Sie begrüßte jedoch die Haltung der Gemeinden, sich die Planungshoheit wieder zurückholen zu wollen. Daher stößt ihr auch das Gebaren eines Wiesseer Großgrundbesitzers besonders unangenehm auf.
Der Abend der Jahreshauptversammlung begann mit einem schönen Ereignis. Wie jedes Jahr zeichnete die Schutzgemeinschaft Personen aus dem Tal mit dem Ehrenpreis „Lichtblick“ aus. Mit dem Preis würdigt die SGT Menschen, die „durch Mut und Engagement sich für den Erhalt der Schönheit des Tegernseer Tales“ eingesetzt haben.
Gewonnen haben dieses Mal Thomas Pötzinger und Martina Gistl. Pötzinger hatte einen alten Gmunder Bauernhof aus dem Jahre 1650 in viel Eigenleistung wieder originalgetreu renoviert, sodass er nun in seinem alten Glanz wieder zu sehen ist. Gistl dagegen hält mit ihrer Handdruckerei in Gasse die alte Tradition des Hand-Siebdrucks aufrecht. Dabei kommt sie ganz ohne moderne Maschinen aus.
Kein „Autobahnhotel“ in Tegernsee
Im Anschluss an die Verleihung der Preise ließ es sich die Vorsitzende Angela Brogsitter allerdings nicht nehmen, noch einmal gegen die zahlreichen geplanten Bauvorhaben im Tal zu schimpfen. Insbesondere die drei großen Bauprojekte in Tegernsee hatte Brogsitter dabei im Blick.
So habe man in Sachen Westerhof ja generell nichts gegen eine Kapazitätserweiterung, aber doch bitte „in landschaftsverträglichem Maße“. Zudem führe das A-ja-Hotel mit seiner knapp 80-prozentigen oberirdischen Bebauung des Grundstücks zu einer nicht hinzunehmenden Verstädterung. „Wir brauchen kein solches Autobahnhotel“, so Brogsitter.
Ähnlich vernichtend fällt ihr Urteil über die Orthopädische Klinik an der Point aus. Die neue Planung sei mit den Maßstäben des Tals überhaupt nicht kompatibel, es sei geradezu ein Moloch. „Und das für nur 30 zusätzliche Betten“, wundert sich Brogsitter und ergänzt:
Auch die Deutsche Rentenversicherung hat eine Verantwortung gegenüber der Landschaft und ihren Bewohnern.
Generell gehe es ihr um eine Verschiebung des Maßstabs. Es solle nicht mehr die Frage gestellt werden, wie die Bebauung besonders ertragreich gestalteten werden könne, sondern wie man in die Landschaft hineinbauen könne, ohne ihr zu schaden.
Derzeit stehen alle drei Planungen – die des Westerhofs, der Klinik und des A-ja-Hotels – noch zur Diskussion. Zum Glück, wie Brogsitter findet. Dies sei, so die Vorsitzende, allerdings in erster Linie den streitbaren Anwohnern zu verdanken, die sich in allen drei Fällen gegen die Vorhaben gestellt hatten.
Schutzgemeinschaft mit mehr Gehör in der Politik
Ungewöhnliche Situationen erfordern auch ungewöhnliche Maßnahmen. Daher war aus ihrer Sicht der im Herbst durchgeführte Protest mit einhergehender Unterschriftenaktion ein voller Erfolg. Knapp 350 Demonstranten fanden sich damals an der Orthopädischen Klinik in Tegernsee sein. „Seitdem ist die Politik uns gegenüber hellhöriger geworden“, so eine sichtlich zufriedene Brogsitter.
Dies konnte auch der Wiesseer Gemeinderat Bernd Kuntze-Fechner bestätigen. Auch wenn man nicht immer einer Meinung sei, sei es wichtig, dass es die von einigen als Verhinderer bezeichnete SGT gebe. „Mit einer starken Schutzgemeinschaft sind viele gute Dinge im Tal verwirklicht worden“, so Kuntze-Fechner. Als Beispiel nannte er das Gut Kaltenbrunn. Neben all der Kritik hatte Brogsitter auch Lob für die Volksvertreter parat. Es sei wünschenswert, dass viele Gemeinden sich ihre Planungshoheit nun zurückholen wollten. Allen voran Bad Wiessee.
Kein Verständnis zeigte sie hingegen für das Vorhaben von Franz Josef Haslberger, weiterhin an den Plänen für die Erweiterung des „Bauer in der Au“ festzuhalten. Es bleibe zu hoffen, dass die Gemeinde an ihrer bisherigen Meinung festhalte. Und dass diese auch nicht durch das Münchner Verwaltungsgericht ersetzt werde. Denn: „Weitere Oligarchen am Tegernsee brauchen wir nicht.“
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