Gibt’s noch Bauland für Einheimische?

Wer im Tegernseer Tal bauen will, braucht zwei Dinge: Das nötige Kleingeld und das Glück, noch ein Stück vom begehrten Bauland zu erhaschen. Doch wie schaut es aktuell mit günstigen Grundstücken für Einheimische aus?

Die Nachfrage nach Bauflächen am Tegernseee ist größer als das Angebot.

Zum Bauen gibt es im Tegernseer Tal immer weniger Platz. Dabei wollen viele Menschen den Traum vom Eigenheim in dieser Idylle verwirklichen. Und diejenigen, die im Tal aufgewachsen sind, müssen zusehen, wie ihnen von Investoren und Bauträgern Fläche um Fläche genommen wird. Bauland ist also knapp und kaum bezahlbar. Bleibt da überhaupt etwas für die Einheimischen übrig?

In der jüngsten Waakirchner Bürgerversammlung wurde die Gemeinde gebeten, wieder mehr Flächen für Einheimische auszuweisen. Bürgermeister Sepp Hartl nahm die Anregung auf und besprach das Thema mit seinen Gemeinderatsmitgliedern.

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Diese kamen überein, dass die Baugrundstücke, die in der Vergangenheit im Rahmen des Einheimischenprogramms an Gemeindebürger vergeben werden konnten, auch künftig angeboten werden sollen. Dies hänge jedoch, so Hartl, vor allem von entsprechenden Grundstücksangeboten ab.

Grundstücke sind Mangelware

Denn der bezahlbare Traum vom Eigenheim ist für die knapp 6.000 Waakirchner nur dann möglich, wenn die Gemeinde ein günstiges Grundstück erwirbt. In einer Luxusregion wie dem Tegernseer Tal mit steigenden Miet- und Kaufpreisen für Immobilien wird aber genau das für die Gemeinden zunehmend schwerer.

In der Zeit von 1993 bis 2013 gab es in Waakirchen noch ingesamt 60 Bau-Parzellen, die Einheimischen zur Verfügung gestellt werden konnten. Die Grundstücke lagen in allen Ortsteilen verteilt, die meisten davon in Marienstein. Dort wurden den Einheimischen 23 Grundstücke angeboten, in Schaftlach waren es 15, in Waakirchen selbst 14, in Piesenkam und Hauserdörfl jeweils vier.

Gebaut wurden überwiegend Doppelhaushälften mit Flächen von rund 420 Quadratmetern. Die Verkaufspreise betrugen jeweils zwischen einem Drittel sowie einem Viertel der Verkehrswerte. Eigentumswohnungen wurden in dieser Zeit nicht angeboten. Durch die sehr schnell gestiegenen Baulandpreise sei es aktuell und auch in Zukunft für die Gemeinde problematisch, neue Grundstücke zu erwerben, sagt Waakirchens Geschäftsleiter Markus Liebl.

Bei der Frage, wieviel Bauland die Gemeinde zur Zeit für die Bürger reserviert habe, muss der Geschäftsleiter passen:

Das lässt sich so in absoluter Zahl nicht sagen. Es kommt ganz darauf an, wie die Politik entscheidet.

Ein Ziel, wieviel Baufläche es in Zukunft für Einheimische in der Gemeinde geben soll, kann Liebl nicht angeben. „Auch das wird auf politischer Ebene entschieden.“

Einheimischen-Status kein Vergabekriterium mehr

Auch in Gmund gibt es derzeit kein weiteres Bauland, erklärt Geschäftsleiter Florian Ruml. Über die Grundstücke, die man den Einheimischen in den letzten Jahren zur Verfügung stellen konnte, führe man keine Statistik, weil, so Rumls Begründung, „kein Bedarf bestehe, eine Statistik zu führen.“

Immerhin ist bekannt, dass es 1992 zwölf Grundstücke am Kainzenweg für Einheimische gab, 1997 fünf Grundstücke am Moarböckweg, 1998 ein Grundstück am Hagnweg, 2001 zwölf Grundstücke am Riedfeldweg, 2003 je zwei Grundstücke am Rechthalerweg und Fichtenweg und 2004 fünf Grundstücke am Tulpenweg. Nicht zu vergessen die sechs Bauplätze im Einheimischenprogramm am Landbaderfeld in Dürnbach sowie die im Flächennutzungsplan als Bauland vorgesehene Wiese entlang der Finsterwalder Straße.

Wenn man wieder Bauland ausweisen könne, so Ruml, wolle der Gemeinderat die Vergabekriterien neu festlegen und gleich den europäischen Richtlinien anpassen. Entscheidend sei dann nicht mehr der Status „Einheimisch“, sondern die Höhe des Einkommens und die Anzahl der Kinder.

Ruml räumt dabei ein, dass Gmund vor den gleichen Herausforderungen stehe wie die anderen Talgemeinden. Man befinde sich im erweiterten Einzugsbereich der Metropole München und sei zudem noch ein Tourismusgebiet. Die Nachfrage nach Bauland sei eindeutig höher als das Angebot. Zu berücksichtigen sei auch der Landschaftsschutzfaktor im Tal. Mögliche Bauflächen müssten beispielsweise an bestehende Siedlungen grenzen.

Tegernsee sieht ähnliche Probleme

Die Stadt Tegernsee kann ebenfalls kein Bauland für Einheimische ausweisen, weil es schlichtweg „keinen geeigneten Baugrund gibt“, so Bürgermeister Johannes Hagn auf Nachfrage. Alle möglichen Bereiche seien bebaut, eine weitere Bebauung müsste demnach im Außenbereich stattfinden.

Auf dem Krankenhausareal in Tegernsee sollen auf günstige Wohnungen für Einheimische entstehen.

Um der Forderung nach einem schonenden Umgang mit der Natur nachzukommen, schaffe man deshalb gerade mit dem „Tegernseer Einheimischen-Modell“ auf dem ehemaligen Krankenhausgelände eine Alternative. Unbedingt berücksichtigen müsse man, wie mit dem Flächenverbrauch umgegangen werden soll, so Hagn. Schließlich habe auch die nachfolgende Generation Anspruch auf Einheimischenmodelle.

Doch dafür muss bezahlbarer Grund und Boden zur Verfügung stehen. Das ist schlicht nicht der Fall.

Schon vor Jahren war es für die Gemeinde Rottach-Egern schwierig, bezahlbare Grundstücke zu erwerben. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Schutzzonen, grüne Wiesen und rechtliche Vorgaben machen es auch dort immer schwerer, neues Bauland auszuweisen.

Und auch in Bad Wiessee gibt es aktuell kein Bauland für Einheimischenprojekte. Zuletzt konnten im Jahr 2011 acht Parzellen mit ungefähr 600 bis 800 Quadratmetern einheimischen Familien angeboten werden, wie Bürgermeister Peter Höß auf Nachfrage mitteilt. Wiessee habe sich zum Ziel gesetzt, den Wohnungsbestand zu modernisieren und neue Mietwohnungen zu bauen. „Damit soll das Angebot für junge einheimische Familien deutlich verbessert werden.“

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