Wiesseewostok

Baustelle an Baustelle – Stau an Stau. Für Einheimische ist das Tal im Moment kaum erträglich – und auch die Urlauber haben sich ihre Ferien im idyllischen Oberbayern wahrscheinlich anders vorgestellt. Ein Kommentar zum aktuellen Baustellendesaster am Tegernsee.

Die Urlauber können am Ende dieser Ferien wohl sagen: "Wir haben Wiessee überlebt"
Die Urlauber können am Ende dieser Ferien wohl sagen: “Wir haben Wiessee überlebt”   (Foto: Insa Calsow)

Ein Kommentar von Martin Calsow:
Wenn anderswo der Frühling sein Band ausbreitet, regiert an der sibirischen Westbank Väterchen Frost, quasi Wiesseewostok. So erklärt die Verwaltung in Wiessee die Dauerbaustelle Lindenplatz. Man könne nicht früher oder wahlweise später im Jahr beginnen, denn da käme das harte Wetter, der Frost oder der kalte Regen in die Quere. Pflastern also nur mit Bauarbeitergrinsen.

Gut, denkt man, die Gemeinde wird es wissen, und es kann ja nicht so lange dauern. Ach? Eine ganze Saison sieht der zentrale Punkt des Ortes wie ein Truppenübungsplatz in Bergen Hohne aus? Verschüchterte Touristen kämpfen sich in popelinfarbenen Pinocchiohosen und Funktionswesten an den Kratern vorbei, riskieren beim Betreten der Fahrbahn ihr Leben, weil genervte Autofahrer Rücksicht nicht mehr kennen. Dazwischen walzen Busse der RVO durch die staubige Baustelle.

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Will man da in den Geschäften einkaufen? Beim Tiroler Spezialitätengeschäft, oder dem Filzladen? Glaubt jemand, dass der Bürgermeister oder wenigstens einer derjenigen, die das in der Verwaltung zu verantworten haben, sich aus dem Rathaus in das Licht der Realität begeben haben. Hat der Herr Höß einen Rundgang durch die erheblich leidenden Läden gemacht, um Verständnis geworben und wenigstens zugehört?

Umsatzeinbußen gehören dazu

Ach was, einmal beschlossen und fertig. Sind ja nur kleine Gschaftler. Was soll’s, wenn sie vielleicht 20 Prozent Umsatzeinbußen haben. Als Angestellter im Öffentlichen Dienst kann einem das Schicksal von Selbständigen wirklich wurscht sein.

Oder in Gmund: Die Preysing-Gedächtnisbaustelle Ecke Wiesseer/Tölzer Straße. Seit Wochen munkelt man da vor sich hin, Zeit ist ja da. Der Verkehr würgt sich über Finsterwald und Kaltenbrunn und trifft da auf das Parkchaos vom Kaltenbrunn. Werden solche fahrlässigen Bauvorhaben jemals den Verantwortlichen an die Brust geheftet?

Wohl kaum. Ist das Loch zu, der letzte Pflasterstein im Herbst in Wiessee gesetzt, vergisst man das Chaos. Nur die Geschäftsleute haben am Ende des Jahres weniger in der Kasse. Und die Touristen können mit Fug und Recht daheim sagen: Wir haben Wiessee und Gmund überlebt.

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