Wintersaison wird kürzer – Tourismusanbieter suchen nach Alternativen

Frühlingshafte Temperaturen im Dezember und wenig Schnee auf den Pisten: Die Wetterlage in den Alpen enttäuschte viele Wintersporttouristen, die oft nur wegen der Ski- und Rodelpisten anreisen. Noch problematischer sind die ausbleibenden Schneefälle aber für die Tourismusanbieter der Region, die sich nun Alternativangebote für die Wintersaison ausdenken müssen.

Bildrechte: Flickr Schneekanone Lukas Plewnia CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

Die Wintersaison ist traditionell die Zeit mit den höchsten Einnahmen für die Bergdörfer der Alpen. Doch mit dem Klimawandel und den zunehmend wärmeren Wintern ändert sich das: Die Saison verkürzt sich und viele Anbieter müssen Schneekanonen einsetzen, um ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. Statt als Wintersportdestination vermarkten sich viele Skiorte bereits stärker als Ganzjahresdestination und entwickeln Alternativen zum Wintersportangebot.

Kunstschnee: Lösung auf Kosten der Umwelt

Erstmals kamen Schneekanonen in den 1970er-Jahren in der Schweiz zum Einsatz. Ohne sie ist heute ein durchgängiger Skibetrieb in vielen Wintersportorten nicht mehr denkbar. “Früher hat man Pisten als Notlösung am unteren Ende beschneit, heute werden Schneekanonen häufig flächendeckend eingesetzt”, erklärt Prof. Carmen de Jong, Hydrologin an der französischen Universität Savoyen. “Die Ski-Industrie hängt am Tropf des Kunstschnees.” Der Professorin zufolge wird bereits die Hälfte der Skipisten im Alpenraum künstlich beschneit.

In Bayern betrifft das knapp ein Fünftel der gesamten Pistenfläche, in Österreich schon fast 70 Prozent. Doch vielerorts kommen Zweifel auf, ob die Schneekanonen langfristige Zukunftschancen für die Wintersportbranche bieten. Das liegt vor allem an den umweltschädlichen Begleiterscheinungen des Kunstschnees: Seine Herstellung verbraucht extrem viel Energie und Wasser.

Das ist nicht nur ein Kostenfaktor, sondern belastet die Natur durch die Stau-Becken, die extra für die Beschneiungsanlagen gebaut werden und der Bergwelt lebensnotwendiges Wasser entziehen. Der Kunstschnee überdüngt zudem den Boden, da das Stauwasser nährstoffhaltiger ist als Regenwasser, und schädigt so die endemische Pflanzenwelt. Kann die Skibranche sich wirklich den Winter zurückkaufen, wie es der BUND Naturschutz Bayern in einer Studie zur künstlichen Beschneiung in den Alpen (als PDF-Datei) formuliert? Sind umweltfreundliche Schneekanonen denkbar?

Ganzjahresdestination für Wohnmobil-Urlauber

Vielleicht lautet die richtige Frage aber auch ganz anders, nämlich: Welche touristischen Alternativen gibt es zum Wintersportbetrieb? In Gmund macht derzeit Georg Reisberger, der den Skibetrieb am Oedberg führt, mit einer neuen Geschäftsidee von sich reden. Er hat Pläne geschmiedet, die ihn vom Schneefall unabhängiger machen sollen: Zurzeit werden Wohnmobilstellplätze auf dem Gelände geschaffen.

Mit dieser Idee ist er nicht allein. Die Caravaning-Branche boomt und mit ihr auch das Wintercamping im Wohnmobil. Viele Touristen reisen mit dem Caravan nun auch im Winter an oder mieten sich ein Wohnmobil in München, beispielsweise von TUI Camper. Die Tourismusanbieter in den Alpen bekommen diesen Trend zu spüren und setzen daher vermehrt auf Camping-Angebote.

Aber Reisen mit dem Wohnmobil sind bei weitem nicht die einzige Alternative zum klassischen Wintersporturlaub. Viele Orte in den Alpen bauen derzeit auch ihr kulturelles Angebot aus und setzen auf Wellnesshotels. Auch der Deutsche Alpenverein (DAV) hat längst ein alternatives Konzept für den Alpenraum entwickelt: Getreu dem Motto “Klasse statt Masse – Genuss statt Hektik” möchte man nachhaltigen Tourismus fördern und verweist auf die kulturelle Identität und Authentizität der alpinen Bergsteigerdörfer. Das ist eine klare Absage an künstliche Beschneiung und eine Ausrichtung hin zu “Slow Travel” und Ökotourismus. Inwieweit diese Ansätze langfristig den Wintertourismus retten können, bleibt noch abzuwarten.

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