In einem Schreiben der Gemeinde Bad Wiessee, das an TTT-Chef Christian Kausch adressiert ist, erklärt Wiessees Geschäftsleiter Hilmar Danzinger heute Mittag „mit Bedauern“, dass fünf Landwirte (Anm. der Red.: die Namen liegen vor), „ihre landwirtschaftlichen Flächen für die Loipennutzung in diesem Winter nicht zur Verfügung stellen.“ Was bedeute, dass ein Loipenbetrieb in der kommenden Saison nicht möglich sein werde.
Die Gemeinde gibt an, das Schreiben der Landwirte am 12. Oktober erhalten zu haben. Darin werde die Sperrung der Loipen mit einer „rechtswidrigen Vereinbarung am Fockenstein-Bergweg“ verknüpft, die seitens der Gemeinde aufgekündigt worden war. Wörtlich heißt es:
In zahlreichen Gesprächen mit den Betroffenen, zuletzt am 05.11.2018 mit etwa 20 Beteiligten im Gasthof „Zur Post“, hat die Gemeinde versucht, diesen Sachverhalt den Betroffenen näherzubringen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.
Die Landwirte hätten sich gewünscht, dass diese Vereinbarung weiterhin Bestand habe. Die Gemeinde sei allerdings „gesetzlich dazu verpflichtet“ gewesen, diese Vereinbarung aufzukündigen. Man sei „sehr enttäuscht“ darüber, dass es seitens der genannten Landwirte kein Verständnis darüber gibt, dass es rechtliche Zwänge gibt, die sich eine Verwaltung zu eigen machen muss.“
Ebenso enttäuscht sei man darüber, so Danzinger weiter, dass „hier die große Verantwortung von Besitzern landwirtschaftlicher Flächen über den touristischen Standort und die touristische Entwicklung des gesamten Ortes Bad Wiessee nicht adäquat wahrgenommen wird: der Schaden ist hoch und Nutzen gibt es keinen.“ Man werde „erneut versuchen, aufeinander zuzugehen, um die künftigen Herausforderungen gemeinsam anzugehen, aber für den Loipenbetrieb 2018/2019 wird dies zu spät kommen.“
Wiesseer Landwirt weist Behauptungen zurück
Georg Erlacher kann über das Schreiben der Gemeinde nur den Kopf schütteln. Er ist einer der namentlich erwähnten Wiesseer Landwirte und distanziert sich von den Aussagen des Wiesseer Geschäftsleiters. Seit die Kündigung der Loipen ausgesprochen worden sei, habe die Gemeinde weder das Gespräch noch nach einer Lösung gesucht.
Beim Treffen am 5. November im Gasthof Zur Post sei es lediglich um den Fockenstein-Bergweg gegangen. Mit keinem Wort hätten die Vertreter der Gemeinde die Sperrung der Loipen erwähnt, die die Landwirte als Druckmittel hergenommen hätten, um den Sachverhalt am Bergweg zur Aueralm zu klären.
Anlieger werden vor vollendete Tatsachen gestellt
Seit 1999 habe eine Vereinbarung existiert, so Erlacher weiter, die die Gemeinde dazu verpflichtete, für den Unterhalt und die Pflege des Wanderwegs aufzukommen. Kleinere Reparaturen habe der Bauhof übernommen. Die Kosten seien auf die rund 27 Anlieger verteilt worden. Im Januar dieses Jahres habe die Gemeinde nun ohne Vorwarnung diese Vereinbarung gekündigt.
Die Anlieger seien ebenso überrascht wie verwirrt gewesen, so Erlacher. Als Begründung habe die Gemeinde angegeben, die Bewirtschaftung deshalb nicht mehr machen zu wollen, weil sie keinen Grundbesitz am Weg habe. Daraufhin habe man eine Aussprache mit Wiessees Vize-Bürgermeister Robert Huber gehabt. „Ein gutes Gespräch“, findet Erlacher immer noch.
Man habe sich danach darauf geeinigt, eine Lösung zu finden und erneut den Dialog zu suchen. Umso verwunderter sei er gewesen, als kurz darauf ein erneutes Schreiben der Gemeinde kam, in dem man die Landwirte und Anlieger bat, selbst nach einer Lösung zu suchen.
Gemeinde soll Beitrag leisten
Für die Betroffenen ein No-Go. Der Weg werde sowohl von Wanderern als auch von Radfahrern touristisch genutzt, so deren Begründung, weshalb die Gemeinde ebenfalls ihren Beitrag dazu leisten sollte. Außerdem kassiere sie ja die Parkgebühren, von denen “noch kein einziger Euro angekommen” sei. Mit der Kündigung der Langlaufloipen habe man niemanden verprellen wollen, versichert Erlacher.
Wir wollten nur möglichst schnell zu einer Lösung kommen.
Bei dem Treffen am 5. November im Gasthof Zur Post sei es allerdings nur um den Weg gegangen, nicht aber um die Loipen, so Erlacher. Den vom Weg betroffenen Anliegern hätte die Gemeinde zur Auflage gemacht, einen Wege-Ausschuss zu gründen. Heute sei man damit fertig geworden. Ihr einziger Wunsch: Dass ihnen die Gemeinde bei der Abrechnung behilflich ist.
“Wir lassen uns nicht an der Nase herumführen”
Wenn schon die Unterhaltung und Pflege des Weges in Eigenregie organisiert werden müsse, so Erlacher, dann sollte die Gemeinde wenigstens bei der Rechnungstellung und Umlegung auf die Landwirte behilflich sein. Doch das will die Gemeinde scheinbar nicht. Angeblich, weil sie unterbesetzt ist. Und von den Betroffenen will sich keiner den Schuh anziehen, privat für etwas haften zu müssen.
Aus diesem Grund brauchen die Landwirte die Hilfe der Gemeinde. Sie sind weiterhin gesprächsbereit und wollen mit der Gemeinde möglichst zeitnah reden. Aber dort hat man den nächsten Termin auf Ende Januar verlegt. Erlacher:
Wir sind nach wie vor offen für alles und streben eine vernünftige Lösung an, aber wir lassen uns nicht an der Nase herumführen und den Schwarzen Peter zuschieben.
Eine Antwort seitens der Gemeinde blieb bislang aus. Wiessees Geschäftsleiter Hilmar Danzinger war kurz nach Versenden des Schreibens nicht mehr erreichbar. Sein Stellvertreter hat für den morgigen Donnerstag eine weitere Stellungnahme angekündigt.
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