Am Anfang war ein Anruf. Mit ihm sollte eruiert werden, ob man über den Wanderweg zur Lukasalm im Suttengebiet hochkommt. „Da brauchst aber Gamaschen, so viel Schnee haben wir“, sagte Wirtin Carolina. „Besser ist, du kommst mit de Ski, wir haben über 80 Zentimeter Neuschnee. Idealer geht es gar nicht“. Weitere Überredungskünste brauchte es nicht, um dem Rat aus dem Suttengebiet zu folgen.
Schon die Anfahrt zur Talstation machte deutlich, dass bereits viele das Verlangen zur letzten Tour in diesem ausklingenden Winter hatten. Normalerweise kann man diesem Hobby im Frühjahr nur in weit entfernten Gletschergebieten frönen. Heute hatte man ideale Bedingungen vor der Haustüre: Sonne pur und Neuschnee. Doch der war schon ziemlich verspurt.
Dennoch war die breite Aufstiegsspur vorbei am Berghotel Sutten unübersehbar. In Mannschaftsstärke müssen Gleichgesinnte schon voraus sein. Cornelia aus Rottach-Egern steigt auch in ihre Bindung. Sie steht in diesem Jahr erstmalig auf ihren Tourenskiern, sagt sie.
Animiert wurde ich durch den Schneefall und das schöne Wetter.
Etwas „Bammel“ habe sie vor der Abfahrt in dem „Betonschnee“. In der Tat. Die eiskalte Nacht hat zumindest im unteren Bereich den Schnee durchgefroren. Man tröstete sich damit, dass im Lauf des Tages die Sonne für bessere Verhältnisse sorgen wird.
„Schnee kam vier Monate zu spät“
Beim Aufstieg begegnen einem schon wieder etliche Abfahrer, wie Natascha, Sepp und Christine aus München. „Wir haben uns am Wetterfrosch und am Lawinenlagebericht orientiert, auch über das Tourenportal des Alpenvereins. Und über die Webcams haben wir dann gesehen, dass es passt. Für uns ist das eine ideale Tour, weil wir an einem Freitag nicht so viel Zeit haben“.
Bei den Schneearten gehen die Meinungen etwas auseinander. Was für den Sepp noch Pulver ist, ist für seine Begleiterinnen schon Matsch- oder Sulzschnee. „Normalerweise gehen wir über den Stümpfling rauf, heute wollten wir einmal den Aufstieg von Süden probieren“, sagen sie und schwingen gekonnt ab.
Nun wird es warm in der Skiunterwäsche. Die Sonne knallt unerbittlich auf die Skihose. Aus den Minus- sind nun etliche Plusgrade geworden. Schweißperlen rinnen. Nun setzt Carlos aus Freising zum Überholen an, derweil macht Peter aus München am letzten Hang eine kurze Rast. Er ist mit drei Freunden aus München unterwegs. „Der Schnee kam vier Monate zu spät“, sagt Carlos im Vorbeigehen und strebt nach oben.
Winterpanorama im April
Dort angekommen bietet sich ein phantastisches Winterpanorama. Alle Gipfel tief verschneit vor stahlblauem Himmel. Carolina hat nicht zu viel versprochen. An der geschlossenen Jagahüttn auf 1.500 Metern Höhe liegt bestimmt ein Meter Schnee. Steigt man aus der Bindung, versinkt man knietief. Der Genugtuung tut dies keinen Abbruch.
Jetzt lockt die mitgebrachte Brotzeit und der Ausblick auf den Roßkopf, um dessen Kreuz sich viele Tourengeher scharen. Die anschließende Abfahrt hat es in sich, dauernd wechselnde Schneekonsistenz trüben etwas den Genuss. Manch einer wird an einem solchen Tag auch eine präparierte Piste herbeigesehnt haben, wie Cornelia aus Rottach. Doch sie tröstet sich damit, dass es heute ihr erster und letzter Skitag in diesem „Winter“ war.
Alle Bilder von Klaus Wiendl:
SOCIAL MEDIA SEITEN