierte Holzapfel den TÜV-SÜD. Die Heizkosten seien nach heutigem Standard „jenseits von Gut und Böse“. Auch bei der Trinkwasseraufbereitung „besteht Handlungsbedarf“. Holzapfels Fazit: „Alles ist eigentlich am Ende“, ein Neubau des Kindergartens wohl unabdingbar.
„Zukunftsweisendes“ in einer Klausur erarbeiten
Dafür müsse nun nach der Zusammenarbeit der Kindergärten von Tegernsee, Rottach-Egern und Bad Wiessee etwas „Zukunftsweisendes für die nächsten Jahrzehnte“ entwickelt werden, erwiderte Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block). Dieses Angebot von Einrichtungen für Kinder an dieser Stelle müsse erhalten werden und verwies darauf, dass es gesellschaftlich Veränderungen gegeben habe. „Wir bieten seit zehn Jahren in den Kitas für Kinder ab eineinhalb Jahren eine Ganztagsbetreuung an“. Durch die höheren Geburtenraten gebe es auch einen größeren Bedarf. Der künftig mit den Hotelansiedlungen noch steigen werde.
„Geballte Bildung“ am Ort erhalten
„Jetzt haben wir es amtlich“, meinte Florian Sareiter (CSU) zum TÜV-Gutachten. „Der Zustand des Kindergartens ist schlechter als gedacht“. An einem Neubau zur Erfüllung der Pflichtaufgabe führe kein Weg vorbei, auch wenn überhaupt keine Mittel im Haushalt vorgesehen seien. Angesichts der knappen Kassenlage sei es aber schwierig, „etwas Schönes zu kreieren“. Deshalb schlage er eine Sondersitzung mit den unterschiedlichen Trägern des Kindergartens vor, um die „geballte Bildung“ an diesem Ort zu erhalten.
Da dieses „komplexe Thema“ den Rahmen einer Sondersitzung aber sprenge, schlug Höß eine eintägige Klausur vor. Denn jetzt sei es Zeit, „Weichen für die Zukunft zu stellen“. Robert Huber (SPD) aber wollte dem Eindruck entgegenwirken, dass man nicht über ein „heruntergekommenes“ sondern über ein „in die Jahre gekommenes Gebäude“ spreche. „Der Kindergarten hat nach wie vor einen gewissen Charme“. Bernd Kuntze-Fechner (SPD) warb dafür, dass die Gesamteinrichtung für Kinder und Eltern erhalten bleibe, die „gute Arbeit leistet“.
Höß warb dafür, dass Fachbüros für solche Gebäude zur Klausur Konzepte entwickeln sollten. Dafür müssten sowohl der Hartplatz wie auch der Lehrerparkplatz in Frage gestellt werden. Einstimmig folgte der Gemeinderat dem Beschlussvorschlag.
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